Petition «Pro Nachteinschaltung»Dornacher fürchten sich in der Dunkelheit
Seit der Abschaltung der Dornacher Strassenbeleuchtung würden sich die Beschwerden dagegen häufen. Das sagt eine Gruppierung, die nun die Petition «Pro Nachteinschaltung» lanciert.

Eine Servicemitarbeiterin aus Dornach, die in Basel arbeitet und am Wochenende die oft spätmöglichste Verbindung der öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, traut sich nicht mehr zu Fuss nach Hause. Das sagt die Gruppierung rund um die Petition «Pro Nachteinschaltung» gegenüber der BaZ.
Der Grund: Seit einer guten Woche schaltet die Gemeinde von 0.30 bis 5 Uhr die Beleuchtung einzelner Strassenzüge ab. Die Organisatoren der Petition fordern den Gemeinderat nun dazu auf, die Strassenlaternen wieder während der ganzen Nacht einzuschalten.
Die Servicemitarbeiterin bat letztlich ihren Arbeitgeber, die Arbeitszeit zu verkürzen. Auf diese Weise hatte sie zwar einen beleuchteten Heimweg – wegen ihrer Anstellung im Stundenlohn aber auch eine Lohneinbusse.
Die Betroffene ist mit ihren Ängsten nicht allein. So sprechen die Initianten der Petition auch von negativen Rückmeldungen betreffend die an das Goetheanum anschliessenden Strassen.

Auch eine Baustelle bereitet Sorgen: Vom Arlesheimer Dornachweg kommend, gelange man an den unbeleuchteten Unteren Zielweg. Seit einigen Tagen befinde sich dort auf der Kreuzung eine offene Leitungsbaustelle.
Trotz Signalleuchten könne ein Velofahrer, der die Strasse mit höherem Tempo hinunterfahre, schnell verunfallen, sagen Giovanni Acconcia und Dominic Tschudin, Mitinitianten der Petition «Pro Nachteinschaltung». Die politisch aktiven Dornacher sprechen stellvertretend für die Gruppe von zehn Personen, die sich gegen die dunklen Strassen Dornachs wehrt.
Keine Energiesparmassnahmen auf Kosten der Sicherheit
Die Kritik richte sich nicht per se gegen die Energiesparmassnahmen – diese sollten jedoch nicht auf Kosten der Sicherheit gehen, finden die Initianten. Vielmehr unterstütze die Gruppierung Investitionen in «Smart Lighting». In der Pioniergemeinde Oberwil wird diese Technologie bereits erfolgreich angewendet. Mit «intelligenten» LED-Leuchten ausgestattete Strassenlaternen würden im Vergleich ungefähr 70 Prozent Energie einsparen.
Das Licht kann beispielsweise auf Fahrbahnen konzentriert oder gedimmt werden, die Lichtverschmutzung ist gering. «Zugleich wird aber die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet», sagt Tschudin.
Und auch diejenige der Tiere: In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Dornach, wenn…» mit knapp tausend Mitgliedern haben sich einzelne Personen skeptisch wegen der Gefahr für ihre Haustiere geäussert.
Mehrere Hausbesitzer hätten zudem Angst, dass die Dunkelheit Einbrecher und Vandalen anziehe. «Sie haben bereits ihre Gartenbeleuchtung während der Nacht durchgehend eingeschaltet, was nicht zielführend ist», so Acconcia.
Gewisse Wege und steile Treppen würden ohne Taschenlampe schnell gefährlich. «Wir fragen uns auch, ob Behördenvertreter bereits an einem Samstag in der Nacht um 1.53 oder 2.53 Uhr (Ankunftszeiten der S3 in Richtung Laufen) eine Begehung zur Prüfung ihrer Entscheide gemacht haben. Wir vermuten: Nein!», ärgern sich die Initianten.
Daniel Urech, Gemeindepräsident von Dornach, hat bisher noch nichts von konkreten negativen Ereignissen gehört. Es habe zwar Reklamationen und Bedenken gegeben, allerdings auch positive Meldungen. «Wir haben im Gemeinderat einstimmig beschlossen, diese Empfehlung zum Stromsparen umzusetzen. Wenn es überwiegend negative Folgen hätte, dann würden wir darauf reagieren und die Situation neu beurteilen», sagt Urech.
(Kein) Ärger in anderen Gemeinden
Auch in anderen Gemeinden wird das Thema diskutiert. In Aesch formiert sich derweil ebenfalls Widerstand. Eine Gruppe rund um die Alt-Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) fordert den Gemeinderat auf, von der kompletten Abschaltung der Strassenbeleuchtung abzusehen, wie das «Wochenblatt Birseck/Dorneck» schreibt.
In der Nachbargemeinde Dornachs wird ebenfalls kritisiert, dass es vor Ankunft der letzten S-Bahn dunkel wird. Ein Mitglied der Gruppe schlägt den Kompromiss vor, nur jede zweite Strassenlaterne abzuschalten.
Die zuständige Gemeinderätin Christine Koch (SP) will sich hierbei jedoch an die Empfehlungen des Bundes halten, wie sie dem Wochenblatt mitteilt. Demnach gefährde der Hell-dunkel-Unterschied die Sicherheit von Autofahrenden sowie Leuten, die zu Fuss unterwegs seien. Im Vergleich zur Abschaltung der anderen grossen Stromfresser handle es sich um das kleinere Übel.
Andernorts verläuft die Debatte weniger hitzig: In Bennwil, wo die Beleuchtung der Gemeindestrassen seit Ende Oktober zu Schlafenszeiten abgeschaltet wird, habe man auf der Verwaltung keine negativen Rückmeldungen erhalten, sagt die Gemeindepräsidentin Verena Scherrer-Nef.
In Dornach machen die Kritiker nun Nägel mit Köpfen, die Unterschriftensammlung für die Petition ist gestartet. Am 24. Februar soll die Überreichung an die Gemeindeschreiberin Sarah-Maria Kaisser erfolgen.
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