
Pünktlich zum weltweiten Klimastreiktag hat der 24-jährige norwegische Sozialist Freddy André Øvstegård bewiesen, wie viel seine Bewegung von politischem Marketing versteht. Denn er schlug Greta Thunberg zur Trägerin des Friedensnobelpreises vor – und löste damit sofortige, globale Reaktionen aus.
Greta Thunberg, wer kennt sie nicht, ist die 16-jährige schwedische Schülerin mit dem von Wollkappe und Zöpfen eingerahmten Kindergesicht. Seit Monaten kämpft sie öffentlich gegen die Gefahr des Klimawandels. Und wurde weltweit zu Symbolfigur einer Generation hochgestemmt, der es jetzt langt mit den Versprechen, Verschleppungen und Verleugnungen der Politiker. Weil die Jungen mit den Folgen der Entwicklung werden leben müssen, welche die Erwachsenen ignorieren. Das Mädchen löst flammende Liebe aus oder flammenden Hass. Auch bei ihr scheint vieles, wie sie es selber als Asperger-Autistin formuliert, nach schwarz oder weiss getrennt. «Es gibt kein Grau in dieser Debatte», sagt sie.
Der Friedenspreis, für den die Schülerin vorgeschlagen wird, geht auf den Wissenschafter Alfred Nobel (1833–1896) zurück, einem multifunktionalen, mehrsprachigen und weitsichtigen Gelehrten. Der Schwede aus Stockholm, in armen Verhältnissen aufgewachsen, brillierte als Chemiker, Ingenieur und Erfinder mit 355 weltweit registrierten Patenten. Nobel wurde als Geschäftsmann und Investor reich, bleibt aber als Philanthrop in Erinnerung.
Die Nobelpreis-Akademie gerät regelmässig in Verdacht, den Preis aus politischem Kalkül zu verleihen.
Um nämlich die Gräuel zu lindern, die er mit der Erfindung des Dynamits möglich gemacht hatte, vermachte Nobel sein Vermögen einer Stiftung, die jährlich die bis heute angesehenen Nobelpreise für wissenschaftliche Leistungen verteilt, die der Welt geholfen haben. Am meisten zu reden gibt jeweils der Friedensnobelpreis, schon weil er eine explizit moralische Komponente enthält. Zudem gerät die Nobelpreis-Akademie regelmässig in Verdacht, den Preis aus politischem Kalkül zu verleihen.
Die Akademie nominierte Institutionen wie Amnesty International oder den Weltklimarat IPCC, sie ehrte Individuen wie Albert Schweitzer, Andrei Sacharow oder Elie Wiesel. Aber sie belohnte auch Politiker, die in ihrer Karriere nicht nur Frieden gestiftet hatten: Woodrow Wilson, Michail Gorbatschow, Barack Obama, Henry Kissinger, Aung San Kyi. Dann wieder ehrte sie kooperierende Todfeinde wie Nelson Mandela und Frederik de Klerk, oder Yassir Arafat, Yitzhak Rabin und Shimon Peres.
Wie man zu den jeweiligen Preisträgern stehen mag, so weit man sich noch an sie erinnert – klar muss doch sein, was auch für die übrigen Nobelpreise gilt: Sie sollten nicht ein Versprechen ehren, sondern eine Leistung. Darum heisst der erste Friedensnobelpreisträger Henri Dunant; das war der Schweizer Unternehmer, der die Schreie der Verwundeten auf dem Schlachtfeld von Solferino hörte und das Rote Kreuz begründete.
Greta Thunberg hat sich für die Ehre der Nobelpreis-Nomination bereits bedankt. Dass sie in ihren Aktionen nur wiederholt, wovor Wissenschafter seit Jahrzehnten warnen, hat sie selber mehrmals klargemacht. Würde dieses Jahr ein Klimawissenschaftler für seine herausragende Leistung ausgezeichnet – Greta Thunberg würde ihm garantiert gratulieren: schwarz auf weiss.
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Diese Nomination ist verfrüht
Greta Thunberg verdient den Friedensnobelpreis noch nicht. Denn die Auszeichnung sollte eine Leistung feiern, kein Versprechen.