Diese Schweizer Firmen verdienen an Sotschi mit
Für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Sotschi werden Milliarden aufgewendet. Ein Teil dieser Gelder fliesst in die Kassen von Schweizer Firmen.
Miserable Arbeitsbedingungen, Umweltzerstörung, Schwulenhass oder politische Willkür. Russland steht als Austragungsland der 22. Olympischen Winterspiele in der Kritik. Nicht wenige rufen gar zu einem Boykott der Spiele auf, und einige Regierungschefs dürften der Eröffnungsfeier symbolisch fernbleiben. Abseits von diesen politischen Grabenkämpfen und sportlichen Verheissungen sind die Olympischen Spiele in Sotschi aber vor allem eines: ein gigantisches Investitionsprojekt mit Aufträgen in Milliardenhöhe. Im Kampf um diese lukrativen Aufträge waren auch einige Schweizer Firmen erfolgreich, wie eine Recherche der Zeitung «24 Heures» zeigt. In verschiedenen Bereichen lieferten hiesige Unternehmen Technologie, Know-how und Dienstleistungen:
- Gastronomie: Die in Zürich ansässige Hotelkette Swissôtel eröffnet diesen Monat zwei Fünfsternehotels in der Kaukasusregion, eines in Sotschi selbst und eines in Krasnaja Poljana, der Schneeregion der Spiele. Nestlé mit dem Hauptsitz in Vevey wird darüber hinaus das Catering für die offiziellen Gastrobetriebe übernehmen.
- Eisenbahntunnel: Auf der gut 45 Kilometer langen Strecke von der Küste hinauf nach Krasnaja Poljana entsteht eine Eisenbahnstrecke mit 13 Tunneln. Die staatliche Russische Eisenbahngesellschaft hat die bündnerische Firma Amber Engineering AG mit der Planung von 9 der 13 Tunnel beauftragt.
- Skipisten: Seit den Spielen von 1998 in Nagano zeichnet sich die von Bernhard Russi geführte Firma Alpin Consult AG für die Gestaltung der Pisten für die Wettkämpfe der alpinen Skifahrer aus, so auch in Sotschi.
- Schutz vor Lawinen und Steinschlag: Zum Schutz der Athleten und der Zuschauer vor Lawinen und Steinschlag haben die russischen Veranstalter gleich zwei Schweizer Firmen mit einbezogen. Die in Davos ansässige Sens Alpin betreibt acht Wetterstationen rund um Rosa Khutor, wo die Entscheidungen in den alpinen Skiwettkämpfen fallen werden. Die Daten aus diesen Stationen werden zur Erstellung der Lawinenprognosen verwendet werden. Die im Kanton Thurgau beheimatete Firma Geobrugg hat darüber hinaus in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich Stahlnetze zum Schutz von Steinschlag in dem Gebiet angebracht.
- Skilifte: Auch für die Skilifte setzen die Organisatoren auf schweizerisches Know-how. 40 neue Anlagen, was 90 Prozent der errichteten Anlagen entspricht, wurden von dem schweizerisch-österreichischen Konzern Doppelmayr-Garaventa installiert.
- Stadien: Der Bau des Bolschoi-Eispalastes in Sotschi, in dem unter anderem die Schweizer WM-Silberhelden der Eishockey-Nationalmannschaft ihre Spiele austragen werden, wurde vom Zuger Bauunternehmen Botta Management Group beaufsichtigt. Dieses überwachte für die Fifa bereits den Bau der zehn Stadien für die Fussballweltmeisterschaft in Südafrika und ist auch für die WM in Brasilien wieder an Bord.
- Zeitmessung: Seit 1932 ist die zur Swatch Group gehörende Berner Uhrenmanufaktur Omega der offizielle Partner der Olympischen Spiele für die Zeitmessung und wird diese Aufgabe in Sotschi zum 26. Mal in Folge übernehmen. Als Subunternehmer wurde die im Berner Jura beheimatete Swiss Timing von Omega mit ins Boot geholt.
- Pavillons und Logistik: Die Firma Nüssli gehört weltweit zu den führenden Anbietern von temporären Bauten. An den Spielen in Sotschi zeichnet die Firma für den Bau des House of Switzerland verantwortlich, der inoffiziellen Basis der Schweiz, in der Medaillengewinner gefeiert, Ehrengäste empfangen und Interviews gegeben werden. Darüber hinaus hat die aus dem Kanton Thurgau stammende Firma auch den Länderpavillon von Südkorea sowie die Ausstellungspavillons von Volkswagen, Samsung, Procter & Gamble und Omega erstellt. Für die gesamte Logistik der Spiele wurde zu guter Letzt die Schwyzer Firma Kühne + Nagel beauftragt.
Die Höhe des gesamten Auftragsvolumens für Aktivitäten von Schweizer Firmen in und um Sotschi ist nicht genau bekannt. Eine Umfrage des «SonntagsBlicks» ergab einen tiefen dreistelligen Millionenbetrag. Dies erscheint auf den ersten Blick als viel Geld, relativiert sich aber rasch angesichts der geschätzten totalen Ausgaben von 51 Milliarden US-Dollar für die Winterspiele.
In der Tat hat der damals noch Osec genannte Schweizer Exportförderer (heute Switzerland Global Enterprise) noch im Jahr 2008 mit Aufträgen in der Höhe von einer bis zwei Milliarden Franken gerechnet. Unabhängig von der genauen Höhe der Einkünfte erhoffen sich viele der beteiligten Firmen, mit ihrem Engagement auch nach den Spielen einen Eintritt in den russischen Markt zu erhalten.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch