«Jackpot» in BubendorfDieser Römerschatz stellt die Archäologen vor Rätsel
Im Zentrum stehen ein mysteriöses Lederstück und das Motiv, weshalb der Schatz vergraben worden war. Ein beim Schloss Wildenstein entdeckter Münztopf aus der Römerzeit wirft Fragen auf.

Gleich aus zwei Gründen überraschte der jüngste Münzfund im Baselbiet die Forschenden. Zum einen sind die 1290 Münzen aus der spätrömischen Zeit durch ein Stück Leder unterteilt. Zum anderen sind Münzschätze aus der betroffenen Epoche um 332 bis 335 n. Chr. bisher kaum bekannt, wie Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit von Archäologie Baselland, in einer Mitteilung schreibt.
Gefunden wurde der «Jackpot» vom archäologischen Späher Daniel Lüdin in der Nähe des Schlosses Wildenstein. Dort war der Münzschatz in einem Topf vergraben. Der ehrenamtliche Mitarbeiter entdeckte ihn mithilfe eines Metalldetektors. «Daniel Lüdin agierte äusserst überlegt. Er deckte den Fund wieder zu und informierte die Archäologie Baselland», lobt Fischer. «Dank diesem professionellen Vorgehen konnte ein Grabungsteam von Archäologie Baselland den Topf – fachgerecht fixiert – in einem Block bergen.»
Mysteriöses Lederstück
Nach der Bergung konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Block im Labor untersuchen. So wurde der Fund mit einer Computertomografie an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in Dübendorf analysiert. Dabei tauchten Fragen auf, denn entdeckt wurde dabei ein Stück Rindsleder, dass die Münzen in zwei Teile unterteilt.
«Über Sinn und Zweck dieser Unterteilung lässt sich nur spekulieren», schreibt Fischer. «Waren etwa zwei unterschiedliche Besitzer zugange? Mit Sicherheit sagen lässt sich derzeit nur, dass die Münzen in kurzer Zeit zusammengetragen und der Topf auf einmal befüllt wurde.»

Die Münzen selbst bestehen aus einer Kupferlegierung mit einem sehr geringen Silberanteil. Das bedeutet, dass es sich um eine grosse Menge Kleingeld mit geringer Kaufkraft handelt. «Der Wert aller Münzen dürfte etwa einem Goldsolidus mit einem Gewicht von 4,5 Gramm entsprochen haben, was rund zwei Monatsverdiensten eines damaligen Soldaten gleichkommt», so Fischer.
Seltener Fund
Die Münzen wurden in der Regierungszeit Kaiser Constantins des Grossen geprägt. Dieser regierte von 306 bis 337 n. Chr. Die jüngsten Fundstücke stammen aus den Jahren 332 bis 335 n. Chr. Die späte Römerzeit kenne eigentlich zahlreiche «Schatzfundhorizonte»: Bewogen durch Bürgerkriege, Einfälle benachbarter Volksgruppen oder Wirtschaftskrisen, hätten viele Menschen ihre Wertsachen in der Erde vergraben, um sie vor fremdem Zugriff zu schützen. «Für die Verbergungszeit des Topfes von Bubendorf gibt es aber bislang im ganzen Römischen Reich kaum vergleichbare Horte», sagt Fischer.
Dies, weil die betroffenen Jahre politisch stabil waren und eine gewisse wirtschaftliche Erholung zeigten. Das mache den Fund einerseits sehr besonders, gebe andererseits aber weitere Rätsel auf. «Aus welchen Gründen wurden die Münzen vergraben, und weshalb wurden sie nicht wieder gehoben?» Nebst persönlichen, nicht mehr nachvollziehbaren Motiven könnte der Fundort Indizien für eine Erklärung liefern: Dieser liegt im Grenzbereich zwischen drei römischen Gutshöfen. «Wer weiss, vielleicht wurden die Münzen hier in einer Art Grenzheiligtum verwahrt oder den Göttern geopfert.»

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