Zwei Kränze für BinningerEin Baselbieter Duo verdient sich eine private Welle und viele Küsschen
Adrian Odermatt und Lars Voggensperger machen am Esaf in Pratteln das, worauf der Gastgeber seit 2007 wartet – sie holen einen eidgenössischen Kranz.

Der Schlussgang ist längst vorüber. Doch die Arena in Pratteln noch immer sehr gut gefüllt. Verständlich, findet dort, wo zwei Tage lang geschwungen worden ist, nun die Siegerehrung statt. Jeder, der hier einzeln einmarschieren darf, hat einen ganz besonderen Wettkampf gezeigt. Und wird entsprechend von den Zuschauern gefeiert.
Besondere Ovationen gibt es, als Adrian Odermatt den Rasen betritt. Der Sennenschwinger aus Liesberg hat zwei Tage lang eine herausragende Leistung gezeigt und schliesst das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 im dritten Rang ab. Grund genug für das OK um Regierungsrat Thomas Weber, ihm auf dem Schwingplatz eine eigene La-Ola-Welle zu widmen. Odermatt steht ein nächstes Mal im Mittelpunkt.
Das ist bereits am Samstag so. Viermal legt der Aktive des Schwingclubs Binningen seinen Widersacher platt auf den Rücken. Der Name des 21-Jährigen steht bei Esaf-Halbzeit allein an erster Stelle. Er ist der Einzige, der zu diesem Zeitpunkt die Maximalpunktzahl aufweisen kann. Einen Tag später sagt der Laufentaler: «Es war surreal.»
Ein Abend ohne Esaf
Doch natürlich ist es auch verdienter Lohn für einen bärenstarken Auftritt. Odermatt legt damit die Basis für den ersten Kranzgewinn der Baselbieter seit 2007. Damals holte Damian Zurfluh Eichenlaub in Aarau. Doch Odermatt ist nicht der Einzige aus dem gastgebenden Verband, der sich über diese besondere Auszeichnung freut. Auch sein Clubkollege Lars Voggensperger darf sich seit Sonntag Neukranzer nennen.
Der Schönenbucher rutscht gerade noch in die Kranzränge. Doch er sagt: «Ich war mir nach meinem achten Gang sicher, dass es reichen würde.» Dabei holt er nicht die Maximalnote, sondern «nur» eine 9,75. Das spielt am Ende aber keine Rolle mehr. Der 21-Jährige sagt: «Ich bin einfach froh, dass es bei meiner zweiten Esaf-Teilnahme nun mit dem Kranz geklappt hat.»
Denn noch am Freitag fühlt sich Voggensperger nicht so fit, ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Zwei Tage später sagt er mit einem Schmunzeln: «Vielleicht war es auch die Nervosität.» Diese legt er schliesslich im Sägemehlring ab – bis zum siebten Gang. «Da musste ich mental fit sein, weil ich wusste, dass es nun um die Kränze geht.»
Voggensperger meistert die Aufgabe mit Bravour. Und ordnet dem Heimvorteil einen kleinen Vorteil zu. «Der Anfahrtsweg war kurz, die Übernachtung im gewohnten Umfeld.» Hinzu kommt, dass er gemeinsam mit Bruder Janic, der für den Thurgau schwingt und den Kranzgewinn verpasst, zum Fest fährt – und am Samstag auch wieder heim. «Das war gut. Wir haben gemeinsam gegessen und einen Film geschaut.» Das Esaf sei am Abend vor dem fünften Gang zu Hause kein Thema gewesen.
Ein Abend ohne Handy
Weniger harmonisch verläuft der Samstagabend bei Adrian Odermatt in Liesberg. «Ich musste das Handy abstellen», erzählt er. 200 Nachrichten habe er nach seinem samstäglichen Exploit auf seinem Mobiltelefon gehabt. Der Modellathlet mit den gelben Socken («Sie waren ein Fehleinkauf, und plötzlich sind sie mein Markenzeichen!») ist so sehr in aller Munde, dass der Trubel um ihn ungewohnte Dimensionen annimmt.
Er selbst beobachtet das seit Wochen. Spätestens seit er am Baselstädtischen Schwingertag im Mai Samuel Giger mächtig ärgern konnte, ist der Baselbieter kein No-Name unter den Besten des Landes mehr. Deshalb möchte er vor dem Saisonhighlight auch den Medien nicht Red und Antwort stehen. Sein Fokus liegt einzig und allein auf diesem Kranz. «Ich habe von Anfang an daran geglaubt.» Interessant: Die beiden einzigen Niederlagen kassiert er in Pratteln gegen den späteren König Joel Wicki und Schlussgang-Verlierer Matthias Aeschbacher.

Den Lohn für seinen couragierten Schwingstil hat Odermatt nun geerntet – wie Voggensperger auch. Den letzten eidgenössischen Kranz für ihren Club holte übrigens Rico Kümin 1977 beim Esaf im Joggeli. In Pratteln wird das Leimentaler Duo nicht nur von seinem Umfeld gefeiert. Natürlich bekommt es auch von den Ehrendamen jede Menge Küsschen. So, wie das im Nationalsport für all diejenigen Usus ist, die erstmals «Eidgenossen» werden.
Damit ist klar: Es wird nach diesem erfolgreichen Esaf für die gastgebenden Schwinger in den nächsten Wochen jede Menge Empfänge und Ehrungen geben. Der Kantonalverband lädt Mitte September auf die Sissacher Fluh. Denkbar auch, dass die Wohngemeinden der beiden wie auch der Club ihre «Bösen» hochleben lassen. Doch erst mal ist für einen Teil der Baselbieter Delegation nach dem Kraftakt im Sägemehl Nichtstun angesagt. Die Schwinger verreisen für ein paar Tage in den Süden. Mit dabei: Adrian Odermatt und Lars Voggensperger, die beiden Neu-Eidgenossen aus dem Baselbiet.
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