«Ein Idiot, umgeben von Clowns»
«Feuer und Zorn» ist eine Generalabrechnung von Stephen Bannon mit Donald Trump. Die brisantesten Enthüllungen aus dem Buch.

Das Buch über Donald Trump erscheint erst nächste Woche, es hat aber in den USA bereits grosse Aufregung ausgelöst. In «Fire and Fury: Inside the Trump White House» enthüllt der in den USA bekannte Journalist Michael Wolff unzählige Interna über den Präsidenten und sein engstes Umfeld.
«Feuer und Zorn» basiert auf Gesprächen mit über 200 Personen. Dabei handelt es sich um Weggefährten im Wahlkampf, Freunde und vor allem Feinde von Trump sowie hochrangige Mitarbeiter der Regierung. Einer der wichtigsten Gesprächspartner von Wolff war Stephen Bannon, den Trump im letzten August gefeuert hat. Inzwischen sind sie sich spinnefeind. Trump hat Bannon für verrückt erklärt.
Bannon spricht Klartext zu Russland-Affäre
Trumps einstiger Chefstratege schildert Begebenheiten, die auch für Robert Mueller, den Sonderermittler in der Russland-Affäre, von besonderem Interesse sein dürften. Bannon bezeichnet ein Treffen von Donald Trump Junior mit einer russischen Anwältin im Wahlkampf 2016 als «Verrat, unpatriotisch und üblen Mist». Anwesend bei dem Treffen in New York waren auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie der damalige Wahlkampfchef Paul Manafort.
Bannon wird wie folgt zitiert: «Die drei ranghohen Herren hielten es für eine gute Idee, in einem Konferenzraum im 25. Stock des Trump Towers eine Vertreterin einer ausländischen Regierung zu treffen – ohne Anwälte. (...) Jemand hätte sofort das FBI rufen sollen.» Bannon ist sich sicher, dass Trump Junior die Russen auch «ins Büro seines Vaters im 26. Stock gebracht» habe. Dabei bestreitet Trump jegliche Kontakte zu Leuten mit Kreml-Verbindungen.
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Video – «Trumps Inaugurationsrede war ein nationalistischer Schlachtruf»
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Nach Ansicht von Bannon wird Sonderermittler Mueller versuchen, Trump unter anderem über seinen Sohn Donald zu Leibe zu rücken. «Sie werden Don Jr. im landesweiten Fernsehen knacken wie ein rohes Ei.» Bei Muellers Ermittlungen gehe es zudem um Geldwäsche. Die Russland-Affäre beschreibt Bannon als einen Hurrikan der «Kategorie fünf», während Trumps Berater «am Strand rumsitzen».
Das «Fire and Fury»-Buch stellt die These auf, wonach weder Trump noch sein Team damit gerechnet hatten, die Präsidentschaftswahl 2016 zu gewinnen. Vielmehr habe Trump gehofft, knapp zu verlieren, um aus der Wahl die grösste Aufmerksamkeit für sich und seine Geschäfte zu ziehen. «Ich kann der berühmteste Mann der Welt werden», habe sich Trump gegen Ende des Wahlkampfs gefreut. Und weiter: «Ich denke nicht ans Verlieren, denn das hier ist kein Verlieren. Wir haben total gewonnen.»
Trump: «Dieses Ding ist so verfickt»
Gemäss einem Buchauszug, den das «New York Magazine» am Mittwoch online veröffentlichte, soll Melania Trump beim Wahlsieg ihres Mannes Tränen in den Augen gehabt haben – «und zwar nicht aus Freude». Dabei soll Trump seiner Frau versichert haben, dass er die Präsidentschaftswahlen nicht gewinnen werde. «Dieses Ding ist so verfickt», soll Trump bei seinem überraschenden Wahlsieg gesagt haben.
Danach sei er jedoch schnell zum Schluss gekommen, dass er es verdiene, Präsident der USA zu sein. Bei der Amtseinführung am 20. Januar 2017 sei Trump sehr verärgert gewesen, weil alle Topstars auf ein Erscheinen verzichtet hatten. Bei der Inauguration kam es offensichtlich zu einem Streit zwischen dem Ehepaar Trump. Videoausschnitte auf Youtube zeigen denn auch die verstimmte Miene von Melania Trump.
Misstöne bei der Amtseinführung: Donald Trump und Gattin Melania am 20. Januar 2017 in Washington. Video: Youtube/MostNews
In «Fire and Fury» wird Trump als Präsident dargestellt, der die Bedeutung seines hohen Amtes nicht versteht und seine Abende mit dem Essen von Cheeseburgern, Fernsehen und Telefonaten mit alten Freunden verbringt. Beraterin Katie Walsh klagt im Buch, der Umgang mit Trump sei, «als wolle man herausfinden, was ein Kind will». Wolff beschreibt eine von Chaos geprägte Regierungszentrale, in der es anfangs kaum klar verteilte Rollen, aber viele um Einfluss buhlende Figuren gab. Trump stellt er als undisziplinierten Präsidenten dar, der den Sinn für die Realität verloren hat.
Trump langweilt sich
Offenbar verspürt Trump auch keine Lust zu lesen und schon gar nicht, sich in Dossiers einzuarbeiten. Im Wahlkampf habe ein Berater versucht, Trump die amerikanische Verfassung zu erklären. Trump habe sich allerdings rasch gelangweilt. Auch bei Treffen mit Staatspräsidenten und Regierungschefs verliere er sein Interesse, wenn es um schwierige Themen und Detailfragen gehe. Im Weissen Haus herrscht angeblich ein Klima, in dem sich alle misstrauen und sich gegenseitig Unfähigkeit vorwerfen.
Gary Cohn, der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats der USA, wird wie folgt zitiert: «Es ist noch schlimmer als erwartet. Trump ist ein Idiot, umgeben von Clowns.» Auch Finanzminister Steve Mnuchin, Ex-Stabschef Reince Priebus oder der nationale Sicherheitsberater H. R. McMaster sollen sich abfällig über ihren Chef geäussert haben. Der Präsident selbst fühlt sich auch von Stümpern umgeben.
«Wenn Trump nach dem Abendessen telefonierte, spekulierte er über die Fehler und Schwächen all seiner Mitarbeiter», heisst es im Enthüllungsbuch. «Bannon war illoyal (ganz zu schweigen davon, dass er er immer wie Scheisse aussah). Priebus war schwach (ganz zu schweigen davon, dass er klein war, ein Zwerg). Kushner war ein Schleimer. Sean Spicer war dumm (und sah auch fürchterlich aus). Kellyanne Conway war eine Heulsuse. Jared und Ivanka hätten nie nach Washington kommen sollen.»
Trump-Tochter und -Beraterin Ivanka kommt ebenfalls schlecht weg. Sie sehe gut aus, verstehe aber nicht, wie die Welt funktioniere und was Politik sei, heisst es. Ivanka und ihr Gatte Jared Kushner seien eiskalte Karrieristen. Ivanka wird nachgesagt, dass sie selbst für die US-Präsidentschaft kandidieren möchte. Gemäss einem Deal zwischen dem Ehepaar würde Kushner seiner Frau den Vortritt lassen. Trumps Ex-Chefstratege Bannon verachtet beide. Er spricht nur von «Jarvanka». Ausserdem verrät das Buch, dass sich sogar Ivanka über die Frisur ihres Vaters lustig mache.
Angst, vergiftet zu werden
«Fire and Fury» enthüllt einige Vorlieben und besondere Verhaltensweisen des US-Präsidenten. Bei seinem Einzug ins Weisse Haus habe er neben dem vorhandenen Fernseher zwei weitere TV-Geräte installieren lassen. Zudem wünschte er, die Tür seines Schlafzimmers verriegeln zu können, was ihm der Secret Service aber verweigerte. Im Weiteren gab Trump die Devise heraus, dass die Hausangestellten nichts anfassen dürfen, «vor allem nicht seine Zahnbürste».
Aus Angst, vergiftet zu werden, esse Trump am liebsten Fast Food von McDonald's, heisst es weiter. «Dort weiss niemand, wann er vorbeikommt. Und das Food ist bereits sicher vorbereitet worden», steht im Buch, das auch jede Menge pikanter Details verrät. So hat Trump eine Vorliebe dafür, «die Ehefrauen seiner Freunde ins Bett zu bekommen». Entsprechende Buchpassagen hat NBC-Moderatorin Katy Tur auf Twitter weiterverbreitet.
«Fire and Fury» macht über weite Strecken den Eindruck einer persönlichen Abrechnung von Bannon. Die Medienberichte über das Buch sind erwartungsgemäss schlecht angekommen im Weissen Haus. Die Enthüllungen seien voller «falscher und irreführender Darstellungen von Personen, die keinen Zugang oder Einfluss im Weissen Haus haben», sagte Trump-Sprecherin Sarah Huckabee Sanders. Die Veröffentlichungen hätten Trump «wütend» gemacht und «angeekelt».
Präsident Trump hatte bereits am Mittwoch auf das Buch reagiert. Dabei nahm er Stephen Bannon ins Visier. «Steve hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun. Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand», liess Trump verlauten. «Jetzt, da er allein ist, realisiert Steve, dass Siegen nicht so einfach ist. Steve spielte nur eine sehr begrenzte Rolle bei unserem historischen Sieg.» Inzwischen hat Trump einen Anwalt eingeschaltet: Sie fordern von Bannon eine Unterlassungserklärung. Bannon habe nicht nur vertrauliche Informationen an Wolff weitergegeben, sondern sich mit seinen «abfälligen» Äusserungen über Trump und seine Familie auch der Verleumdung schuldig gemacht. Der Trump-Anwalt erwägt weitere rechtliche Schritte gegen Buchautor Wolff. So will er die Veröffentlichung des Insiderberichts über das Weisse Haus verhindern.
Umstrittener Enthüllungsjournalist
Michael Wolff, der das Enthüllungsbuch verfasst hat, ist zwar ein preisgekrönter Journalist, aber nicht unumstritten. Angeblich arbeitet der 64-Jährige nicht immer sauber, so zum Beispiel im Umgang mit Zitaten. «Michael Wolff erzählt eine saftige Geschichte. Aber sollen wir das glauben?», fragt die «Washington Post».
Wolff sagt, er habe in 18 Monaten über 200 Interviews geführt und freien Zugang ins Weisse Haus gehabt. Er habe so etwas wie einen Sitz auf einem Sofa im Westflügel der Regierungszentrale gehabt. Das Weisse Haus weist diese Darstellung zurück. Das Buch «Fire and Fury», das am 9. Januar in den Handel kommt, steht bereits an der Spitze der Amazon-Bestsellerliste. Es wird ein Grosserfolg.
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