Nachruf auf Jean-Claude WickyEin Koch auf Sterne-Niveau
Er war Küchenchef im Stucki, im Les Trois Rois und im Club de Bâle: Jean-Claude Wicky.

Jean-Claude Wicky vergass sie nie – seine besten Jahre auf dem Bruderholz. Im Restaurant Stucki, wo er – nach der Lehre im Elsass und diversen Stationen im Tessin und in Basel – im Alter von 28 Jahren anfing, fand er in Hans Stucki einen Förderer, ein Vorbild und einen «père spirituel», wie er sagte. Nach dem Tod von Hans Stucki 1998 kochte er die Rezepte für das Buch «Hans Stucki», das im BaZ-Verlag erschien und bald vergriffen war. Er blieb unter Pierre Buess als Küchenchef noch fünf Jahre auf dem Bruderholz, bevor der Elsässer ins Hotel Les Trois Rois wechselte. Seine Kochkünste wurden gelobt, doch irgendwann wurden ihm der Druck, die langen Arbeitszeiten, das ständige Arbeiten auf Sterne-Niveau zu viel. Gesundheitlich angeschlagen, musste er ein Burn-out auskurieren.
Um sich vermehrt seiner Gesundheit und der Familie widmen zu können, wechselte er vom Gourmetrestaurant ins Altersheim nach Therwil. Geregelte Arbeitszeiten und dankbare Gäste, das schien in diesem Moment das Richtige für ihn. Wicky wollte aber auch gefordert werden und kreativ bleiben, sodass er bei der Eröffnung des Club de Bâle 2014 als Küchenchef präsentiert wurde. Weshalb er dort nicht recht glücklich wurde, konnte er im Nachhinein nicht sagen – auf jeden Fall ging er nach zwei Jahren wieder. Er bereute jedoch diesen Entscheid, wie er sagte, und blieb – so schien es – ein Suchender.
Trauer um den Patron
Er wollte kochen, hatte aber auch das Bedürfnis, mehr Zeit in seinem Haus, im Garten und mit der Tochter zu verbringen. Er befand sich vermutlich in einem Zwiespalt. Auch Freunde bemerkten, dass er sich viele Gedanken machte, psychisch angeschlagen war. Seine schönsten Jahre unter Hans Stucki liessen ihn nie los. Als ich ihn bat, Anekdoten für ein Buch über Hans Stucki zu erzählen, kam er richtig in Fahrt und lachte herzlich beim Gedanken an all die gemeinsamen Erlebnisse. Ihm war anzumerken, dass er lange Zeit um den Verlust seines ehemaligen Patrons trauerte. Viel zu früh habe Hans Stucki gehen müssen, sagte er immer wieder.
Nun ist er verstorben. Im Alter von 54 Jahren.
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