Domenech schickt Anelka nach Hause
Der französische Stürmerstar beleidigte den umstrittenen Coach im Training – so heftig, dass der Ausspruch es kaum durch die Zensur schaffte.

Die Sportzeitung «L'Equipe» brachte die Affäre in ihrer Samstagsausgabe ins Rollen. In grossen Lettern auf der Titelseite stand, was Anelka in der Pause der Partie gegen Mexiko (0:2) Domenech an den Kopf geworfen hatte: «Va te faire enculer, sale fils de pute!» Nicht nur die Radiosender in Frankreich taten sich schwer, eine nicht allzu derbe Umschreibung dieser deftigen Beleidigung zu finden. Der englische Dienst der Nachrichtenagentur AFP veröffentlichte vor seiner Meldung einen Warnhinweis: Vorsicht, obszöne Worte!
Zu Anelkas Ausraster kam es gemäss «L'Equipe», weil Domenech dem in Südafrika überaus schwach spielenden Angreifer zur Pause vorgeworfen hatte, in der ersten Halbzeit gegen Mexiko zu oft seine Position im Mittelsturm verlassen zu haben. Nach einem kurzen verbalen Gefecht habe Anelka seinen Trainer mit den bereits erwähnten Worten beleidigt, worauf ihm Domenech entgegnet habe: «Okay, du gehst raus.» In der zweiten Halbzeit spielte André-Pierre Gignac für den Chelsea-Stürmer.
Krisensitzung am Samstag
Die 45 Minuten gegen Mexiko dürften für den 31-jährigen Anelka die letzten im Nationalteam gewesen sein. Bei einem am Samstag einberufenen Krisentreffen mit Domenech, den Spielern und hohen Verbandsfunktionären wurde die Suspendierung Anelkas beschlossen, nachdem Domenech vergeblich auf eine Entschuldigung des Angreifers gewartet und Präsident Nicolas Sarkozy den Vorfall als «inakzeptabel» taxiert hatte. Bereits am Samstagabend verliess Anelka das Camp der Franzosen.
In seiner bereits langen Karriere sorgte Anelka, der in 71 Länderspielen 14 Treffer erzielt hat, immer wieder für kleinere Eklats. Einst verliess er das Trainingsgelände von Real Madrid im Kofferraum eines Autos, um den Fragen der kritischen Journalisten aus dem Weg zu gehen. 2003 lehnte er ein Aufgebot für die Nationalmannschaft ab, weil er befand, er sei sowieso nur eine Notlösung. In den letzten Jahren wurde ihm immer wieder eine egoistische, wenig mannschaftsdienliche Haltung vorgeworfen.
Vertrauen nicht belohnt
In Südafrika zählte Domenech auf Anelka. Als einzige Sturmspitze erhielt er in den ersten beiden WM-Partien jeweils den Vorzug gegenüber Rekordtorschütze Thierry Henry. Das Vertrauen wurde nicht belohnt. Der in einer Pariser Banlieue geborene England-Legionär fiel bis am Samstag vor allem durch seine apathische Haltung auf dem Feld und seine Intrigen im Trainingscamp auf. Er soll zusammen mit Franck Ribéry federführend beim Mobbing gegen den designierten Spielmacher Yoann Gourcuff gewesen sein, berichteten verschiedene französische Medien.
Zum Bild, das die «Equipe tricolore» in Südafrika abgibt, passt eine weitere Episode perfekt. William Gallas, der schon vor WM- Beginn mitgeteilt hatte, dass er gegenüber den Medien kein Wort sagen würde, zeigte einem Journalisten des Fernsehsenders TF1 den Mittelfinger, als dieser ihm das Mikrofon hinhielt. Auf den neuen Nationalcoach Laurent Blanc wartet nach der WM viel Arbeit.
si/jra
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