«Du musst den Papst töten»
Der Papstattentäter Ali Agca hat seine Memoiren veröffentlicht. Er habe im Auftrag Ayatollah Khomeinis gehandelt.
«Ich bin im Hass aufgewachsen». So beginnt die Autobiografie jenes Mannes, der am 13. Mai 1981 in Rom auf Papst Johannes Paul II. drei Schüsse abfeuerte: Mehmet Ali Agca. Vor wenigen Wochen hat der Papstattentäter im italienischen Buchverlag «Chiarelettere» seine Memoiren veröffentlicht. Unter dem Titel «Mi avevano promesso il paradiso» («Sie hatten mir das Paradies versprochen») behauptet er, vom politischen Führer der Islamischen Revolution, Ayatollah Ruhollah Khomeini angestiftet worden zu sein. «Du musst den Papst töten. Dies ist der Wille Allahs, lieber Ali», habe Khomeini während eines geheimen Treffens gesagt, «zweifle nicht.»
«Die Reinkarnation Jesu»
Während der Vatikan die von Ali Agca aufgestellte Theorie des «Auftragsmordes» einen Tag nach Erscheinen des Buches über Vatikansprecher Federico Lombardi vehement dementieren liess und als «unglaubwürdig» einstufte, hält sie der katholische Autor Vittorio Messori für durchaus möglich. «Es wurde viel über das Attentat spekuliert», so Messori gegenüber «Il Giornale», «aber diese Fährte ist nie gründlich untersucht worden. Ich halte sie für durchaus wahrscheinlich.» Und auch Gianluigi Nuzzi, der Vatileaks-Autor, stuft Agcas Memoiren als «interessant» ein, doch fehlen seiner Meinung nach «viele entscheidende Details», wie er auf dem Internetportal Formiche.net sagt. Nuzzi wurde durch den Bestseller «Vatikan AG» berühmt und machte kürzlich mit «Seine Heiligkeit. Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI.» von sich reden.
Die dritte und endgültige Version?
Sowieso seien die Aussagen von Ali Agca mit Vorsicht zu geniessen, da Agca in der Vergangenheit immer wieder unterschiedliche Aussagen gemacht hatte: Direkt nach seiner Festnahme behauptete er, der sowjetische Geheimdienst KGB stünde hinter dem Attentat, bei seiner ersten Anhörung vor Gericht 1985 hingegen machte er den bulgarischen Geheimdienst dafür verantwortlich – gleichzeitig sagte er aus, die Reinkarnation Jesu zu sein, und prophezeite das Ende der Welt. Und vor zwei Jahren wies er gar auf einen Vatikan-Komplott gegen Papst Johannes II. hin. «Es kann Jahre dauern, bis ein Mensch einsieht, falsch gehandelt zu haben», schreibt Agca, «meine Bekehrung hat lange gebraucht.» Er persönlich habe seine veränderte Sichtweise seinem Opfer zu verdanken. Denn an jenem 27. Dezember 1983, als Papst Johannes II. ihn in seiner Zelle im römischen Gefängnis Rebibbia besuchte und ihm verzieh, habe seine «Metamorphose begonnen».
Doch Ali Agca lüftet in seinen Memoiren auch ein weiteres angebliches Geheimnis: Nicht er, sondern sein Kollege Oral Celik habe 1979 den Mord an dem türkischen «Milliyet»-Journalisten Abdi Ipekci verübt. Er habe, so Agca, die ganze Schuld auf sich genommen und die zehnjährige Haftstrafe nach seiner Begnadigung in Italien in Istanbul abgesessen.
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