Basler Sport-ChampionsEin neues Gesicht und zwei Altbekannte
Boxerin Gabriela Timar sowie Kanute Jan Rohrer und die Wasserballerinnen des WSV Basel sind die Basler Sportlerinnen und Sportler des Jahres 2022.

Der Rahmen stimmt. Wie immer, wenn der Basler Sport in der St.-Jakobs-Halle an den Basler Sport-Champions zusammenkommt. In diesem Jahr kehrte die Veranstaltung wieder an ihren gewohnten Januar-Termin zurück, nachdem selbst 2022 wegen Corona erst im April hatte geehrt und gefeiert werden können.
Diesmal zeigt sich Sportdirektor Conradin Cramer folglich erleichtert. Und lobt, was im Basler Sport in den vergangenen zwölf Monaten geleistet worden ist. Natürlich hätte ein jeder und eine jede einen Preis verdient. Aber eben: An den Sport-Champions kann letztlich pro Kategorie nur ein Sieger verkündet werden. Auch Cramer war zuletzt sportlich aktiv: Und erbrachte den Videobeweis, als er beim Schifferstechen auf dem Rhein seine ersten Gehversuche machte.
Aber im Fokus dieses Abends war nicht der Sport treibende Regierungsrat, sondern die Athleten. Zusammen mit Sport Basel und den Basler Sportjournalisten haben Vertreter des Erziehungsdepartements mit Gabriela Timar eine Frau geehrt, deren Name noch nicht auf der Sieger-Zinnkanne eingraviert ist. Anders bei den Männern: Dort wird Kanute Jan Rohrer zum zweiten Mal en suite auf die Bühne gebeten – diesmal vertreten durch seine Mutter. Und auch die Wasserballerinnen des WSV Basel durften die Glückwünsche des Regierungsrats schon mehrmals entgegennehmen.
Nicht persönlich anwesend war Roger Federer. Nachdem im vergangenen Jahr Karin Suter-Erath und Benjamin Steffen den Lifetime-Award erstmals überreicht bekommen hatten, ging diese Auszeichnung diesmal an den zurückgetretenen Tennisspieler.
Federer musste sich jedoch abmelden, da er seit Jahren wieder mal auf der Skipiste weilte. Vertreten wurde er durch seine Eltern Robert und Lynette, die unter grossem Applaus diese nächste Urkunde für ihren Sohn entgegennahmen.
Gabriela Timar und der Besuch in Basel

Eigentlich war das alles ja ganz anders geplant: Gabriela Timar wollte nur kurz nach Basel kommen, um eine Freundin zu besuchen. Ein paar Tage, vielleicht ein paar Wochen, aber sicher nicht mehrere Jahre.
2014 ist Timar nach Basel gereist und irgendwann, kurz darauf, zum ersten Mal die schmale Treppe zum Boxclub hinuntergestiegen. Mit dem Sport konnte sie damals nicht viel anfangen. Ihr Vater hatte sich zwar immer schon für Muskel- und Kraftsport begeistert, etwas, das auch seine Tochter faszinierte. Aber Boxen?
Die gebürtige Rumänin aus Hermannstadt ist nicht nur in Basel geblieben, nein, seit 2018 ist sie Profiboxerin. Kampfname: «Balboa». Neun Kämpfe im Leichtfliegengewicht, acht Siege, eine Niederlage, im letzten Mai war das, bei ihrem ersten Titelkampf in Calais um den Gürtel der European Boxing Union, der EBU.
In Europa ist die 36-Jährige inzwischen Nummer 2 in ihrer Gewichtsklasse, weltweit die Nummer 39. Dabei sagt Timar von sich selbst, dass sie gar nicht besonders talentiert sei. Aber da ist eben auch die harte Arbeit, die viele nicht sehen.
Vier Trainings pro Woche, dazu Kraft- und Ausdauereinheiten, die Lektionen als Trainerin des Boxclubs und natürlich die Sparrings vor jedem einzelnen Kampf. Und wofür das alles? Für einen kleinen Lohn aus der Kasse des Boxclubs, für die Unterstützung eines Sponsors – aber auch für den grossen Traum vom ersten Gürtel.
In diesem Jahr hat Timar ihren nächsten Titelkampf, gegen die Italienerin Giorgia Scolastri, um den vakanten Titel der EBU. Wenn alles klappt, soll der Kampf in Basel ausgetragen werden. In jener Stadt, in der Gabriela Timar doch eigentlich nur ein paar Tage bleiben wollte. Vielleicht ein paar Wochen.
Jan Rohrer und der Coup am dritten Elite-Rennen

Als Jan Rohrer im Vorjahr zum Basler Sport-Champion 2021 geehrt wird, zeigt er sich überrascht. Der zweite Platz an der U-23-Weltmeisterschaft im Slalom Extreme reichte ihm aus, um im Alter von 21 Jahren erstmals diese Auszeichnung in Empfang nehmen zu dürfen.
Nun ist Rohrer ein Jahr älter und darf bereits das zweite Mal in der «Joggeli»-Halle auf die Bühne. Nachdem ihn vor Jahresfrist Olympia-Kanute Mike Kurt als «verrückt» bezeichnet hat, hält nun Simon Niepmann, der Ruder-Olympiasieger aus Basel, die Laudatio.
Und auch Niepmann kommt nicht drumherum, Rohner als einzigartigen Kanu-Sportler zu bezeichnen. Den Titel gewinnt der inzwischen 22-Jährige diesmal, weil er an der EM in der Slowakei Kanu-Europameister in der Wildwasserdisziplin Slalom Extreme wird. Es ist dies im April erst sein drittes Rennen auf Stufe Elite – und zugleich sein grösster Erfolg.
Doch die Saison ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Ende. Der Athlet der Rennpadler Basel schafft es auch an der U-23-WM aufs Treppchen und wird Dritter. Zwei Podestplätze in einem Jahr an internationalen Grossevents – das ist ein beachtlicher Erfolg.
Damit hat sich Rohrer in eine gute Position für das laufende Jahr gebracht, wenn es um die Qualifikation für Paris geht. Denn: 2024 ist Slalom Extreme erstmals olympisch. Die Teilnahme an Olympia ist das Ziel des Baslers, der gerne auch mal in seinem Sportgerät den Rheinfall runterfährt – ein verrückter Typ eben.
Der WSV Basel und die Sache mit dem Geburtstag

Der WSV Basel feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Es sind drei Jahrzehnte, in denen die Basler Wasserballerinnen in ihrer Sportart so manches bewegt haben. Und immer mit dabei: Michel Grasso, Trainer und Förderer des WSV Basel.
Im letzten Sommer durfte Grasso mit seinem Team den elften Meistertitel feiern. In der Playoff-Finalserie gegen Horgen hatten die Baslerinnen das bessere Ende für sich. Grasso sprach von der besten Equipe, die er je trainiert habe: Die älteste Spielerin war 53, die jüngste 14. Der Coach attestierte seinem Team eine bemerkenswerte Schnelligkeit und eine überdurchschnittliche Technik – was letztlich den Unterschied ausmachte.
Dank dieses Coups dürfen sich die WSV-Frauen ein nächstes Mal als «Basler Team des Jahres» feiern lassen. Zuletzt war dies 2019 der Fall wie auch in manchen Jahren vor der Jahrtausendwende, als die Feierlichkeiten noch in der UBS-Kundenhalle ausgetragen worden sind.
Dass die Erfolgsgeschichte im Basler Frauen-Wasserball fortgeführt wird, dafür sorgt Grasso, indem er für die eben gestartete Saison wieder eine kompetitive Equipe beisammenhat. Die ersten zwei Liga-Ergebnisse? 18:5 und 18:6.
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