Druck auf Israel wächst
Nach dem tödlichen Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den abgeriegelten Gazastreifen wächst der internationale Druck auf Israel. Der UN-Sicherheitsrat verurteilt die Kommandoaktion.

Der Weltsicherheitsrat verurteilte die Kommandoaktion und forderte eine Untersuchung. Der langjährige Verbündete Türkei machte die israelische Führung für ein «blutiges Massaker» verantwortlich. Die Organisatoren der gestoppten Hilfsflotte schickten bereits zwei weitere Schiffe mit Hilfsgütern in die Region. Auch sie wollten versuchen, die Blockade zu durchbrechen, teilte die Organisation Free Gaza Movement mit. Das israelische Aussenministerium erklärte, die Regierung habe ihre Politik gegenüber den Aktivisten nicht geändert. «Das muss nicht gewaltsam enden», sagte Ministeriumssprecher Jigal Palmor.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den israelischen Angriff vom Montag und sprach nach einem Krisentreffen mit der militärischen Führung des Landes von einem Angriff «auf das internationale Recht, das Gewissen der Menschheit und den Weltfrieden». Israel müsse die «unmenschliche Blockade» des Gazastreifens umgehend beenden. Der türkische Aussenminister Davutoglu forderte von den USA vor einem Treffen mit seiner Kollegin Hillary Clinton eine Verurteilung des israelischen Einsatzes. Er sei enttäuscht von der bisherigen Reaktion Washingtons, sagte Davutoglu. Auch ohne eine Untersuchung sei klar, dass Israel kriminell gehandelt habe.
Israelische Zeitung spricht von «Katastrophe»
Die israelische Tageszeitung «Maariv» nannte den Einsatz auf ihrer Titelseite eine «Katastrophe». Ein israelischer Militäranalyst erklärte, die Sammlung von Geheimdienstinformationen vor der Kommandoaktion sei fehlerhaft abgelaufen. Die Soldaten hätten gegen die Aktivisten auch mit Tränengas und anderen nicht-tödlichen Waffen vorgehen können, sagte der ehemalige General Schlomo Brom der Nachrichtenagentur AP.
Fünf von elf deutschen Gaza-Aktivisten kehrten unterdessen nach Deutschland zurück, darunter die beiden Bundestagsabgeordneten der Linken Inge Höger und Annette Groth. Fünf von sechs Deutschen befanden sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes im Gefängnis Beerscheba. Mit den israelischen Behörden werde versucht zu klären, wo sich der sechste Deutsche befindet.
Bei mindestens vier der von Israel getöteten Gaza-Aktivisten handelt es sich nach Angaben der Regierung in Ankara um türkische Staatsbürger. Die fünf übrigen fünf Toten seien vermutlich ebenfalls Türken.
Die Erklärung des UN-Sicherheitsrats fiel schwächer aus, als von den Palästinensern, den arabischen Staaten und der Türkei gefordert. Der stellvertretende israelische UN-Botschafter Daniel Carmon sagte, der Schiffskonvoi sei keine humanitäre Mission gewesen, und die Organisatoren würden radikale Islamisten wie die Hamas unterstützen.
Angriff auf Gaza
Bei einem Luftangriff in Gaza wurden nach Angaben der militanten Organisation Islamischer Jihad drei ihrer Mitglieder getötet, die zuvor Raketen nach Südisrael abgefeuert hatten. Dabei wurde nach israelischen Angaben niemand verletzt.
Ausserdem wurden nach Militärangaben zwei militante Palästinenser getötet, die versuchten, vom Gazastreifen aus nach Israel zu gelangen.
Ägypten will Gaza-Grenze vorübergehend öffnen
Ägypten will seine Grenze zum Gazastreifen unterdessen für Hilfstransporte vorübergehend öffnen. Der Übergang Rafah solle laut einer Anweisung von Präsident Hosni Mubarak für mehrere Tage geöffnet werden, kündigte der Gouverneur von Nordsinai, Murad Muwafi, an. Damit solle das «Leid unserer palästinensischen Brüder nach dem israelischen Angriff gelindert» werden.
Tausende Einwohner von Gaza strömten am Dienstag zur Grenze. Unklar war allerdings, wann sie geöffnet werden sollte.
ddp/mt
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