
Es war ein wahrhaftig erhabener Moment! Würde ich ihn noch mit einer Prise Übertreibung salzen und pfeffern (was Restauranttester in ihren Berichten ja generell gern tun; wenn auch nicht immer zum Vorteil des Urteils), stünde da nun: Ich bestand in besagtem Augenblick meine Reifeprüfung als Gastrokritiker! Doch wir wollen mal schön bescheiden bleiben, deshalb belasse ichs beim wahrhaftig erhabenen Moment. Die Fakten zu diesem Moment: Er trug sich am Samstagabend zu, kurz nach 23 Uhr im Weissen Rössli beim Waffenplatz. Daselbst nämlich trat der Gerant und Chefkoch Mathieu Bacon an unseren Tisch und erkundigte sich freundlich nach unserem Befinden, vor allem aber wollte er natürlich wissen, wie uns sein Mahl gemundet habe. Wir äusserten unsere grundsätzliche Begeisterung, allerdings, fügte ich hinzu, hätten die schwarzen Trüffelspäne, die grosszügig über die Fettuccine gehobelt worden waren, für meinen Gusto zu wenig Geschmack gehabt. Bacon fühlte sich nicht etwa düpiert, ganz im Gegenteil: Strahlend setzte er zum erhellenden Kurzreferat über Trüffeln an, sprach über deren Lagerung, über Geschmacksverstärker und über die unterschiedlichen Charaktere einzelner Pilze. Und weil ich auch noch meinen Senf (will sagen: mein weitaus bescheideneres Trüffelwissen) dazugab, entwickelte sich quasi ein Fachgespräch auf Augenhöhe. Und das nicht mit einem gewöhnlichen Küchenchef (falls der überhaupt existiert), sondern mit einem Mann, der mit satten 13 «Gault Millau»-Punkten dekoriert ist!
Ein Festessen – inklusive Gastro-Matura!
Im Weissen Rössli beim Waffenplatz bleiben keine Wünsche offen.