Ein Statistiker mit Sinn fürs Menschliche
Roger Hummel ist der Neue an der Seitenlinie des FC Rafzerfeld. Der fussballverrückte Trainer will dem 3.-Liga-Team zu mehr spielerischer Klasse verhelfen.
Fussball. - Für Roger Hummel gibt es im Fussball nur eines, das schlimmer ist als verlieren: schlecht spielen und verlieren. «Wenn wir eine Niederlage kassiert, aber ein gutes Spiel gezeigt haben, kann ich damit leben», sagt der neue Rafzerfeld-Trainer, «wenn nicht, dann stinkts mir gewaltig.» So war es auch am vergangenen Sonntag, nach dem 1:2 zum Saisonauftakt in der 3.-Liga-Gruppe 5 gegen Dielsdorf. Gestört hat den 42-Jährigen vor allem das «Kick-and-Rush-Spiel», das sein Team praktiziert hat. «Das hatte nichts mit dem Fussball zu tun, den ich liebe.» Er sehe es gern, wenn ein Team schön kombiniere, statt nur weite Bälle nach vorn zu schlagen. Schon letzte Saison eilte Rafzerfeld der Ruf einer «Hauruck-Mannschaft» voraus, deren Spiel über den Kampf läuft und die mehr Wert auf das Verhindern gegnerischer Torchancen als auf das Schaffen von eigenen legt. Das will Hummel ändern. Technisches Potenzial sei vorhanden: «Meine Spieler können nicht nur rennen und kämpfen», sagt er. Neben der Technik liegt ihm auch die Taktik am Herzen. Mit Rafzerfeld arbeitet er intensiv an der Umstellung von Mann- auf Raumdeckung. Eine Herzensangelegenheit Roger Hummel hat das Traineramt diesen Sommer von Dany Johner übernommen. Er kennt beide Vereine - Hüntwangen und Rafz - noch aus der Zeit vor der Fusion, die sie 2003 zum FC Rafzerfeld werden liess. Bei beiden hat er gespielt, bei beiden war er Junioren-Trainer. So musste er denn auch nicht lange überlegen, als Sportchef Heinz Schmid ihn Anfang Jahr angefragt hatte, ob er das Team nach Johners Rücktritt übernehmen würde. «Es war eine Herzensangelegenheit.» In Eglisau - «quasi mit einem Ball am Fuss» - aufgewachsen, war Hummel als 9-Jähriger dem FC Hüntwangen beigetreten. Bis 1991 blieb er, dann wechselte er nach Rafz. Doch schon mit 27 musste der Unterländer seine Aktivkarriere beenden. «Ich war immer wieder verletzt, musste fast jährlich unters Messer.» Ganz ohne Fussball konnte er nicht sein, und so wurde er Trainer der Rafzer A-Junioren. Dasselbe Amt hatte er später auch in Hüntwangen inne. «Einige meiner damaligen Schützlinge sind heute wieder in meinem Team», erzählt Hummel. So etwa Nils Albrecht, André Elsener oder Tino Schönenberger. Letzteren nahm er auch mit, als es ihn 1998 für fünf Jahre nach Bülach zog, wo er zuerst Assistent des Fanionteams, dann A-Junioren-Coach und schliesslich Trainer der 2. Mannschaft wurde. Danach folgten Engagements in Engstringen (4. Liga) und Schlieren (3.). Hummel, der mit seiner Frau und dem 6-jährigen Sohn in Bülach lebt, kann alle seine Trainerstationen nahtlos aufzählen. Doch nicht nur das: Er kann auch genau rekonstruieren, was für ein Training er zum Beispiel heute vor 15 Jahren geleitet hat. «Ich bin ein leidenschaftlicher Statistiker», sagt er schmunzelnd. Er dokumentiert jedes Training, jede Aufstellung, jedes Resultat. Besonders gern denkt Hummel an seine Zeit in Bülach zurück. Mit den A-Junioren stieg er in die Meisterklasse auf und wurde im Jahr darauf Regionalmeister - sein grösster Erfolg. Daran hat auch Rafzerfelds Mittelfeldspieler Schönenberger gute Erinnerungen: «Roger und ich waren ein erfolgreiches Gespann», sagt er lachend. Schon damals war er Hummels Captain, jetzt ist er es wieder. Seinen neuen alten Trainer beschreibt er als fordernd, aber auch sehr umgänglich. «Er verlangt viel und hat eine klare Linie. Seine Trainings sind hart, lang und intensiv - aber der Spass kommt nicht zu kurz.» Hummel selbst sagt über sich, er sei sehr ehrgeizig und «absolut angefressen». In die Vorbereitung seiner Trainings investiert er enorm viel Zeit. Neben seinem Faible für Statistiken und Taktiken vergisst der 42-Jährige jedoch nie den Menschen hinter dem Spieler. «Ich bin streng, aber ich kann auch ein guter Zuhörer und Freund für die Spieler sein.» Er habe Menschenkenntnis genug, um zu spüren, was gerade gefragt sei. Diese Fähigkeit braucht er auch im Berufsleben: Als Abteilungsleiter Wareneingang in einem Lager hat er zehn Angestellte unter sich. Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg ist das offizielle Saisonziel des FC Rafzerfeld der Klassenerhalt. Hummels persönliches Ziel geht jedoch weit darüber hinaus: «Ich möchte mich in der vorderen Tabellenhälfte festsetzen - wenn nicht dieses Jahr, dann im nächsten», sagt er. Er sei überzeugt davon, dass man aus Rafzerfeld ein 3.-Liga-Spitzenteam formen könne. Nur das Wort Aufstieg will der Trainer dann doch lieber nicht in den Mund nehmen. «Noch nicht», fügt er schmunzelnd an. Hochmotiviert bis in Zehenspitzen Hummel kann sich «absolut vorstellen», das Traineramt bei Rafzerfeld über seinen Einjahresvertrag hinaus weiterzuführen. Vorerst will er sich jedoch auf die unmittelbare Zukunft konzentrieren. Und die heisst übermorgen Oerlikon/Polizei II. Hummel erwartet eine «klare Reaktion» und verspricht, dass sein Team «hochmotiviert bis in die Zehenspitzen» ins Heimspiel steigen werde. Schliesslich will er am Sonntagabend in seiner Statistik vermerken können: gut gespielt - und gewonnen.
Aufwärts - das ist die Richtung, in die es für den neuen Rafzerfeld-Trainer Roger Hummel gehen soll: «Das Wort Aufstieg will ich nicht in den Mund nehmen, aber ich möchte mit dem Team langfristig in die vordere Tabellenhälfte.»
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