CHI Classics BaselEin Gartenbauer aus Zunzgen reitet neben den Besten der Welt
Der Oberbaselbieter Dominik Wiesner nimmt bei den CHI Classics Basel an den Amateur-Springkonkurrenzen teil. Obwohl er daneben seinem Beruf nachgeht, ist es für ihn wie Ferien.

Es ist Donnerstagmittag. Im Athletenrestaurant der CHI Classics Basel in der St.-Jakobs-Halle stärkt sich Dominik Wiesner am Salatbuffet. Hinter ihm posiert Martin Fuchs bei Turnierchef Andy Kistler fürs Familienalbum. Es ist dies Courant normal am Basler Weltklasse-Pferdeturnier: Da der Amateurreiter aus Zunzgen, dort Fuchs, die Nummer 2 der Weltrangliste. An den CHI Classics sind sie alle eine grosse Familie – jene, für die das Springreiten ein zeitintensives Hobby ist, und eben auch jene, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdienen.
Dominik Wiesner gehört zu Ersteren, er reitet vor allem auf der Amateurtour. Manchmal, da stimmt für den 36-Jährigen aber auch die Form eines seiner Pferde so sehr, dass er zu höher dotierten Wettkämpfen reist. Wie einst, als er in Italien ein Weltranglistenspringen mit einer Hindernishöhe von 145 Zentimetern absolvierte und in die Punkteränge kam. «Für kurze Zeit erschien mein Name in der Weltrangliste», sagt Wiesner und lacht.
An den CHI Classics Basel bestreitet Wiesner die Amateurprüfungen – in der Hoffnung, sich für den kleinen und den grossen Final vom Samstag zu qualifizieren. Dafür muss er in den jeweiligen Qualifikationen zu den 25 Besten zählen. Der Auftakt am ersten Wettkampftag gelingt: Die kleine Tour beendet er auf Rang 13, die grosse auf Platz 5 – beide Umgänge fehlerlos. «Alles aufgegangen», bilanziert Wiesner, der bislang erst eine Ausgabe des Turniers in der Brüglinger Ebene verpasst hat. «Weil ich schlicht kein Pferd hatte, das für die Prüfungen bereit gewesen wäre.»
Der Tag endet im Stall
20 Autominuten von seinem Zuhause entfernt, ist der erste Wettkampf des Jahres für den Baselbieter stets ein Heimspiel. Und auch deshalb etwas Besonderes, weil er Leidenschaft und Beruf an diesen vier Turniertagen verbinden kann. Wiesner weiss um dieses Privileg und sagt: «Es ist wie Ferien, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.»
Der Donnerstag beginnt für Wiesner früh und endet spät. Während eine Kollegin bereits um 6.30 Uhr im Joggeli im Stall seine Pferde auf die Einsätze vorbereitet, ist er ab 7 Uhr in der Halle. Danach ist das Programm mit den beiden Wettkämpfen vormittags dicht gedrängt, ehe sich Wiesner ins Auto setzt und heimfährt.

Dort wartet die Arbeit. Vor einem Jahr hat er die Gartenbaufirma seines Vaters übernommen. Nachmittags stehen Baustellenbesichtigungen an, abends geht es zurück zu den Pferden nach Basel. Der Tag endet wie immer mit der Pflege seiner Vierbeiner. Er sagt: «Ich vergleiche es oft mit einer Krankheit, von der ich nicht loskomme.» Sein Vater sei bereits geritten, «und ich bin quasi im Stall gross geworden». Bei Hansueli Sprunger lernte er schliesslich das Springreit-Abc. Noch heute ist der Baselbieter sein Mentor.
Wiesner liebt an seinem Hobby das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier. «Wollen wir Erfolg haben, geht das nur gemeinsam.» In Basel hat er zwei seiner drei Pferde dabei – «Latte Macchiato M» und «Quentin BS». «Leonard Jedi» hingegen soll in diesem Jahr für nationale Grands Prix und internationale Weltranglistenspringen bereit gemacht werden.
Der Baselbieter sagt von sich selbst, dass er die Pferde jeweils behutsam auf die Prüfungen vorbereite und lieber mehr als weniger Zeit in die Vorbereitung investiere. Eine grosse Stütze sind ihm dabei nicht nur der Vater, der hilft, wo er kann, sondern auch die Besitzer seiner Pferde, «für die der Sport eine grosse Leidenschaft ist».
Das Ergebnis lässt sich in der St. Jakobshalle sehen – wie auch an allen anderen Wettkämpfen. An drei Wochenenden pro Monat ist Wiesner an Turnieren im In- und Ausland unterwegs. Seine Fitness dafür holt er sich im Berufsalltag. «Beim Bäumeschneiden, Treppensteigen und Plattenschleppen», wie er erzählt.
Denn eines weiss Wiesner: Vom Pferdesport leben kann er als Amateur nicht. Im Gegenteil. Sein Preisgeld vom ersten Wettkampftag in Basel? 180 Franken.
Alle Ergebnisse finden Sie hier.
Fehler gefunden?Jetzt melden.