Jubiläum an Liestaler GymnasiumEin Weg, der nur Gewinner kennt
Die Sportklasse am Gymnasium Liestal ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Begonnen hat alles vor 20 Jahren.

Die Liste der bekannten Namen aus der Welt des regionalen Sports ist lang. Janika Sprunger, Mario Dolder, Tobias Fankhauser, Christian Kirchmayr, Gregori Ott oder Joanne Züger. Sie alle und viele mehr haben ihre schulische Ausbildung am Gymnasium Liestal genossen. Aber nicht in einer Regel-, sondern in der Sportklasse.
Diese erfuhr am 12. August 2002, also vor 20 Jahren, mit dem ersten Schultag ihre Premiere. Mit vier Schülerinnen und zwölf Schülern, unter ihnen auch der heutige SP-Politiker und Anwalt Diego Stoll. Das Liestaler Gymnasium zählte mit seinem Modell zu den Pionieren in der Nordwestschweiz, ein vergleichbares System gab es nicht.
Inzwischen sind Sportklassen an Schulen keine Besonderheit mehr. Auf mehreren Stufen gibt es individuelle Lösungen, damit Ausbildung und Leistungssport nebeneinander einhergehen können. Im Baselbieter Kantonshauptort sieht dies auf der höchsten Stufe konkret wie folgt aus: Das Gymnasium wird in fünf statt vier Jahren abgespult, pro Woche stehen 25 statt mindestens 32 Lektionen auf dem Stundenplan. Thomas Bircher, der am Gymnasium Liestal für die Sportklassen zuständig ist, sagt: «Das Modell funktioniert, weil Schüler hier sind, die im Sport etwas erreichen wollen – ohne dabei die Ausbildung zu vernachlässigen.»
Flexibler Unterricht
Einer, der im letzten Jahr das Sportgymnasium in Liestal nach bestandener Matur verlassen hat, ist Leo Grazioli. Der Sissacher ist Handballgoalie und spielt in der nächsten Saison nicht mehr bei Suhr Aarau in der Nationalliga A, sondern in der deutschen Bundesliga bei der HSG Wetzlar. Rückblickend auf seine Schulzeit sagt der 21-Jährige: «Für mich war dieser Weg perfekt.» Natürlich musste auch Grazioli viel Zeit und Fleiss für die Schule investieren, doch sagt er: «Um im Sport vorwärtszukommen, unterstützte mich die Schule, so gut sie konnte.»
Vor allem die Zeitfenster am Dienstag- und Donnerstagmorgen hätten viel Raum für individuelles Training gelassen, ebenso seien die auf den Handball-Kalender abgestimmten flexiblen Tests ein Vorteil gewesen. So konnte Grazioli etwa im Vorjahr mit der Schweizer Nationalmannschaft während der Schulzeit an die WM nach Ägypten reisen, ohne dabei in der Schule ins Hintertreffen zu geraten.
Natürlich setzt das ein hohes Mass an Motivation, Einsatzwille und Leistungsbereitschaft der Sportler für den Unterricht voraus, der mehrheitlich als Präsenzveranstaltung abgehalten wird. Entsprechend hoch sind auch die Auflagen, um Sportklassenschüler zu werden: Nur wer die sportlichen wie auch schulischen Kriterien erfüllt, findet Aufnahme.
Eben erst abgeschlossen hat die Laufentalerin Caroline Spies die Sport-Maturklasse in Liestal. Die Eishockey-Torhüterin hat der Leistungssportförderung Baselland (LSF) so etwas wie ein Geburtstagsgeschenk zum 20. beschert. Erstmals in der Geschichte der LSF nahm eine Schülerin während der Ausbildung an Olympischen Spielen teil (in diesem Jahr in Peking). Was einige andere Liestaler Gymi-Abgänger nach der Matur schafften, gelang Spies bereits jetzt. Ein Fakt, auf den man auch am Gymnasium Liestal stolz sein dürfte.
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