Ein neuer internationaler Kriegsschauplatz
Die Kämpfe zwischen malischen Regierungstruppen und Islamisten haben sich in den letzten Tagen zu einem internationalen Konflikt ausgeweitet. Auch die USA erwägen nun einen Eingriff im westafrikanischen Land.
Der internationale Militäreinsatz gegen islamistische Rebellen im Norden Malis trägt erste Früchte, fordert aber auch Blutzoll aufseiten der neu gebildeten Allianz: Nach Luftangriffen der französischen Streitkräfte befindet sich die strategisch wichtige Stadt Konna wieder in der Hand der malischen Regierungstruppen. Bei dem Einsatz sei zudem eine Kommandozentrale der Extremisten zerstört worden, teilte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian mit. Allerdings muss Frankreich auch schon das erste Todesopfer hinnehmen: Ein Soldat kam bei den Gefechten ums Leben.
Heute hat sich nun auch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) eingeschaltet und einer Entsendung von Interventionstruppen in das Krisengebiet zugestimmt. Derweil suchten die malischen Regierungstruppen noch nach in Konna untergetauchten Aufständischen, sagte Oberstleutnant Diarran Kone. Ein Sprecher der islamistischen Gruppe Ansar Dine sagte der Nachrichtenagentur AP, er könne die Angaben nicht bestätigen, da er wegen schlechter Kommunikationsverbindungen keinen Kontakt zu den Kämpfern in der Region aufnehmen könne.
«Terroristen Rückzugsort verwehren»
Gemäss der Nachrichtenagentur AFP erwägt nun auch die USA ein Eingreifen in dem westafrikanischen Land. Washington könnte logistische Hilfe liefern und Geheimdienstinformationen bereitstellen, sagte ein US-Regierungsvertreter. Zu den Optionen für ein US-Eingreifen in die Kämpfe in Mali zähle der Einsatz von Aufklärungsdrohnen; erwogen werde zudem, die französischen Truppen mit Geheimdienstinformationen und logistischem Beistand zu unterstützen, sagte der US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte das Weisse Haus offiziell erklärt, die USA teilten das französische Ziel, «Terroristen einen sicheren Rückzugsort in der Region zu verwehren».
Die islamistischen Rebellen sind nach Angaben der malischen Streitkräfte aus der umkämpften Stadt Konna vertrieben worden. Die Regierungstruppen suchten heute allerdings noch nach untergetauchten Kämpfern der Aufständischen, sagte Oberstleutnant Diarran Kone. Ein Sprecher der islamistischen Gruppe Ansar Dine, Sanda Abu Mohammed, sagte der Nachrichtenagentur AP, er könne die Angaben nicht bestätigen, da er wegen schlechter Kommunikationsverbindungen keinen Kontakt zu den Kämpfern in der Region aufnehmen könne.
Erfolgreiche Luftoffensive
Am Freitag hatten die malischen Streitkräfte nach französischen Luftangriffen eine Offensive gegen Konna gestartet. Die Islamisten hatten die Stadt erst am Donnerstag erobert und waren damit gefährlich nahe an den noch von der Regierung kontrollierten Süden des Landes herangerückt.
Ein Regierungssprecher sagte am Freitagabend im Radio, die Kämpfe hätten gut drei Stunden gedauert und französische, senegalesische und nigerianische Einheiten hätten sich daran beteiligt. Frankreichs Präsident François Hollande hatte zuvor erklärt, die französischen Streitkräfte seien am Nachmittag den malischen Streitkräften zu Hilfe gekommen, «um gegen die terroristischen Elemente zu kämpfen».
Welche französischen Einheiten und wie viele Soldaten in Mali im Einsatz sind, war zunächst unklar. Die Luftangriffe könnten von Kampfflugzeugen von Tschad aus geflogen worden sein, hiess es heute in einem Bericht des Senders Radio France Internationale. Dort habe Frankreich fünf Jets vom Typ Mirage stationiert.
Bericht über Hubschrauberangriff auf Rebellen bei Konna
Noch wahrscheinlicher sei der Einsatz von in Burkina Faso stationierten Kampfhubschraubern vom Typ Gazelle. Am Donnerstag hätten bislang nicht identifizierte Helikopter Stellungen der Rebellen bei Konna angegriffen, berichtete der Sender weiter. Bislang habe Paris den Einsatz von Kampfhubschraubern in Mali allerdings noch nicht bestätigt.
Als Reaktion auf die verstärkte Rebellen-Offensive in Mali rief Staatspräsident Dioncounda Traore am Abend den Notstand aus. Der Ausnahmezustand gelte zunächst zehn Tage, sagte Traore im Staatsfernsehen, nachdem die Aufständischen aggressiver denn je auf den von Regierungstruppen kontrollierten Südwesten des Landes vorgerückt waren. Zugleich wies der Staatschef sämtliche Bergbauunternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen in Mali an, ihre Lkw und Geländewagen dem Militär zur Verfügung zu stellen.
Auch Soldaten aus Senegal und Nigeria sollen im Einsatz sein
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon bestätigte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP, dass neben Frankreich auch der Senegal und Nigeria Hilfe nach Mali geschickt hätten, machte aber keine Angaben über die Art der Hilfe. Er sagte, die Unterstützung der drei Länder sei sehr wichtig für Malis Streitkräfte. Ban erklärte, er hoffe, dass der französische Einsatz im Sinne einer im Dezember verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrates ablaufe. Der Resolution zufolge sollen Truppen unter der Führung der Afrikanischen Union das malische Militär im Kampf gegen die Rebellen unterstützen.
Noch keine Hilfsanfrage an die USA
Hollande kündigte an, die Militäraktion werde «so lange wie nötig» dauern. «Es geht um die Existenz dieses befreundeten Staates, um die Sicherheit seiner Bevölkerung und auch die unserer Landsleute», sagte Hollande. Derzeit leben rund 6000 Franzosen in der früheren Kolonie in Westafrika, sieben von ihnen befinden sich in der Gewalt von Entführern. Jeder wisse um die «Brutalität und den Fanatismus» der Islamisten im Norden des Landes, sagte Hollande. Der Einsatz finde im «internationalen rechtlichen Rahmen» statt, also gemäss der UNO-Resolutionen.
Das westafrikanische Mali war nach einem Putsch im März vergangenen Jahres ins politische Chaos gestürzt. Die islamistische Gruppe Ansar Dine übernahm die Kontrolle über den Norden des Landes und führte dort das islamische Rechtssystem Scharia ein. In den vergangenen Monaten rückten die Kämpfer immer weiter nach Süden vor.
dapd/ sda/ afp/mrs/mw
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