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Am 24. März 2011 wäre Joseph Barbera, der Vater von «Tom & Jerry» und den «Feuersteins», 100 Jahre alt geworden.
Der Zeichentrickfilm ist zwar eine aussterbende Kunstform. Doch irgendwann bekommen vermutlich auch Kinder, die mit Computeranimation aufgewachsen sind, jene hinterlistigen Katz- und Maus-Spiele zu sehen, die Joseph Barbera und seinen Compagnon William Hanna zu Zeichnerlegenden gemacht haben.
Neben «Tom & Jerry» gehören «Die Familie Feuerstein» und «Yogi Bär» zu den klassisch gewordenen Cartoons des Duos, in dem der 1911 in New York geborene Barbera den Zeichnerpart übernahm.
Zufällig im Filmgeschäft gelandet
Dabei rutschte Barbera, der als Buchhalter 1930 in New York keine Arbeit fand, nur zufällig ins Filmgeschäft, als er sich mit seinem Karikaturen-Hobby über Wasser hielt. 1937 landete er in der aufstrebenden Trickfilmsparte der Metro-Goldwyn-Meyer-Studios in Kalifornien und traf auf Cartoon-Entwickler William Hanna.
1940 zeichneten und inszenierten die Regiedebütanten den oscarnominierten Kurzfilm «Puss Gets the Boot», in der eine fiese Katze vergeblich eine pfiffige Maus jagt. Nach den künstlerischen Disney-Figuren, die sich an europäischen Märchen orientierten, läutete ihr schnittig-destruktives Tierduo eine neue Trickfilmära ein.
Vom Hobby-Karikaturisten zur Zeichentricklegende
Seit diesem Sensationserfolg waren die Trickfilmer bis zu Hannas Tod 2001 so unzertrennlich wie die tierischen Sparringpartner, die - als gierige Katze und stets entwischende Maus - einen archetypischen Konflikt ausfechten. Barbera warf Ideen aufs Papier «und zeichnete so schnell», erinnerte sich ein Zeitzeuge, «dass die anderen kaum damit nachkamen, die Blätter an die Wand zu hängen.» Hanna, der gelernte Journalist, brachte die Gags und die Geschichte für die Zeichner in Form. Mit 114 Folgen allein von «Tom & Jerry» heimste das Duo 7 Oscars ein. Die Cartoons, die vor dem Hauptfilm im Kino liefen, wurden immer minimalistischer, rasanter - und auch sadistischer.
Mit Hollywoods goldener Ära jedoch ging in den 50ern auch die Trickfilmproduktion zu Ende. MGM schaffte 1957 sang- und klanglos seine ruhmreiche Animationsabteilung ab. Hanna und Barbera gründeten ein eigenes Studio und produzierten erstmals billig gemachte, aber flotte Cartoons für das Samstagmorgenprogramm im Fernsehen. Trotz Fliessbandästhetik sind alle erfolgreichen Zeichentrickserien in den 60ern und 70ern ihr Werk: «Yogi Bär», «Scooby Doo», «Die Jetsons» und besonders die «Familie Feuerstein», die im Steinzeit-Ambiente den optimistischen Geist der Wirtschaftswunderjahre verströmte.
Realversion-Filmen fehlt es an Charme
In den 80ern kamen «Schlümpfe»- und «Lucky Luke»-Serien hinzu. Doch die Epoche, in der Barbera zum Hinsetzen keine Zeit hatte und die Beine seines Schreibtischs verlängern liess, um im Stehen zeichnen zu können, waren vorbei; die beiden traten nur noch als Produzenten auf. Heute gehört das Studio zum Warner-Brothers-Konzern.
Barbera, der 2006 mit 95 Jahren starb, konnte 1994 noch die Realfilm-Renaissance der «Feuersteins» miterleben. Doch auch weiteren nostalgischen Realversion-Filmen (zuletzt «Yogi Bär») gelang es nicht, an den Erfolg der vielgeliebten Zeichentrickfiguren anzuknüpfen, mit denen sich jeder identifizieren kann: mal als Katze, mal als Maus.
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