Nobelpreisträger Orhan PamukEin bedrohlich aktueller Seuchenroman
Fünf Jahre hat der türkische Autor an seinem 700-Seiten-Werk geschrieben – nun skizziert er mit «Die Nächte der Pest» eine Epidemie auf einer fiktiven Insel.

Nein, es ist kein Corona-Roman, zum Glück. Der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk hat es wahrlich nicht nötig, sich der Aktualität anzubiedern. Fünf Jahre hat er an seinem neuen, fast 700 Seiten starken Roman geschrieben, seit Jahrzehnten darüber nachgedacht. Es ist die Geschichte eines Pestausbruchs auf «Minger», einer fiktiven Ägäisinsel im Jahr 1901. Die Parallelen zu heute springen ins Auge: Erst soll der Ausbruch vertuscht werden, dann kämpfen Ärzte verzweifelt darum, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in praktische Massnahmen umzusetzen – Quarantäne, Kontaktverbote, sogar Masken – und stossen auf hartnäckigen Widerstand.