Interview über Frauen und Alkohol«Eine besoffene Frau gilt nach wie vor als abstossend»
Weltweit geht der Alkoholkonsum zurück – ausser bei gut ausgebildeten Frauen ab dreissig. Autorin Eva Biringer spricht über die Gründe – und wie sie selbst ihr Problem losgeworden ist.

Eva Biringer, wer ist diese gut ausgebildete Frau ab dreissig, die zwischen Pilateskurs, Fünfzigstundenwoche und veganem Essen ein solides Alkoholproblem hat?
Eine Frau, der vermutlich jeder schon mal begegnet ist. Eine Freundin, Kollegin, Mutter, Nachbarin, allesamt Frauen, die ihr Leben scheinbar im Griff haben. Während der allgemeine Alkoholkonsum seit Jahren zurückgeht, steigt jener der gut situierten Frauen. Es fängt damit an, dass Frauen in der Kindheit zu Perfektionistinnen erzogen werden. Sie müssen immer 200 Prozent geben, sonst sind sie vermeintlich nichts wert. Und das machen sie auch und stehen drum heute dort, wo sie stehen. Sie sind leistungsstark und ehrgeizig, brauchen aber auch ein Ventil. Man kann nicht nur funktionieren, und Alkohol ist eine dankbare Art, sich mal was zu gönnen und sich zu belohnen, loszulassen.