Viel mehr als nur CoronaDiese Themen haben die Basler 2020 bewegt
Ein kleines Virus hat 2020 viel verändert. Doch neben Corona gab es viele denkwürdige Momente. Ein Rückblick auf ein aussergewöhnliches Jahr.

Damals, im Januar, hatte das Jahr noch alle Chancen, ein gutes, ja sogar ein grossartiges zu werden. Wir schmiedeten Pläne, freuten uns auf so viel Schönes. Jetzt, am Ende dieser zwölf Monate, müssen wir feststellen: Es war ein grauenhaftes Jahr. Wir blicken zurück auf Geschichten, die unsere Leser 2020 am meisten bewegten.
Januar

Begonnen hat das Jahr ganz «normal», im Fokus standen weltpolitische Spannungen zwischen dem Westen und der arabischen Welt. Die Schlagzeilen wurden zu Jahresbeginn nämlich vom Top-Terrorist Qassim Soleimani dominiert, der von den USA getötet wurde. Es entbrannte eine Debatte, ob die Tötung gerechtfertigt war.
Für grosse Bestürzung sorgte in der Region zudem ein tragischer Unfall auf dem Rhein: Ein Frachtschiff ist in Birsfelden mit einem Ruderboot kollidiert. Drei Personen konnten sich an Land retten, eine 52-jährige Frau kam bei dem Zusammenstoss ums Leben. Als das Unglück geschah, war es dunkel. Das warf viele Fragen auf.
Februar

Der Winter neigt sich dem Ende zu, die Stimmung der Bevölkerung wird jedoch zunehmend frostiger. In der Schweiz sind die ersten Corona-Fälle aufgetaucht. In der Region Basel bewegt vor allem eine Frage die Massen: Kann die Fasnacht durchgeführt werden? Noch wenige Tage vor dem effektiven Entscheid gingen sowohl das BAG als auch der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen davon aus, dass die Fasnacht durchgeführt werden könnte. Die Absage selbst gab danach Anlass zu Unsicherheit. Was, wenn die Fasnächtler trotzdem aufmarschieren? Diese gaben sich nämlich kurz vor dem Entscheid trotzig und kündigten eine Gassenfasnacht an.
Geschockt und emotional war Pia Inderbitzin, die Obfrau des Fasnachtscomité. Eine Fasnacht ohne Fasnächtler auf den Strassen? Unvorstellbar. Die BaZ kommentierte den Entscheid nüchtern. «Keine Schnitzelbank und kein Cortège kann auch nur ein Menschenleben aufwiegen», schrieb BaZ-Chefredaktor Marcel Rohr.
März

Corona, Corona, Corona, Corona. Im März gab es kein anderes Thema mehr, das irgendjemanden interessiert hätte. Diese Sprache sprechen unsere Zugriffszahlen dieses extremen Monats. Die Basler ärgerten sich, dass an der Endstation des 8er-Trams in Weil am Rhein eine Fasnacht stattfand, während die eigene verboten war.
Tage später schlug ein Gottesdienst im Elsass mit 2000 Personen hohe Wellen, der zum Superspreader-Event mutierte. Mitte März dann, als der Bundesrat den nationalen Lockdown verfügte, explodierten beinahe unsere Server.
April

Im April schafften es endlich wieder andere Themen als dieses omnipräsente Virus an die Spitze des Leserinteresses. Da gab es den Basler Pfarrer, Martin Dürr, der den US-Präsidenten Donald Trump mit Hitler verglich und ihm den Tod wünschte. Auf Facebook frage Dürr: «Wann ist der Moment gekommen, einen faschistischen Diktator umzubringen?» Den folgenden Shitstorm hatte der Basler Pfarrer wohl nicht kommen sehen.
Zu reden gab auch der FC Basel, insbesondere dessen Präsident Bernhard Burgener, den viele Fans am liebsten ebenfalls zum Teufel geschickt hätten. Auch die BaZ sah keine erfolgreiche Zukunft des Vereins mehr unter Burgener.
Ein anderer Basler trat im April seinen letzten Gang an: Der ehemalige UBS-Chef Marcel Ospel ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Baz-Autor -minu hat ihn in einem persönlichen Nachruf verabschiedet.
Mai

Der Mai begann traditionell mit einer Demonstration in Basel. Auch von ein bisschen Corona liessen sich die Linken ihren Feiertag nicht vermiesen. Sie ignorierten das geltende Versammlungsverbot und marschierten an einer unbewilligten Demonstration durch die Innenstadt. Die Bürgerlichen forderten Konsequenzen, die Polizei verzeigte ein paar Linke. Also ein bisschen Normalität in einem verrückten Jahr.
Viel zu reden gaben im Frühling auch die wegen Corona geschlossenen Grenzen. Die Kontrolleuphorie der Schweizer Grenzwache trieb mitunter absurde Blüten.
Juni

Der Juni muss umgetauft werden in «Märkli-Monat». Dass die Baselbieter Polizei tatsächlich gegen einen Achtjährigen ermittelte, weil dieser im Dorfladen fragte, ob er mit Spielgeld bezahlen könne, sorgte wahlweise für Kopfschütteln oder Entsetzen. Dieser skurrile Kriminalfall aus dem Baselbiet hat sich in jeden Winkel der Welt verbreitet. Sogar die «New York Times» hat über das Versagen der Polizei in Diegten berichtet.
Der Fall des Afroamerikaners George Floyd, der unter der Gewalt eines Polizeibeamten in Minneapolis zu Tode gekommen ist, hat eine Welle von Protestaktionen auf der ganzen Welt ausgelöst. Auch in Basel gingen die Massen auf die Strasse – und die Polizisten auf die Knie.
Berührt hat im Juni auch die Geschichte einer Basler Ärztin, die in einem Buch den bevorstehenden eigenen Tod thematisierte und darin das Verhalten von Medizinern gegenüber Sterbenden kritisierte.
Juli

Endlich Sommer. Corona haben wir ein wenig vergessen und geniessen die Wärme. In Basel gab es eine grössere Kontroverse wegen des Phänomens des Brückenspringens. Beinahe wäre es zu einem schlimmen Unfall gekommen, das Video dieser Szene verbreitete sich rasant. Sehr aufgewühlt hat das Video auch den 28-jährigen Seraphin Däster: Vor neun Jahren ist ihm ein Mann von der Mittleren Brücke auf den Kopf gesprungen. Im Gespräch erzählt er von diesem dramatischen Moment und wie es ihm danach ergangen ist.
August

Lästige Biester beschäftigten die Menschen im Hochsommer: Wespen. Überall Wespen. Soll man sie erschlagen oder vergiften? Nein, sagte ein Grüner aus dem Baselbiet. Man soll sie duschen, und schon seien sie weg. Kaum eine Geschichte ist im Sommer länger gelesen worden als die Anleitung zum schonenden Umgang mit den aggressiven Insekten.
Apropos lästig: Im August hat sich die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann unter vielen Nebengeräuschen ihres Museumsdirektors Marc Fehlmann entledigt. Im Herbst hat die Bevölkerung dasselbe dann mit Ackermann bei den Wahlen gemacht. Ein Zusammenhang ist denkbar.
Sich gleich selbst aus dem Spiel genommen hat Alex Frei: Kurz nach dem Rücktritt von Sportdirektor Ruedi Zbinden wirft auch der U-21-Coach den Bettel hin. Das Hin und Her der FCB-Führung in der Trainerfrage dauerte dem früheren Spitzenstürmer zu lange.
Ebenfalls ein grosses Thema dieses Jahres waren die Bettler. So viele besuchten die schöne Stadt Basel, bis es viele Stadtbasler nicht mehr so schön fanden.
In dem an lokalen Themen reichen Monat August wurden zudem zwei spektakuläre Kriminalfälle vor dem Strafgericht verhandelt. Ein Portugiese musste sich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung einer Frau in der Elsässerstrasse verantworten. Und eine 76-jährige Angeklagte wegen des mutmasslichen Mordes an einem Basler Primarschüler.
September

Endlich fertig ist der Umbau des Basler Stadtcasinos. Herzog & de Meuron erneuerten das Konzerthaus innen und aussen. Innen mit so viel Rot, dass sich manche in einem Freudenhaus wähnten. Unserem Autor zumindest sind bei seinem Rundgang die «phallisch geformten Lampen» besonders ins Auge gesprungen. Und die Deutschen staunten, dass man für erstklassige Akustik nicht so viel ausgeben muss, wie es die Hamburger mit der Elbphilharmonie getan haben.
Und dann meldete sich im September langsam wieder dieses Coronavirus zurück. Abzulesen war dies an der Nervosität der Regierungen überall, die sich Massnahme um Massnahme ausdachten und die Bürger wie Helikoptereltern ihre Kinder behandelten. Immer häufiger treten zudem Corona-Skeptiker in Erscheinung, denen der Aktionismus des Staates zu weit geht. Einer von ihnen ist der Basler Männerarzt Marco Caimi. Mit der BaZ hat er über seine Beweggründe gesprochen.
Oktober

In Basel gab es im Herbst neben der Ankündigung eines dritten Roche-Hochhauses und natürlich Corona vor allem ein grosses Thema: die Wahlen. Nach ihrem blamablen Abschneiden im ersten Wahlgang hat die amtierende Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann auf die Wiederwahl verzichtet.
Ackermanns Platz sollte Heidi Mück erben. Aber sofort entbrannten viele Diskussionen um die Vergangenheit der Linksaussen-Kandidatin.
November

Das grosse Thema im Monat November waren die US-Wahlen. Lokal hingegen gab vor allem Corona zu reden. Insbesondere der Entscheid der Basler Regierung, die Restaurants zu schliessen, sorgte für viele Diskussionen. Kurz vor dem bevorstehenden Teil-Lockdown geht gefühlt ganz Basel nochmals aus. Die Massen genossen die letzten Stunden in den Gasthäusern der Innenstadt.
Im zweiten Wahlgang der Basler Regierungsratswahlen muss zudem auch Sicherheitsdirektor Baschi Dürr eine Niederlage einstecken. Seine Abwahl kommentierte er gegenüber der BaZ mit «Ach Gott!».
Dezember

Je näher das Jahresende rückt, desto strenger werden die Corona-Massnahmen in der Region. Kurz vor Weihnachten verbietet Baden-Württemberg den Baslern den Einkaufstourismus. Vor allem aber war der Regierung in Stuttgart ein Dorn im Auge, dass die eigenen Bürger die offenen Läden in der Region Basel besuchen könnten, während in Deutschland nur Lebensmittel gekauft werden dürfen.
Was in Basel viel beachtet wurde, war der Verkauf des UBS-Gebäudes am Aeschenplatz. Dass die Mitarbeiter der Bank nun zügeln müssen, bereitete kaum Sorgen. Vielmehr bewegte das Schicksal des Hammering Man vor dem Gebäude, das ungewiss ist. Darf das unermüdliche Kunstwerk bleiben und oder muss ausgerechnet der fleissigste Basler weichen? Eine Frage, die sogar die Politik beschäftigt.
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