Siege gegen Top-200-SpielerEin Baselbieter verblüfft die Tenniswelt
Der 18-jährige Mika Brunold hat das Tennisjahr 2023 ausgezeichnet begonnen und bereits rund 200 ATP-Ränge gewonnen. Sein Fernziel ist die Teilnahme an den Grand Slams.

Mika Brunold hat seine Gelegenheit genutzt. Denn: Wer sich im Männertennis auf Niveau Future- oder Challenger-Turniere durchsetzen will, muss entweder sehr gut sein oder die sich bietenden Chancen resolut nutzen. Oder noch besser gleich beide Fähigkeiten besitzen. Dem Reinacher Jungprofi Mika Brunold gelang genau dies vor Wochenfrist beim Challenger-Anlass in Lugano, wo er kurzfristig eine der begehrten Wild Cards für das Hauptturnier erhielt.
«Ich hatte ein bisschen Glück, weil andere Wild-Card-Kandidaten verletzt absagten und ich erben konnte. Zumindest zweimal habe ich aber wohl gezeigt, dass ich auf Challenger-Niveau schon ganz gut mithalten kann», erzählt die 18-jährige Nachwuchshoffnung.
Brunold hielt im Tessin nicht nur mit, sondern bezwang als ATP-Nummer 886 mit dem Franzosen Manuel Guinard (177) und dem Italiener Raul Brancaccio (141) gleich zwei gestandene Top-200-Akteure. Womit er nicht nur andere, sondern auch ein wenig sich selbst verblüffte: «Ich trainiere im Leistungszentrum Biel mit Ausnahme von Dominic Stricker ja meistens mit etwa gleich klassierten Spielern. Gegen Stricker konnte ich zwar auch schon Sätze gewinnen, aber das war Training.» Die beiden starken Auftritte in Folge erklärt sich der Youngster denn vor allem mit zwei Faktoren. Auch dank der zugesprochenen Wild Card sei er noch motivierter als sonst gewesen. Und zum andern auch gut vorbereitet: «Mithilfe von Youtube-Videos wusste ich in etwa, was auf mich zukommt und wie meine Gegner zu spielen pflegen.»
Nicht Federer ist ein Vorbild
Gleich ein Viertelfinalplatz beim Einstand in einem Challenger-Hauptfeld und der Vormarsch auf Weltranglistenposition 723 – bringt das Tennisjahr 2023 für den 190 Zentimeter langen Sportler aus der Basler Vorortsgemeinde denn jetzt den grossen Durchbruch? Der vierfache nationale Juniorenmeister ist bemüht, realistisch zu bleiben. Und erwartet nicht, dass es nur noch im Schnellzugstempo vorangehen wird. Er begründet die Vorsicht mit pragmatischen Argumenten: «Auch mit meinem neuen Ranking muss ich vorläufig weiter vorwiegend Future-Turniere spielen, und da gibt es nicht so viele Punkte zu gewinnen.» Zudem, so Brunold, liege der Hauptfokus eh auf der Weiterentwicklung seines Spiels.
Auf die Frage, wo er am meisten Verbesserungspotenzial habe, muss der in einer Sportfamilie aufgewachsene Baselbieter – die Eltern brachten es im Tennis beide in die nationalen Top 30, Grossvater Otto Demarmels war lange Jahre FCB-Stammspieler – nicht lange überlegen. Sein neuer Coach Roman Vögeli lege viel Wert auf die Beinarbeit, da warte einige Arbeit auf ihn. Vorbilder gäbe es da einige.
Das Talent nennt interessanterweise nicht etwa Rafael Nadal, Roger Federer oder Carlos Alcaraz, sondern Daniil Medwedew. Der Russe sei in etwa gleich gross und bewege sich für seine Grösse phänomenal. Bei solchen Namen ist die Frage naheliegend, welche Ziele Brunold längerfristig vor Augen hat. Ende dieses Jahres möchte er in den Top 500 figurieren und dann möglichst rasch ein Ranking erreichen, das ihm erlauben würde, die Qualifikationsturniere der Grand Slams zu bestreiten.
Dass der Weg dahin aber kaum ein Expresszug sein wird, zeigte sich am Donnerstag beim 25’000-Future-Turnier in Trimbach. Nach dem 7:6-6:3-Auftaktsieg über Landsmann Dylan Dietrich unterlag die derzeit grösste Regio-Nachwuchshoffnung dem als Nummer 3 gesetzten Deutschen Daniel Masur (ATP 267) mit 2:6, 2:6 deutlich. Doch sein Blick geht nach vorne. Schon nächste Woche winkt Brunold beim Challenger-Heimturnier in Biel bereits die nächste Gelegenheit, um sein beachtliches Repertoire zu zeigen.
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