E-Bike-Chaoten liessen sich filmen
Eine Gruppe Jugendlicher beschädigte systematisch die Elektrovelos von Pick-e-Bike. Eine Überwachungskamera hielt ihr Treiben fest. Nun konnten die Vandalen erfolgreich überführt werden.
Stephan Brode, Geschäftsführer von Pick-e-Bike bei der BLT, hat eine schwierige Zeit hinter sich. Keine drei Tage waren vergangen, nachdem er am 17. Mai 250 mietbare E-Bikes entlang den Tramlinien verteilt hatte, da trafen auch schon Meldungen über zerstörte Velos ein. Und dann jeden Tag weitere. Eines wurde klar: Unbekannte, Gesichtslose zerstören und sabotieren systematisch eine neue, zukunftsorientierte Geschäftsidee. «Das hat mich enorm belastet und das Pick-e-Bike-Geschäft fast in eine Sinnkrise gestürzt», sagt Brode. Wie lange würde das weitergehen? Der Sachschaden war schon auf über 50'000 Franken angewachsen.
Doch mittlerweile sind die Täter gefasst. Es sind Jugendliche aus dem Birstal; zugeschlagen haben sie entlang der Tramlinie bei Arlesheim und Dornach. «Drei bis vier bildeten einen harten Kern, dann gibt es noch einige Jugendliche, die hin und wieder dabei waren», sagt Jugendanwältin Chantal Stadelmann. «Seit die Täter mit ihrem Tun konfrontiert werden konnten, verzeichnen wir im Birstal keine zerstörten Pick-e-Bikes mehr», sagt Brode und ist voll des Lobes über die Zusammenarbeit zwischen der Polizei, deren Jugenddienst und der Jugendanwaltschaft.
Umfangreiche Ermittlungen
Dass unbekannte Täter aufgespürt werden konnten, ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte der Behörden, die nicht einfach eine «Anzeige gegen unbekannt» entgegennahmen und es damit auf sich bewenden liessen. Der Vandalismus um Arlesheim herum setzte eine grössere Ermittlungs-Maschinerie in Gang.
Stephan Brode kann sich noch sehr gut an das Pfingstwochenende erinnern, als er nach der ersten Schadenmeldung eines Nutzers ein erstes zerstörtes Elektrobike auf dem Weg nach Arlesheim auf der Brücke bei der Brown Boveri antraf. Die Telematik-Box war herausgerissen, die Kabel hingen heraus. Dann das nächste Velo: Die Batterie-Abdeckung war abgerissen, die Kabel hingen heraus. 20 Velos waren es insgesamt, und von den Tätern keine Spur.
Darauf die Überraschung: Ein Geschäftsführer stellte die Bilder seiner Videoüberwachungsanlage zu, die er im Schaufenster installiert hatte. Auch er dürfte Opfer der Bande gewesen sein, wie auch eine Anwaltskanzlei, in deren Eingang uriniert worden ist. Die Bilder des Geschäftsführers zeigen, wie ein gut gekleideter Jugendlicher nachts auf einem E-Bike der BLT herumtrampelt, dieses ins Licht der Strassenlaterne zieht, um den Schaden zu begutachten. Offenbar war ihm das Velo noch zu wenig zerstört; er schlägt es mehrfach gegen einen Betonpfosten.
Die Hilfe für die BLT kam offenbar von einem Bürger, dem es nicht gleichgültig war, wie mit dem Eigentum anderer umgegangen wird. «Dieses Video brachte Schwung in die Ermittlungen», sagt Brode. Man konnte die datierten Aufnahmen mit jenen der Überwachungskameras in Trams abgleichen und erhielt bessere Bilder der Täter. Ein Muster entstand.
Dass die trotz der Bilder nach wie vor unbekannten Täter ausfindig gemacht werden konnten, liegt wohl an der Kompetenz der Polizei, wie die Leitende Jugendanwältin Corina Matzinger bestätigt: «Wir arbeiten präventiv mit dem Jugenddienst der Polizei, welcher auch in Schulhäusern präsent ist sowie auf Patrouille. Wir kennen die Leute oft, auch wenn sie nicht einschlägig vorbestraft sind.» Nicht ohne Stolz fügt sie an: «Wir haben sie erkannt.»
Viele Taten haben die Jugendlichen selber mit ihren Handys aufgezeichnet und sich mit den Aufnahmen gebrüstet. Zusammen mit den Bewegungsdaten waren das wertvolle Beweisstücke, wie von der BLT zu erfahren war. Die Motivation für die sinnlosen Taten sei in einer Kombination zu suchen von Langeweile, wenig Freizeitstruktur und Marihuana- und Alkoholkonsum, erklärt Chantal Stadelmann.
Nachhaltiges Jugendstrafrecht
Dann wurde nicht lange gefackelt: Es kam zu Hausdurchsuchungen, mehrere verdächtige Jugendliche wurden «vorläufig festgenommen». Corina Matzinger spricht von Sofort- und Unterstützungsmassnahmen, noch bevor ein Urteil gesprochen worden ist. Das Jugendstrafrecht erlaubt ein schnelles Sanktionieren. Und während die Erwachsenen in solchen Fällen mit einer bedingten Strafe davonkommen können, kann die Jugendanwaltschaft die Täter zu einer Arbeitsleistung verknurren. Die Strafe folgt unmittelbar und wirkt nachhaltig. «Ja, schlagartig hat es aufgehört», bestätigt Brode.
Die Versicherung der BLT zahlt den reinen Sachschaden. Diese dürfte Regress auf die wohlstandsverwahrlosten Jugendlichen nehmen. Ausserdem macht die BLT Unkosten für ihre entgangenen Gewinne und Dienstausfälle geltend. Auf die Jugendlichen und ihre Elternhäuser kommen hohe Rückforderungen zu.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch