Uli Forte ist ein junger, unverbrauchter und trotzdem schon erfahrener Trainer. Er war nie ein grosser Fussballer. Der ehemalige Wirtschaftsstudent der Universität Zürich hat sich über den Regionalfussball zuerst als Spieler und dann vor allem als Trainer ab 2002 hochgekämpft. Red Star, Wil, St. Gallen, GC und YB waren da seine Clubs.
Nun also der FCZ. Es ist eine realistische, vernünftige und deshalb auch eine gute Wahl, die der Verein mit Präsident Ancillo Canepa getroffen hat - im Gegensatz zur Ernennung von Sami Hyypiä im August 2015. Forte kennt die Liga. Er kennt den FCZ. Er kennt die Gegner. Er kennt Zürich. Und vor allem: Er ist ein intelligenter, offener, energiegeladener Mensch. Er kann mit seinen 42-Jahren noch immer die Sprache der Jungen sprechen - und tut das auf dem Platz auch sehr direkt. Er hat die Rolle des optimistischen Chefs, der die Spieler mitzieht, schon erfolgreich gespielt.
Nichts braucht der FC Zürich jetzt mehr als einen Trainer, der mit seinen Ansprachen in die Herzen und Köpfe der Spieler vorstösst. Der sie befreit von der Last. Der sie wieder mit Leidenschaft und Finesse spielen lässt. Der FCZ hatte vor der Saison geglaubt, dass er an der Spitze mitspielt. Dann haben der schlechte Start, falsche Personalentscheide, ständige spielerische Rückschläge und hausgemachte Krisen an den Nerven gezerrt. Am Selbstvertrauen genagt. Die Beine blockiert. Deshalb steht die Mannschaft nun drei Runden vor Schluss auf dem letzten Platz.
Forte ist schon zweimal aufgestiegen. Er ist Cupsieger geworden, hat Clubs im Erfolg verlassen und ist auch zweimal entlassen worden. Jetzt aber steht er vor seiner schwierigsten Mission als Trainer. Für die Wende bleibt ihm keine Zeit. Der Montag mit dem Spiel in St. Gallen ist schnell gekommen. Geht der Start schief, wechselt der Himmel über dem FCZ von dunkelgrau zu schwarz.
Forte sagt, er gehe mit seinen Engagement beim FCZ «All-In». Was er in der Pokersprache sagen will: Es ist ein Risiko, das er eingeht, weil der FCZ seit Monaten fast nur die Krise kennt. Tatsächlich ist das Risiko für ihn klein. Steigt der FCZ ab, wird Forte keine Schuld treffen. Gelingt unter ihm der Ligaerhalt und vielleicht auch noch der Cupsieg, wird der gebürtige Italiener neben dem Lob auch einen schönen finanziellen Bonus kassieren. Und erster Kandidat für einen Vertrag über den Sommer hinaus sein.
Dass der FCZ und Forte nur einen Kontrakt bis Saisonende abgeschlossen haben, ist für beide Seiten vernünftig. Forte weiss, dass er die Entwicklung des Clubs längerfristig nicht alleine beeinflussen kann. Damit der FCZ die schweren Zeiten auf Dauer hinter sich lässt, muss Präsident Canepa endlich verstehen, dass er die Club- und vor allem die Personalpolitik des Vereins nicht allein zusammen mit seiner Frau bestimmen kann.
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Ein Trainer für Herz und Kopf
Die Wahl von Uli Forte als FCZ-Nothelfer ist vernünftig. Für eine langfristige Genesung des Clubs muss aber mehr passieren.