Eigentor im republikanischen Lager
In den USA haben sich zwei Republikaner mit fragwürdigem Verhalten diskreditiert. Ein Senatskandidat provoziert mit Äusserungen zu Abtreibungen, und ein Abgeordneter hat sich ein Nacktbad in Israel genehmigt.

Mit bizarren Äusserungen zu Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigungen hat sich ein Kandidat der US-Republikaner für den Senat ins politische Abseits manövriert. Solche Schwangerschaften seien gemäss Ärzten «ziemlich selten», konstatierte Todd Akin, Abgeordneter im Repräsentantenhaus aus Missouri, in einem Interview mit dem Fox-Lokalsender KTVI. Der stramm konservative Abgeordnete beantwortete auf diese Weise die Frage, ob er unter allen Umständen gegen Abtreibung sei – auch dann, wenn die Schwangerschaft der Frau aus einer Vergewaltigung resultiere.
Als Erklärung für seine Einschätzung machte der Republikaner biologische Gründe geltend: «Wenn es sich um eine tatsächliche Vergewaltigung handelt, hat der weibliche Körper Möglichkeiten, mit denen er versucht, das Ganze zu verhindern», ergänzte er. Abtreibung solle deshalb keine legale Option sein. Frauen aktivieren selber eine Empfängnisverhütung, wenn sie denn auch «tatsächlich» vergewaltigt werden – eine eigenwillige, ignorante Interpretation biologischer Vorgänge. Und ein Steilpass für die politischen Gegner. Mitt Romney, der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner, und sein Vizekandidat Paul Ryan sahen sich denn auch gezwungen, umgehend auf Abstand zu Akin zu gehen. «Eine Regierung unter Romney und Ryan wäre nicht gegen Abtreibungen nach Vergewaltigungen», versicherten sie in einer Mitteilung.
32'000 Schwangerschaften nach Vergewaltigungen
Claire McCaskill, derzeitige demokratische Senatorin aus Missouri, bezeichnete seine Äusserungen als beleidigend. Es sei unvorstellbar, wie jemand so ignorant sein könne, sagte sie. Zugleich warb sie auf ihrer Internetseite um Spenden für ihren eigenen Wahlkampf, um Akin zu verhindern.
Die Vorsitzende der Nationalen Organisation für Frauen, Terry O'Neill, nannte Akins Worte «schlichtweg erstaunlich». Derartige Rhetorik traumatisiere Opfer sexueller Gewalt noch einmal und sei darauf gerichtet, Frauen zu beschämen, sagte O'Neill.
Einer Studie aus dem Jahr 1996 zufolge gibt es in den USA jedes Jahr mehr als 32'000 Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigungen. Der Anteil dieser Schwangerschaften an der Gesamtzahl liegt demnach unter 12- bis 45-jährigen Frauen bei rund fünf Prozent.
Entschuldigung für manche Äusserungen
Akin selbst entschuldigte sich später für einen Teil seiner Äusserungen. «Es ist klar, dass ich mich in diesem Interview versprochen habe», erklärte er der Washington Post.
Was er gesagt habe, spiegle nicht das «Mitgefühl, das ich für die Tausenden jedes Jahr vergewaltigten und missbrauchten Frauen empfinde, wider». Er wisse, dass Abtreibungen – gerade bei Vergewaltigungen – ein stark emotional geladenes Thema seien. Dennoch sei er überzeugt, dass alles Leben geschätzt gehöre. Nach einer Vergewaltigung solle daher der Täter bestraft werden und nicht das ungeborene Kind.
«Bedauerlicherweise ohne Badehose»
Doch die umstrittenen Äusserungen blieben nicht der einzige Faux-pas, mit dem sich die Republikaner gestern konfrontiert sahen. Das Online-Magazin Politico machte gleichentags publik, dass das FBI den Fall eines republikanischen US-Abgeordneten untersucht, der bei einer Israelreise nackt im See Genezareth gebadet haben soll. Der aus Kansas stammende Kongressabgeordnete Kevin Yoder war im vergangenen Sommer betrunken und unbekleidet in den See gesprungen, wo bereits mehrere Kollegen und deren Angehörige bekleidet oder zumindest leicht bekleidet badeten.
«Bedauerlicherweise bin ich ohne Badehose ins Wasser gesprungen», zitiert «Politico» Yoder. Er entschuldige sich «für alle Peinlichkeiten, die ich meinen Kollegen und Wählern damit beschert habe». Laut dem Bericht will das FBI mit seiner Untersuchung klären, ob sich Yoder Fehlverhalten zuschulden kommen liess.
An dem mitternächtlichen Bad im August 2011 nahmen dem Bericht zufolge mehr als 20 Politiker teil. Einige von ihnen gaben demnach religiöse Motive an – auf dem See Genezareth soll Jesus gelaufen sein und andere Wunder vollbracht haben. Der ranghöchste Republikaner auf der Studienreise, Eric Cantor, habe seine Kollegen am nächsten Tag gerügt, weil sie vom Ziel des Besuchs abgelenkt hätten, heisst es in dem Bericht weiter. Die Reise war von einer privaten US-israelischen Stiftung mit über 8000 Euro pro Teilnehmer finanziert worden.
sda/AFP/dapd/rbi
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