Ein Sprinter setzt sich am Giro durch
André Greipel gewinnt die 18. Etappe – obwohl er ganz schön gereizt ins Rennen ging.

André Greipel nutzte im Giro d'Italia die letzte Gelegenheit für einen Spurterfolg. Der Deutsche setzte sich in Brescia vor den restlichen Sprintern durch. Vor den beiden entscheidenden Bergetappen blieb das Gesamtklassement mit David Arroyo (Sp) in der Maglia rosa unverändert.
Die Geschichten um die Sprinter Mark Cavendish und André Greipel im Team HTC-Columbia sind legendär. Der Brite und der Deutsche lassen sich auf verbale Schlagabtäusche ein, gehen sich aus dem Weg – und jeder will dem anderen zeigen, dass er die Gegner noch immer im Griff hat.
Grosse Anspannung
Cavendish gelang dies zuletzt in der Kalifornien-Rundfahrt. Greipel hoffte, im Giro auftrumpfen zu können. Der Radprofi aus Rostock benötigte aber beinahe drei Wochen Geduld und gelichtete Reihen, ehe ihm der zwölfte und zugleich bedeutendste Sieg in dieser Saison gelang. Zu Beginn der Rundfahrt war Greipels Anspannung so gross, dass er sich in Middelburg (Ho) mit dem Sieger Wouter Weylandt in eine Konfrontation mit Worten und Händen einliess, indem er dem Belgier vorwarf, auf den letzten Kilometern Nutzen aus der Vorarbeit der Gegner gezogen zu haben.
Am Schluss dieser 18. Giro-Etappe mit Start in Levico Terme und Ankunft in Brescia stand Greipel die Genugtuung ins Gesicht geschrieben. Seine Teamkollegen - Michael Albasini eingeschlossen - hatten eine mustergültige Vorarbeit geleistet, und er krönte ihren Einsatz mit einem klaren Spurtsieg. Greipel machte für diese Saison das Dutzend voll. Vier seiner Siege stammten aus der Tour Down under (Au) im Januar, fünf aus der Türkei-Rundfahrt, zwei aus der Mallorca Challenge - das war zwar gut fürs Selbstvertrauen, aber nichts von grosser Bedeutung. Nun hofft Greipel erneut, teamintern für die Tour de France nominiert zu werden; schon letztes Jahr hatten die Teamverantwortlichen Cavendish den Vorzug gegeben.
Zwei Bergetappen zum Schluss
Der Gesamterste David Arroyo (Sp) und seine Herausforderer mussten auf dieser letzten Flachetappe sogar nicht einmal ihre Mannschaftskollegen einspannen. Deren Support benötigen sie heute Freitag und morgen Samstag in den beiden äusserst strapaziösen Bergetappen, in denen möglicherweise die Entscheidung über den Gesamtsieg fällt. Die beiden Teilstücke messen zusammen 367 km. Davon führen 117 km bergauf. Die Höhendifferenz an beiden Tagen beläuft sich auf beinahe 10 000 Meter, was rund 30 Prozent der Gesamtsteigung der ganzen Rundfahrt ausmacht. Der Mortirolo-Pass (Freitag) und der Gavia-Pass (Samstag) bilden die Haupthindernisse, wobei die Fahrer in der zweitletzten Etappe von Tirano her das Puschlav bis zur Furocla Livigno erklettern müssen. Sollte der Gavia- Pass (2618 m über Meer) aus Witterungsgründen nicht befahrbar sein, ist von den Veranstaltern eine Ersatzvariante mit der neuerlichen Passage des Mortirolo ins Auge gefasst worden.
Von den Journalisten der «Gazzetta dello Sport» befragte Experten gehen mehrheitlich von der Annahme aus, dass der Gesamtsieger Ivan Basso oder Cadel Evans heissen wird. Wegen des abschliessenden Zeitfahrens vom Sonntag in Verona über 15 km vertreten sie die Ansicht, dass Basso seinen Vorsprung von 42 Sekunden auf Evans eher noch ausbauen müsste. Vereinzelt wurde auch die Meinung geäussert, mit seinem Vorsprung von 2:27 Minuten auf Basso verfüge Arroyo über eine Marge, die nicht unterschätzt werden dürfe.
si/oku
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