«Egal, es wird schon gut gehen» – dann explodierte die Plattform
Heute legen Experten US-Präsident Barack Obama ihren Bericht zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor. Er zeigt eine ganze Reihe von Fehlentscheiden – und sagt klar, wer Schuld trägt.

Der BP-Ingenieur Brett Cocales schrieb in einem E-Mail vier Tage vor der Explosion der Tiefseeplattform «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko: «Aber, egal, es ist durch, Ende der Ansage, es wird schon gut gehen.»
Cocales kommentierte am 16. April 2010 die seiner Ansicht nicht ausreichenden Zementarbeiten zur Zentralisierung des Steigrohres, das in 1500 Metern Tiefe im Monaco-Ölfeld steckte. Es ging nicht gut.
Nur eine von vielen Schludereien
Dieses war, so hat die vom US-Präsidenten Barack Obama eingesetzte Untersuchungskommission befunden, nur eine von vielen Schludereien, die zur grössten Ölkatastrophe der US-Geschichte führten. Neun schlechte Entscheidungen sind im Untersuchungsbericht zur Ölpest im Golf von Mexiko aufgeführt.
Der Bericht, der am Dienstag dem Präsidenten vorgelegt werden sollte, ist das Ergebnis von über einem halben Jahr Recherche und Analyse unter der Führung der sieben Kommissionsmitglieder. Er ist eine Bestandsaufnahme der Praktiken einer Schlüsselindustrie mit unzureichendem Risikobewusstsein, angesichts derer in den USA vor staatlicher Seite gerne eine Auge zugedrückt wurde.
Keine Alleinschuld von BP
Über die 87 Tage, in denen von April bis Juli geschätzte 800 Millionen Liter Öl aus der Quelle in 1500 Metern Tiefe sprudelten, war viel von der britischen BP die Rede, wenig war von der Mitschuld und Verantwortung anderer beteiligter Unternehmen zu hören.
Zwar erhält die BP als hauptverantwortliches Unternehmen für die Bohrung in dem Bericht keinen Freispruch, allerdings trügen auch der Eigner der Bohrplattform, Transocean, und der technische Dienstleister Halliburton eine Mitschuld am Unglück. Alle drei Unternehmen nahmen Risiken in Kauf, um Zeit und Kosten zu sparen.
«Ein Versagen des Managements»
«Die meisten Fehler und Versäumnisse können auf ein einziges überragendes Versagen zurückgeführt werden - ein Versagen des Managements.» Letztlich soll es schlechtes Risikomanagement gewesen sein, oder fehlendes Risikobewusstsein, das zu Katastrophe führte. Fahrlässige Schlamperei trug den Rest zum Unglück bei.
Zudem habe die staatliche Aufsichtsbehörde, der damalige Mineral Management Service, ihren Auftrag nicht erfüllt. In einem Fall bewilligte die Behörde den Einsatz eines unüblich tief sitzenden Zementverschlusses in nur 90 Minuten.Die dem Innenministerium unterstellte Behörde wurde, wohl aus Imagegründen, in Bureau of Ocean Energy Management, Regulation and Enforcement umbenannt.
Die ganze Branche geht Risiken ein
Die Kommission kommt auch zu dem Schluss, dass es sich bei den Verursachern nicht um besonders risikofreudige Einzelpersonen handelt. Der Fehler sei systemisch, der ganze Industriezweig gehe vermeidbare Risiken ein. Den gesamtwirtschaftlichen internationalen Rahmen, in dem die Indstrie arbeitet, lässt der Bericht ausser Acht.
Vordergründig waren die Explosion und die Ölpest eine direkte Folge von kurzfristiger Kostenersparnis. Die eigentliche Ursache liegt jedoch tiefer: Die Öl wird knapper, die Erschliessung und Förderung aufwendiger und die internationale Konkurrenz härter.
Tiefseebohrungen und Förderanlagen, wie im Fall der «Deepwater Horizon», sind ungleich aufwändiger und kostspieliger als die Förderung an Land oder in küstennahen Gewässern. Zudem sehen sich Unternehmen wie Shell, BP, Chevron, Exxon Mobil zunehmend der Konkurrenz aus aufstrebenden Wirtschaftsmächten Brasilien, Indien und China ausgesetzt, die verstärkt um Lizenzen buhlen, um ihren eigenen Bedarf zu stillen.
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