Neue Mehrwertsteuer-Abrechnung Ein neues Steuerportal verärgert Firmen
Der Bund hat eine neue Internetseite zur Abrechnung der Mehrwertsteuer aufgeschaltet. Bei Firmeninhaberinnen und Firmeninhabern sorgte das für Verwirrung: Sie erfuhren erst davon, als sie es schon hätten nutzen müssen.

Es gibt für Unternehmerinnen oder Unternehmer erfreulichere Dinge, als die Mehrwertsteuer abzurechnen. Doch das gehört zum Geschäft. Und deshalb sollte die Abrechnung schnell und einfach erfolgen.
Das Gegenteil ist derzeit Fall: Die Steuerverwaltung macht es derzeit den Firmeninhabern schwer. Ein Leser dieser Zeitung berichtet, dass er tagelang die Abrechnung der Mehrwertsteuer online nicht habe erfassen können. Die Hotline des Bunds habe ihm dann erklärt, dass das System teilweise ausser Betrieb sei.
Das sorgt an vielen Orten für Frust: 360’000 Firmen melden ihre Mehrwertsteuer online. Der Unternehmer selber fühlt sich mit seinem Problem im Stich gelassen.
Die Gründe für den Frust: Das Finanzdepartement hat ein neues Dienstleistungsportal mit dem Namen ePortal aufgebaut. Dort werden zahlreiche Dienstleistungen gebündelt. Firmen können ihre Radio- und TV-Gebühren verwalten. Auch Biera, das System zum Anmelden und Rückerstatten von Biersteuern, ist dort zu finden.
Und neuerdings eben auch die Abrechnung der Mehrwertsteuer. Das bisherige Portal der Steuerverwaltung sei am Ende des Lebenszyklus angelangt, sagt das Amt. Ein Weiterbetrieb lohne sich nicht mehr. Die Umstellung auf das neue Portal des Finanzdepartements kostet 2,5 Millionen Franken.
Gibt die Umstellung nichts zu tun oder doch?
Doch scheint der Wechsel alles andere als nachvollziehbar abgelaufen zu sein. Wie unserem Leser erging es auch dem Anwalt Martin Steiger aus Zürich. «Als Unternehmer, der mehrwertsteuerpflichtig ist, wurde ich nicht gut informiert», erklärt Steiger.
Am 23. September 2022 teilte ihm die Steuerverwaltung per E-Mail mit, dass das bisherige Portal per Anfang November 2022 abgelöst werde. Die Steuerpflichtigen würden auf das neue Portal weitergeleitet und müssten deshalb nichts unternehmen.
Es kam anders: Am 21. Oktober 2022 teilte die Steuerverwaltung mit, das neue Portal werde ab dem 8. November 2022 angeboten und das bisherige Portal stehe ab dem 3. November 2022 nicht mehr zur Verfügung. Nun musste man plötzlich doch etwas unternehmen, schreibt Steiger. Geschäftsfälle bis und mit 2. November 2022 mussten abgeschlossen werden. Die Information war mit weniger als zwei Wochen Vorlauf beim Anwalt eingetroffen.
Dann zog das Amt die Handbremse. Am 1. November 2022 teilte die Steuerverwaltung den Abbruch der Migration auf das neue Portal mit.
«Am 17. November 2022 um 15.15 Uhr teilte mir die Steuerverwaltung mit, das bisherige Portal stehe seit dem 17. November 2022 um 8 Uhr nicht mehr zur Verfügung.»
Nur um wenige Tage später wieder Vollgas zu geben. «Am 17. November 2022 um 15.15 Uhr teilte mir die Steuerverwaltung mit, das bisherige Portal stehe seit dem 17. November 2022 um 8 Uhr nicht mehr zur Verfügung», so Steiger. Daten, die bis zum 16. November 2022 nicht abgeschlossen worden seien, würden nicht übernommen. «Die Information erfolgte nicht bloss kurzfristig, sondern rückwirkend!», sagt Steiger.
Ein Sprecher der Steuerverwaltung erklärt das Hin und Her so: «Aufgrund der Unsicherheit, ob die Services online gehen konnten, erfolgte die letzte Information nur wenige Tage vor der Umstellung.» Das sei zwar nicht befriedigend, jedoch seien die Kunden aufgrund vorangegangener Informationsschreiben über den Wechsel informiert gewesen.
Zuerst verschoben, dann vorgezogen
Technische Schwierigkeiten hätten die Steuerverwaltung zuerst dazu bewogen, den angekündigten Wechsel auf das neue Portal vorerst zu verschieben. «Der gute Fortschritt bei der Fehlerbehebung öffnete ein Zeitfenster, das den Wechsel noch in diesem Jahr ermöglichte», erklärt der Sprecher. Das nächste Zeitfenster für die Umstellung hätte sich erst wieder im Februar geöffnet.
Mit der Umstellung ist das Amt, anders als die erwähnten Kunden, zufrieden. Bereits ein paar Tage nach Einführung hätten sich mehrere Tausend Firmen erfolgreich angemeldet. Die Probleme würden sich in Grenzen halten. So sei es zu fehlerhaften Eingaben bei der Anmeldung gekommen und das System aufgrund der hohen Nachfrage teilweise stark ausgelastet gewesen. Zudem tauchten Fehlermeldungen auf, die derzeit behoben werden, so der Sprecher. Auch bei der Hotline kam es zu Wartezeiten.
Für betroffene Unternehmer dürfte die überlastete Hotline keine Überraschung sein. «Ich hoffe, die Steuerverwaltung lernt aus dieser gescheiterten Kommunikation», so Steiger.
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