«Eine doppelte Provokation»
Gérard Depardieus Steuerflucht versetzt Frankreich in Aufruhr. TA-Korrespondent Oliver Meiler erklärt die Hintergründe und sagt, ob der französische Fiskus wirklich so gefrässig ist, wie die Reichen behaupten.
Gérard Depardieu zieht aus steuerlichen Gründen nach Belgien. Und die Franzosen sind empört, obwohl schon andere prominente Reiche das Land verlassen haben. Wie ist der Aufruhr im Fall Depardieu zu erklären? Es gibt mehrere Geschichten hinter dieser Geschichte. Depardieu ist eine überlebensgrosse Symbolfigur Frankreichs – und eine Karikatur. Wie kein anderer Franzose personifiziert er den exuberanten Gallier mit all seinen Exzessen. Depardieu ist immer ein Aufreger – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. An der Steuerflucht von Depardieu stört nun die Franzosen nicht nur, dass er sich unsolidarisch verhält, während das Land in einer tiefen Krise steckt. Sie kritisieren auch, dass sich Depardieu knapp hinter der französischen Grenze in einem belgischen Dorf niederlässt. Das kommt ihnen wie eine doppelte Provokation vor. Viele Kritiker weisen auch darauf hin, dass Depardieu ohne das französische Publikum und ohne die Filmförderung des französischen Staates nicht der Superstar wäre, der er heute ist.