Nachruf Carlo AloeEin grosser Menschenfreund und Lebensgeniesser
Der Künstler, Cineast und Gourmet Carlo Aloe ist am 1. Januar in Basel im Alter von 83 Jahren gestorben.

Viel gesprochen hat er nicht. Ein flüchtiges «Hallo» und manchmal ein «Salü, was machsch?», mehr brauchte es nicht, man verstand sich auch ohne viel Worte. Carlo Aloe war der «Monsieur» unter den Basler Künstlern. Im schwarzen Anzug und mit Krawatte und selbstverständlich mit der Zigarette in der Hand, so kannte man ihn als unauffälligen, aber aufmerksamen Flaneur.
Stets etwas distanziert, aber ohne Berührungsängste, hat er sich für sein Gegenüber immer interessiert. Dass er nicht von hier und trotzdem einer von uns war, schätzte man an ihm. 1939 in Neuenburg geboren und dort aufgewachsen, kam er 1962 nach Basel. 1967 wurde er Mitglied der Basler «Farnsburg-Gruppe», die sich mit Protesten und Ausstellungen gegen die Ablehnung ihrer Arbeiten bei den Jahresausstellungen in der Kunsthalle wehrte.

Doch öffentlicher Protest war nicht so sein Ding. Er verbrachte seine Zeit lieber im eigenen Atelier. Dort ist ein Werk entstanden, das seinesgleichen sucht. Verschiedene visuelle Elemente und Beobachtungen, übereinandergeschichtet und mit einzelnen Linien verbunden, zeichnen seinen ganz eigenen Stil aus.
Damit übertrug er die filmische Sprache in seine Malerei und verband damit zwei seiner Steckenpferde. Denn Carlo Aloe war nicht nur ein passionierter Maler; genauso liebte er das Kino, er hat auch selbst kleine Filmchen produziert. Seinem Rat, einen Film sich anzusehen, habe man blindlings vertrauen können, meinte Klaus Littmann, einer seiner Galeristen. Und Tony Wuethrich, bei dem er ebenfalls jahrelang ausstellte, betont seine Stilsicherheit bei der Wahl der Restaurants. Carlo Aloe kochte nicht nur hervorragend, sondern war auch ein ausgesprochener Gourmet und Genussmensch.
Ein Mann mit Charme
Viel von solchen Lebensgefühlen ist auch in seinen Bildern spürbar. Nicht nur in Privatsammlungen und in Museen, auch im Restaurant Kunsthalle und in der Bodega zum Strauss und an vielen anderen Orten findet man seine Werke. Die Geldnot machte ihn erfinderisch. So hat er immer wieder eigene Werke, hinter dem Rücken seiner verärgerten Galeristen, aus dem Atelier verkauft. Doch treu blieben sie ihm trotzdem, denn Carlo Aloe konnte man beim besten Willen nicht böse sein. Man verstand ihn und schätzte, auch wenn man das nicht laut sagen wollte, seine Eigenwilligkeit.
Mit Carlo Aloe verliert Basel nicht nur einen vortrefflichen Künstler, sondern auch einen liebenswerten Menschen, dessen Urteil klar und deutlich, aber nie verletzend war. Von seinem Charme liessen wir uns gerne verführen, auch er wird uns fehlen.
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