«Ein 1:0 oder sogar ein 2:0-Sieg für Kim»
Russland, China und die EU reagieren positiv auf das historische Abkommen – Experten sind kritischer.
«Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können, Spitzenklasse», sagte Donald Trump nach seinem historischen Treffen mit Kim Jong-un. Der US-Präsident hatte von Nordkoreas Machthaber das erneute Versprechen für eine atomare Abrüstung erhalten und feierte den Gipfel entsprechend als Erfolg. Auch Kim zeigte sich mit dessen Ausgang zufrieden: «Die Welt wird einen grossen Wandel erleben», sagte er. Doch wie bewertet der Rest der Welt das Treffen?
«Diplomatie ist der einzige Weg zum Frieden auf der Koreanischen Halbinsel.»
Frankreich und Grossbritannien haben die Zusagen von Nordkoreas Machthaber zur nuklearen Abrüstung positiv bewertet. Auch die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini begrüsste das Ergebnis des Gipfels. Das Treffen von Trump und Kim bestätige die Überzeugung der Europäischen Union, dass nur Diplomatie einen dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel bringen könne, erklärte Mogherini am Dienstag in Brüssel. «Den Weg der Diplomatie zu gehen, ist oft eine Herausforderung, aber es ist immer lohnend.»
Ziel bleibe die völlige, überprüfbare und unumkehrbare atomare Abrüstung der Koreanischen Halbinsel. Die gemeinsame Erklärung Trumps und Kims gebe ein Signal, dass dieses Ziel erreichbar sei. Mogherini sagte die Unterstützung der EU für die nun folgenden Verhandlungen und andere Schritte zur Vertrauensbildung zu.
«Ein wichtiger Fortschritt bei der Förderung der Denuklearisierung.»
Auch China reagiert in einer ersten Stellungnahme positiv auf die Ergebnisse des Treffens zwischen Trump und Kim. «Die Führer Nordkoreas und der Vereinigten Staaten haben sich erfolgreich getroffen und positive Ergebnisse erzielt», hiess es in einer Mitteilung des Pekinger Aussenministeriums am Dienstag.
Der Gipfel habe einen «wichtigen Fortschritt» bei der Förderung der Denuklearisierung erreicht. China schätze die von Trump und Kim getroffenen politischen Entscheidungen sehr und hoffe, dass es weitere Treffen zwischen den beiden geben wird. Als «wichtige Partei» sei China zudem bereit, mit allen relevantenKräften zusammenzuarbeiten, um sich weiterhin für die Denuklearisierung der Halbinsel und die Einrichtung eines Friedensmechanismus einzusetzen.
«Die konkreten Vereinbarungen müssen genau geprüft werden.»
Das russische Aussenministerium sieht das Gipfeltreffen als Impuls für einen möglichen Frieden auf der koreanischen Halbinsel. «Es ist zu begrüssen, dass ein wichtiger Schritt voran gemacht wurde», sagte Vizeaussenminister Sergej Rjabkow am Dienstag in Moskau laut der Nachrichtenagentur Tass. Der Teufel stecke indes im Detail, fügte er hinzu. «Die konkreten Vereinbarungen müssen genau geprüft werden.»
Die Gespräche sollten nun im bewährten Sechser-Format fortgesetzt werden, forderte Rjabkow. Das Format mit Nord- und Südkorea, Japan, den USA, China und Russland sei wieder gefragt. Moskau will wie die USA Nordkorea nicht als Atommacht akzeptieren.
«Es werden wohl zahlreiche Schwierigkeiten vor uns liegen.»
Vor allzu viel Euphorie warnte auch Südkoreas Präsident Moon Jae-in. Zwar lobte er Trump und Kim für ihre «mutigen Entscheidungen», meinte aber auch: «Das ist nur ein Anfang. Es werden wohl zahlreiche Schwierigkeiten vor uns liegen.» Ähnlich sieht es Shinzo Abe: «Es ist ein Schritt hin zu einer umfassenden Lösung der verschiedenen Probleme mit Nordkorea», sagte Japans Ministerpräsident.
«Wir haben es mit einem Mann zu tun, der seine Unterschrift wieder zurückzieht.»
Die iranische Regierung hingegen warnte Nordkorea vor einem Atomabkommen mit den USA. Regierungssprecher Mohammad Bagher Nobacht sagte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Fars, US-Präsident Donald Trump könne jede Vereinbarung für nichtig erklären. «Wir haben es mit einem Mann zu tun, der seine Unterschrift im Ausland wieder zurückzieht.»
Teheran bezieht sich offenbar auf Trumps Unterschrift unter einer gemeinsamen Erklärung der G-7-Staaten beim Gipfeltreffen in Kanada. Auf seinem Flug nach Singapur hatte Trump am Sonntag seine Unterschrift zurückgezogen und damit den Gipfel im Nachgang platzen lassen. Zuvor hatten die USA sich auch aus dem internationalen Atomabkommen mit Iran zurückgezogen.
«Nordkorea fühlt sich ermutigt und die USA haben nichts bekommen.»
Kritisch reagieren auch Kenner von kommunistischen und postkommunistischen Regimen wie Andrei Lankow, Professor an einer Universität der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Das Abkommen habe «null praktischen Wert», schrieb der aus Russland stammende Experte auf Twitter. Lankow zufolge hätte es Trump versäumt, ernsthafte Zugeständnisse zu erreichen. Er sieht Kim als Gewinner des Treffens: «Nordkorea fühlt sich ermutigt und die USA haben nichts bekommen.»
Stanford-Professor Michael McFaul kritisierte, dass der US-Präsident einen Despoten hofiert und gleichzeitig die westlichen US-Partner vor den Kopf stösst. Mit dem Gipfel hätten die USA «viel für nichts» gegeben.
Und auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, nannte den Handschlag und das Treffen an sich «ein 1:0 oder sogar ein 2:0-Sieg für Kim». Ein Verhandlungsprozess wäre ein weltpolitischer Gewinn, sagt Ischinger. Dieser werde erwartungsgemäss allerdings lange dauern. Sollte allerdings «tatsächlich hier mehr als heisse Luft rauskommen, (...) dann verdiente er (Trump) dafür auch Zustimmung, Unterstützung oder wenn Sie so wollen auch Applaus».
SDA/wig.
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