Regionales Eishockey-TalentEin Basler Goalie will in die NHL
Der 16-jährige Christian Kirsch nimmt derzeit mit dem Schweizer U-18-Nationalteam an der WM in Basel und Pruntrut teil. Für seine persönliche Zukunft hat er genaue Pläne.

Das Basler Talent Christian Kirsch weiss bereits, wo die Reise für ihn im Jahr 2026 hingehen wird. Der 16-jährige Goalie lebt aber auch im Hier und Jetzt – derzeit spielt er beim U-20-Team des EV Zug und nimmt mit der Schweizer U-18-Eishockey-Nationalmannschaft an der WM in Basel und Pruntrut teil.
Bei der Schweiz ist Kirsch ein sogenannter «Underager», was bedeutet, dass er trotz seines Jahrgangs 2006 bereits ein Jahr früher Teil des Juniorenkaders ist. Zu einem Einsatz kam er an diesem Turnier bislang jedoch noch nicht. Die Position des Stammtorhüters hat Ewan Huet von der U-20-Equipe des HC Lausanne inne, der der Sohn der Torwartlegende Cristobal Huet ist.
Animositäten gebe es zwischen den beiden deshalb aber nicht, betont Kirsch. Im Gegenteil. Vielmehr versucht er, seinen Teamkameraden zu unterstützen: «Für mich gehört Ewan zu den besten Goalies an dieser WM.» Somit sei es momentan schwierig, am Westschweizer vorbeizukommen. Aber Huet ist auch ein Jahr älter, was bedeutet, dass seine Zeit im U-18-Nationalteam eher abläuft als die von Kirsch. Und so weiss der 16-Jährige, dass seine Chancen auf mehr Eiszeit bald höher sein dürften. Sein Ziel ist es daher, nächstes Jahr wieder an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Auch ohne Spielminuten hat Kirsch an seinem «Heimturnier» bisher bleibende Eindrücke gesammelt. Als ehemaliger Jugendspieler des EHC Basel kennt er viele Personen im und um den Verein, und so hat er während dieser Woche in der St.-Jakob-Arena das eine oder das andere bekannte Gesicht entdeckt. «Hier zu spielen, ist sehr speziell für mich.»
Sein Vater ist sein grösster Förderer
Besonders auch aus dem Grund, dass in Basel seine Hockeylaufbahn ihren Ursprung nahm. An der Basler Hockeyschule verbrachte er seine ersten Stunden auf dem Eis. Mit sieben Jahren wurde Kirsch von seinem damaligen Trainer als fixer Torwart installiert. Obwohl ihm die Position zunächst als unliebsam erschien, sah er darin auch eine Herausforderung, eben weil es so viel Mut braucht, ins Tor zu stehen und Schüsse mit einer Geschwindigkeit von rund 100 Stundenkilometern auf sich zukommen zu lassen. Heute sieht Kirsch das locker: «Mir macht es Spass, Pucks zu fangen.»
Vom EHC Basel zog es ihn 2020 zum EV Zug. Beim Innerschweizer Club durchlief er seitdem sämtliche Juniorenstufen. Parallel dazu absolviert er über eine Onlineschule die Matura, die auf seinen straffen Trainingsplan abgestimmt ist. Eng begleitet wird Kirsch dabei von seiner Familie, die für die Karriere des 16-Jährigen extra nach Zug gezogen ist. Ohnehin ist sein Vater Harry Kirsch, der einen hohen Posten bei einem bekannten Basler Pharmaunternehmen einnimmt, sein grösster Förderer: Er ermöglicht Kirsch gezielte Einzeltrainings, in denen der Goalie weiter an seinen Fähigkeiten feilen kann. «Dafür bin ich ihm sehr dankbar», sagt Kirsch. Und er fügt hinzu: «Mein Vater ist ein wichtiger Grund, warum ich da stehe, wo ich jetzt stehe.»
Diese Fähigkeiten sollen ihn eines Tages in die Liga der ganz Grossen manövrieren – in die amerikanische NHL. Und dafür hat sich Kirsch einen konkreten Karriereplan zurechtgelegt. Aus dem Grund ist sich der 16-Jährige schon jetzt so darüber im Klaren, was ihn in drei Jahren erwartet: ein Umzug in die USA. Ab 2026 wird er auf Basis eines 70-Prozent-Stipendiums für voraussichtlich vier Jahre Teil des Eishockey-Collegeteams der University of Massachusetts in Amherst sein. Im Osten der USA will er sich als Torwart weiterentwickeln, ehe die Profikarriere ruft.
Kirsch wird die Schweiz vermissen
Vorher erhofft sich Kirsch für nächstes oder übernächstes Jahr, gedraftet zu werden. Das heisst zwar nicht, dass er sofort im Kader einer NHL-Mannschaft steht. Aber es würde bedeuten, dass sich ein Team aus der besten Eishockeyliga der Welt die Rechte am Goalie für künftige Saisons sichert. Erhält er einen Platz im Roster, würde Kirschs Zeit am College früher enden.

In Amerika Eishockey zu spielen, war schon immer der grösste Traum des 16-Jährigen, da es für einen Spieler dort die meisten Möglichkeiten gibt. Der Kontakt nach Übersee entstand dadurch, dass Kirschs persönlicher Coach jemanden aus dem Trainerstab der University of Massachusetts kennt. Auch wenn er die Schweiz vermissen werde, sagt Kirsch, dass man irgendwie loslassen müsse: «Wenn man ein grosses Ziel hat, muss man dafür auch viel opfern.»
Bis dahin bleibt für Christian Kirsch auch noch ein wenig Zeit. Der nächste Gegner der Schweiz an der U-18-WM passt jedoch sehr gut zu den Zukunftsplänen des 16-Jährigen: die USA (Dienstag, 16 Uhr, St.-Jakob-Arena). Am Turnier bisher ungeschlagen, haben sie mit Gabe Perreault, Will Smith und Ryan Leonard auch die drei Topskorer in ihren Reihen. Sie gilt es zu schlagen, wenn man siegreich aus diesem Turnier gehen möchte. Für Christian Kirsch und die Schweiz ist davon derzeit noch nicht die Rede, auch wenn die Stimmung im Team hervorragend sei: «Unser primäres Ziel war die Viertelfinal-Qualifikation, das haben wir geschafft. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen.» Und nach dem Turnier setzt Kirsch dann seine Vorbereitungen für die grosse Reise 2026 fort – mit unbekanntem Rückkehrdatum.
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