Vorfasnacht 2023: Der KällerstraichEin Jahrgang wie noch nie!
Der Källerstraich der Marionetten: Was für ein Juwel! Welches Feuer – flammend. Funken sprühend. Explodierend.
Im Allschwilerwald an einem inspirierenden Lagerfeuer startet dieser lodernde Abend der drei coolen Antikeerper und ihrer 100’000 heissen Momente. Der Källerstraich ist zweifellos das kleinste Juwel unter den Vorfasnachts-Shows – klein. Aber riiiesig!
Der Rahmen in der Welt der Figuren am Münsterplatz ist nur daumennagelgross: eine winzige Puppenbühne. Darauf armlange Protagonisten. Sie werden bravourös an Fäden geführt. Und der Zehntenkeller ist proppenvoll mit einem begeistert applaudierenden Premierenpublikum: «Wowww – dieser Fasnachtsstern hat geleuchtet wie noch nie!»
Es wird schwierig werden, diesen Bravour-Straich fürs 10-Jahr-Jubiläum zu toppen. Denn jetzt, beim neunten Jahrgang, stimmt einfach alles: die Mischung zwischen durchs Band weg super Bängg, bravourösem Piccolospiel, einem Solo-Ruesser der Extraklasse (sein «Top Secret» ist hohe Schule!) und dazu ein Teller voller Stiggli vom Feinsten.
Schon der Prolog trifft mit jeder Zeile ins Schwarze:
Gueti Mensche sinn vegan
Und ässe Alge-Lääberdraan…
D Wält goht under – Ändstation
Das maint die letscht’ Generation
Wie immer spinnen die drei Antikeerper den roten Faden durchs Programm. Für ihren Bangg suchen Sämi, Werni und Heinz am Feuer nach Ideen. Und lassen am Schluss eine Rakete von Sujets-Schlagwörtern steigen, in denen Bio, Transgender-Wehen oder der Weltuntergang kein Thema sind.

Man liebt sie einfach, diese drei hölzernen Schnitzelbänggler, von denen einer frisch verliebt von seiner asiatischen Serviertochter schwärmt. Sie sind es auch, die dem Abend mit ihren Mini-Värs und dem traditionellen Källerstraich den Schluss-Hype schenken.
Es stimmt also alles bei den Stiggli – ob es nun um die beiden Dalbaneesen-Ladies geht, die vor dem FC-Basel- Match vom plebejischen Blaggeddeverkäufer angegangen werden (erinnert an die früheren Monstre-Balkonszenen mit Werner Muschter), oder ob die Petitjeans aus ihrer Loge Gift spritzen (gut wie noch nie!) – tutto perfetto!
Ganz sensationell dann die Szene aus «Phantom of the Opera» – der Song in Dialekt ist nicht nur musikalisch eine Wucht (Florian Schneider und Anja Monn singen perfekt) –, auch die Pointen sind grosses Vibrato: So ist die Musical-Bühne nun ein Schwimmbad und Christine eine Seejungfrau.
Das Phantom fordert sie nicht wie gewohnt auf: «Sing! Christine … sing». Sondern «Schwimm … Christine …schwimm!» HAMMER!
Die Ego-Säu sind der piccolostarke Rahmen des Abends – wunderbar ihr «Theophil», bei dem der Läppli als Marionette auftritt. Und perfekt der «drunken Wellerman», der ebenfalls von einem hölzernen Protagonisten untermalt wird.

Die ganz grosse Überraschung aber: d Bängg. Es ist Usus, dass die Verantwortlichen des Källerstraichs für ihren Anlass die «Bänggler» aus allen Richtungen zusammenstellen – also kommt die ganze Palette von Comité-Bängg über BSG, Bebbi Bängg bis zur VSG zum Zug. Das kann mitunter in die Hosen gehen – weil nicht alle Bängg mit Superpointen aufwarten.
An der Premiere aber traf jeder und alles ins Schwarze – schon der erste Auftritt mit dem «Elfi-Glöggli» ist dicke Sahne. Die beiden Schulkinder räumen ab – grossartig. Auch d Brunzguttere sind perfekt, selbst wenn sie immer wieder von einem Handy im Publikum genervt werden – dann hängt Frau Länz ihre bunte Wäsche auf, der Fährimaa schiesst ein Bomben-Goal gegen den FCB und PereFyss wie auch s Kuchi-Daburettli glänzen mit perfekten Zwischenzeilen.
Ein Abend der Superlative also – die Regierung mit Stephanie Eymann und Beat Jans zeigt sich begeistert. Doch allzu gluschtig wollen wir Sie hier nicht machen – die Tickets für die Käller-Abende im Marionettentheater sind nämlich alle bereits ausverkauft.
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