Der Grasshopper-Club im SinkflugDieses GC muss der FC Basel schlagen
Es gibt sie nicht, die Selbstläufer im Profifussball. Und doch: Wenn der FC Basel bei GC antritt, dann trifft er auf ein Team, das gerade so gar nichts mehr hat.

Manchmal, da reicht einfach ein Blick auf die Resultate. Und dann weiss man eigentlich schon alles, obwohl man noch gar nichts weiss. Beim Grasshopper-Club aus Zürich zum Beispiel, da ist das gerade so. Und es ist nicht gut.
Da war dieses umjubelte 2:2 in der Nachspielzeit gegen den vermeintlich grossen BSC Young Boys. Und dann? Dann war da vier Spiele lang nicht mehr viel. 0:2 gegen den FC St. Gallen. 1:2 gegen den FC Lugano. 2:4 gegen Servette. Und schliesslich dieses 0:1 gegen den FC Luzern, mit dem man sich dort zurückmeldete, wo man sich zur Winterpause längst nicht mehr wähnte: im Kampf um den Klassenerhalt.
Die Winterpause. Geht es um GC, dann war das die Phase der Metamorphose. Die Phase, in der die Fassade eines scheinbar gefestigten Aufsteigers in Staub zerfiel und zum Vorschein kam, was das Problem eines Clubs ist, der kein Club mehr ist. Sondern Teil eines internationalen Fussballprojekts.
GC gehört seit zwei Jahren zum chinesischen Fosun-Konzern. Und das Herzstück dieser zusammengebauten Fussballmaschinerie, das sind die Wolverhampton Wanderers in der gigantischen englischen Premier League, unterstützt von der Spieleragentur des mächtigen Jorge Mendes, die ebenfalls zum Konglomerat gehört. Der Schweizer Rekordmeister ist da nur ein Rädchen. Er wird nicht primär zum Selbstzweck mit chinesischem Geld am Leben gehalten, sondern vielmehr, um eine Art Farmteam darzustellen.
Spieler kommen und gehen – egal, ob ein Gefüge gerade funktioniert oder nicht. Manchmal geschieht das ganz einfach, weil Transfers für Umsatz bei Mendes sorgen. Manchmal, weil Wolverhampton gerade temporären Bedarf hat. So etwa wie bei Toti Gomes. Das ist der portugiesische Innenverteidiger, der in der Hinrunde GC-Stammspieler war. Im Januar kam der Ruf von der Insel – und weg war er. Gespielt hat er dort in der Liga die ersten zwei Partien und einmal im FA-Cup. Zuletzt kam er nur noch in der Reserve zum Einsatz. Doch bei GC fehlt er nun.
Daran ändern auch die sechs Zuzüge nichts, die man im Winter tätigte. Ein Chinese, ein Koreaner, ein Japaner, ein Franzose und zwei Portugiesen sinds. Kann man machen – bekommt einer Mannschaft aber selten, wenn sie zuvor so überraschend gut funktioniert hat, dass sie als Sechster überwinterte.
Vielleicht wäre ja alles ein bisschen anders und damit besser gekommen, wenn der Sportchef Seyi Olofinjana (er kam aus Wolverhampton) und der Managing Director Jimmy Berisha an einem Strang ziehen und gemeinsam bestmöglich die GC-Interessen vertreten. Tun sie aber nicht. Vielmehr sollen sie über Kreuz liegen, seit Wochen nicht mehr miteinander reden.
Da ist es gut, dass es noch Giorgio Contini gibt. Der besonnene Trainer bewahrt jene Ruhe, die ihn spätestens sein Engagement bei Lausanne-Sport gelehrt hat. Das ist ein anderer Club, der ausländischen Besitzern gehört, aber innerhalb eines Konstrukts nur eine untergeordnete Rolle spielt. Es ist auch der Club, der in dieser Saison garantiert, dass GC nicht direkt absteigt: Lausanne ist abgeschlagen Tabellenletzter.
Contini sagt, er sei Angestellter. Er verrichte so gut als möglich seine Arbeit. Und er spricht von Flickwerk. Das ist das, was seine Mannschaft ist, weil sie ständig durch Wechsel beeinflusst wird, sie weder sportlich noch in Sachen Identität nachhaltig wachsen kann.
Noch liegt der Grasshopper-Club fünf Punkte vor dem FC Luzern und dem vorletzten Tabellenplatz, der die Barrage gegen den Zweiten der Challenge League bedeutet. Aber es sind noch zehn Runden zu spielen. Die Tendenzen sagen, dass die beiden Clubs die Plätze noch tauschen. Aber wer weiss? Alles muss zuerst gespielt werden. Auch die Partie von GC gegen den FC Basel, am Sonntag.
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