Ein Vertreter des urbanen Baselbiets
Als Finanzminister hat Anton Lauber (CVP) den Kanton zurück in die schwarzen Zahlen geführt.
Die Herausforderung, einen persönlichen Gegenstand zum Fototermin mitzubringen, meistert Toni Lauber problemlos. Die Laufschuhe weisen darauf hin, dass der Allschwiler CVP-Mann fit ist. Auch nach sechs Jahren im Regierungsrat. Er geht regelmässig joggen. Überprüfen lässt sich seine Fitness etwa bei der alljährlichen Teilnahme am Baselbieter Team-OL. Darüber hinaus ist allerdings wenig Privates in der Öffentlichkeit bekannt. Immerhin: In Allschwil gilt der 57-jährige Jurist als offen und zugänglich. Der frühere Gemeindepräsident ist auch heute regelmässig in dem Dorf anzutreffen, das eigentlich längst eine Stadt ist. Manchmal auch mit einem seiner drei Grosskinder. Allschwil, an der Grenze zum Elsass gelegen, hat Lauber geprägt: Er ist ein Vertreter des urbanen, weltoffenen Baselbiets. Kein Hinterwäldler.
Die Familie sei ihm sehr wichtig, sagt Lauber im Gespräch. Lauber ist bei den Christlichdemokraten. Nicht nur weil die CVP sich als Familienpartei versteht. Aber auch, weil die CVP zur Familie gehört hat: Schon sein Vater hatte die CVP in Liestal vertreten: als Landrat in den 70er-Jahren.
«Spielt das C in Ihrer Politik eine Rolle?» will ich wissen. «Ja, ich denke schon, das C steht für die Ausgewogenheit, und ich habe mich immer bemüht, ausgewogene Lösungen zu finden», sagt Lauber. Die CVP habe verschiedene Flügel. Dies mache die Politik interessant.
Mitte oder bürgerlich?
Dennoch will Lauber die Frage nicht beantworten, ob er nun im aktuellen Wahlkampf der Kandidat der Mitte oder der Bürgerlichen sei. «Ich bin der Kandidat der Regierung», sagt er unbescheiden. Als Team hätten sie die vergangene Legislaturperiode bewältigt, deshalb würden sie auch als Team antreten, um den Kanton ebenso erfolgreich in die Zukunft zu führen. Damit allerdings umspielt Lauber locker den Konflikt, der den Wahlkampf eingeleitet hat. Seine Partei nämlich wollte sich nicht hinter das bürgerliche Vierer-Ticket stellen. So wirbt denn jetzt die CVP für den Mitte-Kandidaten, während das von Lauber mitiniziierte Komitee «Zukunft Baselbiet gestalten» Lauber zusammen mit Monica Gschwind (FDP), Thomas Weber und Thomas de Courten (beide SVP) zur Wahl empfiehlt.
Eigentlich eine Win-win-Situation: Lauber kann der Wiederwahl zuversichtlich entgegensehen. Als Finanzminister hat sich Lauber auch den Respekt der SVP erarbeitet. Es ist zu einem guten Teil sein Verdienst, dass der Kanton Baselland in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt ist. Ob es allerdings wie beim letzten Mal zum Spitzenresultat bei den Wahlen reicht, ist ungewiss.
Dagegen spricht, dass er sich mit seiner Sparpolitik auch Feinde geschaffen hat. Seine Haltung in sozialen Fragen – etwa bei der Kürzung der Krankenkassenverbilligungen im Budget 2018 – ist bei Betroffenen, auch in der eigenen Partei, schlecht aufgenommen worden. Ebenso die verfügten Lohnkürzungen oder das neue auf Leistung ausgerichtete Lohnregime bei den Kantonsangestellten.
Konfessionell offene Haltung
Lauber allerdings relativiert seine Rolle als Finanzminister. «Ich lege sehr stark Gewicht darauf, dass sich die Regierung als Gesamtregierung versteht und nicht als eine Versammlung der Direktionsvorsteher», sagt Lauber. Und: «Vielleicht merkt man es mir nicht an, aber ich musste auch schon Positionen vertreten, die nicht meine eigenen sind.» In der Regierung habe sich eine Arbeitsweise entwickelt, die dies erleichtert. Für einen sogenannten Diskussions-Regierungsbeschluss erarbeite man das Argumentarium gemeinsam, sodass es einem nicht mehr so fremd ist, wenn der Beschluss anders ausfällt, als zu Beginn angestrebt.
In seiner Direktion ist Lauber auch Kirchenminister: eine Aufgabe, die der Katholik nicht ungern ausführt. Er habe auch schon an besonderen Tagen ökumenisch gepredigt. Auch bei den Christkatholiken in Allschwil. Im Kanton Baselland, wo die Katholiken nur in einem Teil des Gebietes verankert sind, liegt Lauber mit einer konfessionell offenen Haltung richtig – auch wenn er es bei seiner ersten Wahl 2013 im reformierten Oberbaselbiet schwer hatte. Sein Herausforderer aus der Evangelischen Volkspartei kam ihm damals stimmenmässig sehr nahe. Für Lauber ist das Oberbaselbiet aber keineswegs fremdes Terrain: Beruflich war er dort in mehreren Funktionen unterwegs.
Kein Prediger für den Zentralismus
Schwieriger ist sein Verhältnis zu den Gemeinden. Einst gehörte Lauber als Gemeindepräsident von Allschwil an vorderster Front zu jenen, welche den Gemeinden mit der Charta von Muttenz mehr Gewicht gaben. Auch heute ist Lauber kein Prediger für den Zentralismus. Er ist aber davon überzeugt, dass die Gemeinden nur im Verbund mehr Gewicht erhalten können. Schon kurz nach seiner Wahl in die Regierung setzte sich Lauber das Ziel, die Gemeinden zu Regionen zusammenzuschliessen.
Im Landrat setzte sich Lauber zwar mit einem Gemeindeartikel durch, der den Gemeinden zu mehr Eigenständigkeit verhilft, scheiterte aber mit seiner Vorstellung fixer Regionen. Politisch klug hat Lauber eingelenkt: Er kann auch mit freiwilliger Zusammenarbeit leben. Deswegen einen Streit vom Zaun zu reissen, läge ihm fern: Kanton und Gemeinden sollen nach seinen Vorstellungen einvernehmlich zusammenarbeiten. Stolz ist Lauber, dass es ihm gelungen ist, den umstrittenen Finanzausgleich zwischen den Gemeinden neu zu regeln.
Ferien im Ausland
Die Zusammenarbeit mit dem Nachbarkanton Basel-Stadt schätzt der Allschwiler «als um ein X-faches besser als gemeinhin angenommen» ein. Das Nein zur gemeinsamen Spitalgruppe bedauert er, fürchtet er doch um die Spitzenmedizin in Basel. «Vielleicht sollten sich die beiden Basel weniger mit sich selber beschäftigen», sagt er, und «mit Herz» für die Zusammenarbeit einstehen. Mit den Nachbarkantonen Aargau, Solothurn und Jura sei es viel schwieriger, weil dort die Prioritäten und die Zentren anderswo lägen.
Privat zieht es Lauber ohnehin nicht nur über die Kantonsgrenzen. Seine Ferien verbringt er öfters im Ausland – zuletzt in Thailand. Und als Nächstes möchte er sich den Wunsch erfüllen, mal auf Safari zu gehen. Auch nach einem Vorbild gefragt, nennt er keinen Schweizer: Beeindruckt hat ihn Nelson Mandela, sein Charisma, seine Kraft, sein Leistungsausweis nach jahrelanger Gefangenschaft – «eine absolute Ausnahmeerscheinung». Die Bedeutung Mandelas zeige, dass es in der Politik «auf die Persönlichkeit» ankomme.
Zu Lauber gehört auch das Musikhören. «Ich entdecke immer wieder Neues», sagt er. Zum Lesen hingegen komme er weniger. Jetzt sei er halt ein Ferienleser, meint er. «In der übrigen Zeit lese ich vorwiegend Akten.» Aller Voraussicht nach auch in den kommenden vier Jahren.
Die Basler Zeitung hat in der heute zu Ende gehenden Serie die Kandidatinnen und Kandidaten für den Baselbieter Regierungsrat porträtiert.Erschienen sind: Thomas de Courten (20. Februar) Kathrin Schweizer (22. Februar)Isaac Reber (25. Februar) Thomas Weber (26. Februar)Monica Gschwind (28. Februar)
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