Ein Bundespräsident, wie er sein sollte
Richard von Weizsäcker, der am Samstag starb, füllte die Rolle des deutschen Staatsoberhaupts musterhaft aus. Seine Nachfolger vermochten kaum einmal, an den Glanz seiner Präsidentschaft anzuknüpfen

Das Amt des deutschen Bundespräsidenten ist ein merkwürdiges. An sich handelt es sich bei ihm um einen überflüssigen Luxus. Nur eine Handvoll Republiken fallen einem spontan ein, die über ein ähnliches System mit einem starken Regierungschef und einem relativ machtlosen, im Grossen und Ganzen auf zeremonielle Befugnisse beschränkten Staatsoberhaupt verfügen: In Irland und Indien trat ein Präsident an die Stelle des britischen Monarchen, in Deutschland und Österreich ersetzte er nach dem Ende des Ersten Weltkriegs den jeweiligen Kaiser. Es ist ein Posten, der immer ein wenig wie eine Behelfskonstruktion wirkt.