Ein zweites Leben für das alte Handy
8 Millionen Mobiltelefone verstauben in Schweizer Schubladen. Dabei könnten Konsumenten sie an die Anbieter zurück verkaufen.

Als Geschenk verpackt, lagen in diesem Jahr neue Smartphones unter vielen Schweizer Weihnachtsbäumen. Aber was passiert mit den alten Geräten? Studien zum Verhalten der Konsumenten zeigen: Gebrauchte Mobiltelefone landen bei uns in den meisten Fällen ungenutzt in Schubladen und Schränken.
So dürften schätzungsweise über 8 Millionen Handys in dunklen Ecken zu Staubfängern verkommen. Bezogen auf den Wert des Elektroschrotts, kommt so eine beachtliche Summe zusammen. Es sind schätzungsweise über 60 Millionen Franken.
Neue Mobiltelefone sind ein beliebtes Statussymbol. Die Schweizerinnen und Schweizer wechseln ihr Smartphone etwa alle 20 Monate aus – unabhängig davon, ob es noch funktioniert oder nicht. Entsprechend verkaufen die Hersteller hierzulande jährlich rund 4 Millionen neue Geräte.
Verkauf auf Occasionsmärkten
Was viele Mobilfunkkunden nicht wissen: Sie können ausgediente Handys an ihren Netzbetreiber zurückgeben. Für funktionstüchtige Modelle, die allgemein beliebt sind, erhält der Anwender sogar Geld zurück. Swisscom, Sunrise und Salt unterhalten dazu entsprechende Rückkaufprogramme. Die Telecombetreiber veräussern die so erworbenen Produkte auf Occasionsmärkten auch ausserhalb der Schweiz.
Zuvor werden solche Geräte jedoch aufgepeppt. So gilt es, alle Daten auf den Festplatten dieser Minicomputer zu löschen und die Handys neu zu verpacken. Darum kümmern sich Unternehmen wie Recommerce Solutions in Freiburg.
Die Schweizer Ländergesellschaft der französischen Recommerce Group wollte es genau wissen und hat erstmals erhoben, wie die hiesigen Nutzer zum Thema Wiederverkauf von alten Mobiltelefonen stehen. Recommerce hat ebenfalls repräsentative Umfragen in Deutschland und Frankreich durchgeführt, um das Kundenverhalten vergleichen zu können.
Infografik: Bereitschaft zum Verkauf und Kauf von gebrauchten Mobiltelefonen

Ebenso wie in den Nachbarländern sind zwar drei Viertel der Schweizer Konsumenten bereit, ihre alten Handys wieder zu veräussern. Allerdings werden gebrauchte Geräte in der Schweiz weniger häufig zu Geld gemacht als in Deutschland und in Frankreich. Tatsächlich haben lediglich 7 Prozent der Schweizer ihr Handy verkauft oder gespendet. Recommerce vermutet als Grund, dass die meisten Konsumenten nicht wissen, welche Anbieter sich auf die Rücknahme und den Weiterverkauf alter Mobiltelefone spezialisiert haben.
Die Mobilfunkbetreiber weisen den Vorwurf zurück, zu wenig auf ihre entsprechenden Programme aufmerksam zu machen. «Wir haben die Spendenaktion ‹Mobile Aid› im November und Dezember in unseren Läden sowie im Shopmagazin beworben», sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber. Zudem informiere das Unternehmen im Internet über das reguläre Rückkaufangebot.
Im Rahmen von «Mobile Aid» fliessen die Erlöse aus dem Verkauf von gebrauchten Natels an wohltätige Projekte. Der Schweizer Marktführer gibt Zahlen nur zu diesem Programm bekannt. Jährlich spenden Nutzer dafür 75'000 bis 90'000 alte Geräte.
Hunderte Rücknahmen
Mit zwei Programmen verhindere Sunrise gezielt, dass gebrauchte und funktionsfähige Handys schlimmstenfalls im Abfall enden, sagt Firmensprecherin Thérèse Wenger. Sunrise hält sich aber zum genauen Volumen der abgegebenen Geräte bedeckt.
Salt informiere die Kunden per Lieferschein bei Lieferungen ab dem Zentrallager, auf der Website, in den Läden und teilweise bei Werbeaktionen über das eigene Programm für Gebrauchtwaren, teilt die Nummer drei der Schweiz mit. Konkrete Zahlen zu zurückgenommenen Mobiltelefonen nennt Salt auch keine. «In der Regel sind es aber mehrere Hunderte pro Monat», sagt Firmensprecherin Viola Lebel einzig.
Recommerce wollte von den Schweizer Nutzern auch wissen, inwiefern sie bereit sind, ein wiederaufbereitetes Smartphone zu kaufen. Drei von fünf Konsumenten sind grundsätzlich offen dafür. Der Blick über die Landesgrenze offenbart ein ähnliches Bild.
Umweltschutz spielt Rolle
Der Hauptgrund dafür, dass Leute ein Gerät aus zweiter Hand erwerben, sind die Kosten, die in den drei verglichenen Ländern zwischen 20 und 50 Prozent unter dem Neupreis liegen. In der Schweiz spielt der ökologische Aspekt jedoch ebenso eine wichtige Rolle.
Die befragten Nutzer wollen mit ihrem Verhalten dazu beitragen, den Rohstoffverbrauch zu verringern und damit die Umwelt zu schonen. Diese Absicht ist in Deutschland und Frankreich weniger ausgeprägt. Für die Herstellung eines Mobiltelefons braucht es laut Recommerce gegen 45 Kilogramm Rohstoffe. Dazu gehören auch Metalle der Seltenen Erden. Ihr Abbau gilt als ökologisch besonders bedenklich.
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