Divisionär Untauglich
Divisionär Andreas Bölsterli fordert für die Schweizer Armee den Kauf des Kampfjets F-35. Einen Jet, der für den Erstschlag ausgelegt ist.

Divisionäre a D handeln in der Regel zurückhaltend, wenn sie sich dazu entschliessen, sich nochmals ins Tagesgeschäft einzumischen. Gefragt sind dann Ratschläge, die bei den Aktiven bisher ausser Acht gelassen wurden. Als Divisionär Untauglich gebärdet sich demgegenüber der neue Chefredaktor der ASMZ, der Zeitschrift der Schweizerischen Offiziersgesellschaft SOG, Divisionär Andreas Bölsterli. Wenig überraschend und inhaltlich richtig ergreift der frühere Kommandant der Territorialregion 2, zu der auch das Baselbiet und Basel Stadt gehören, im Editorial seiner Militärzeitschrift Partei für die vom Bundesrat bewilligte Investition in eine bessere Luftverteidigung. Dass Bölsterli dabei aber ohne weitere Begründung sagt, es müsse nun ein Jet der 5. Generation auf den Laden, kann nur mit akutem Wissensnotstand oder einseitiger Parteinahme aufgrund Ausbildungs- und Indoktrinationsjahren in den USA interpretiert werden. Oder beidem zusammen.
Divisionär Bölsterli missachtet mit seiner Forderung in derselben ASMZ gemachte Aussagen des Chefs der Armee. Dieser meinte, für die Typendiskussion beim neuen Kampfflugzeug sei es noch zu früh. Erst müsse der Armeestab aufgrund der bundesrätlichen Kostenvorgaben die grundsätzliche Planungsarbeit erledigen, wozu unter anderem die Aufteilung zwischen boden- und luftgestützten Verteidigungsmitteln gehört, wozu auch die Anforderungsprofile gehören.
Das modernste westliche Kampfflugzeug
Abgesehen von diesem «Ungehorsam» gegenüber dem Chef der Armee hält die Forderung Bölsterlis nach einer Überprüfung nicht stand. Richtig ist zwar, dass der «Joint Strike Fighter» (JSF) oder F-35 das modernste westliche Kampfflugzeug ist, das derzeit erhältlich ist. Der JSF wird voraussichtlich auch in 20 Jahren noch produziert, was ein Vorteil für die Betreiber ist.
Entscheidend ist aber, welches die Kernfähigkeiten dieses JSF sind. «Strike», sagt schon der Name, heisst «Schlag», beim JSF im Sinne von Erstschlag, also einem überraschenden Angriff gegen einen Gegner, der selbst über Kampfflugzeuge und Boden-Luft-Abwehrraketen verfügt. In Verbindung mit seiner Tarneigenschaft, die bei minimaler Bombenzuladung gegeben ist, ist der JSF also dafür konzipiert worden, in der Tiefe feindlichen Territoriums Erstschläge durchzuführen, also hinter den feindlichen Linien. Der «Joint Strike Fighter» ist also dazu geeignet, in einem Erstschlag gegnerische Boden-Luftabwehr-Geschütze, Führungseinrichtungen und Luftwaffenbasen auszuschalten. Ist der Erstschlag gelungen, indem die feindliche Abwehrbereitschaft zerschlagen ist, wird beim JSF für Zweit- und Drittschläge die volle Bombentraglast ausgenutzt. Die Bomben werden dann auch als Aussenlast angehängt. Dann ist die Tarnkappe des JSF weg, er ist wie jedes normale Flugzeug auf dem Radar zu sehen. Ob diese Fähigkeiten den Bedürfnissen des Neutralen entsprechen, ist doch ernsthaft zu bezweifeln.
F-16 D im Luftkampf besser als F-35
Die Schweiz hat, auftragsgemäss, den eigenen Luftraum zu schützen, notfalls zu verteidigen. Gefragt sind beim neuen Kampfjet deshalb vorab moderne Abfangjäger-Eigenschaften, wozu nach wie vor auch eine starke Beschleunigungsfähigkeit gehört, damit Eindringlinge, welche unser Land in 15 Minuten von Nord nach Süd durchqueren, luftpolizeilich interseptiert werden können. Die Fähigkeiten für Luftpolizei und im Verteidigungskampf sind beim JSF derweil nicht bekannt. Bekannt wurde lediglich, dass ein Kampfjet F-16 D vor zwei Jahren den JSF im Luftkampf «abgetrocknet» hat. Als Reaktion darauf werben US-Luftstreitkräfte und Hersteller neuerdings mit «Kill Ratios» von zehn zu null für den JSF. Ob dieses Kill-Verhältnis tatsächlich zutrifft, gegen welche Jets dieses erzielt wurde und unter welchen Umständen, ist unklar.
Klar ist hingegen, dass die Amerikaner die Schlüssel und Codes zum JSF nicht herausgeben. Der Jet bildet für Käufer eine geheime Blackbox von US-Gnaden. Der Jet wird nie gegen den Willen der Amis starten und schiessen können.
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