Diese Demokraten wollen ins Weisse Haus
«Schweizerin», spiritueller Guru, Geschäftsmann: Wer sich alles bisher den Wahlkampf gegen Donald Trump zutraut.

Die US-Demokraten haben für 2020 nur ein Ziel: Donald Trump muss abgewählt werden. Dafür braucht es einen Kandidaten, der die Massen überzeugt. Es muss jemand sein, der nicht nur mehr Wähler an die Urnen bringt als Hillary Clinton 2016, sondern auch in Trump-Staaten wie Arizona und Georgia den amtierenden Präsidenten schlagen kann.
Es wird erwartet, dass ziemlich viele Kandidaten versuchen werden, die Vorwahlen der Demokraten zu gewinnen, um im Spätsommer 2020 auf dem Parteitag der Demokraten zum Herausforderer von Trump gekürt zu werden. In diesem Jahr geht die Kandidatensuche in die erste Phase.
Die Kandidaten müssen ausloten, ob sie genug Unterstützer finden – und vor allem – ob sie genug Geld zusammenbekommen, um ihre Vorwahlkämpfe und dann einen Präsidentschaftswahlkampf zu finanzieren. Wer Ende des Jahres noch im Rennen ist, der will es wirklich wissen. Bis dahin wird das Feld noch ziemlich durchgerüttelt werden.
Hier sind die Kandidaten:
Würde er von den Demokraten als ihr Präsidentschafts-Kandidat aufgestellt werden, so träte er gegen den Mann an, der Mexikaner als Vergewaltiger und Verbrecher bezeichnet hat: gegen Donald Trump. Geboren ist Julián Castro in den USA. Aber seine kulturelle Herkunft verleugnet er nicht. Er ist und bleibt ein Chicano, sagt er, ein Mann aus Mexiko.
Castro hat eine beachtliche Karriere hinter sich. Er war Bürgermeister seiner Heimatstadt San Antonio mit 1,5 Millionen Einwohnern. Eine seiner grössten Errungenschaften war es, das Angebot an Kitaplätzen der Stadt massiv ausgebaut zu haben.
Nach fünf Jahren im Amt holte ihn Präsident Barack Obama 2014 als Minister für Wohnen und Stadtentwicklung in sein Kabinett. Zwei Jahre zuvor hatte er den Posten als Verkehrsminister ausgeschlagen. Das Amt des Wohnministers ist keines, das einen in die Schlagzeilen bringt. Aber Castro hat einiges daraus gemacht. Er half etwa, den in der Finanzkrise ins Trudeln geratenen Wohnungsmarkt wieder zu stabilisieren, sorgte für besseren Mieterschutz und setze einen Fonds in Höhe von einer Milliarde Dollar auf, aus dem von Naturkatastrophen heimgesuchte Städte Wiederaufbauhilfe bekamen.
Nach seinem Eintritt ins Kabinett wurde schon gemutmasst, ob Castro das Zeug hätte, im Präsidentschaftsrennen 2016 als Vize-Präsident anzutreten. Er unterstütze damals Hillary Clinton. Die hatte auf die Frage, ob er ihr «running mate» sein könne, gesagt: «Ich kann ihn mir in jeder Position vorstellen, weil er so dermassen gut ist.» Hätte Clinton 2016 gewonnen, wäre ihm eine Karriere in Washington ziemlich sicher gewesen. Aber Clinton hat verloren.
Danach blieb es erstmal still um Castro. Im Oktober vergangenen Jahres legt er seine Memoiren vor. Ein sicheres Indiz dafür, dass er politisch noch einmal etwas erreichen will. Am 12. Januar 2019 erklärte er formell seine Präsidentschaftskandidatur. Seine politischen Ziele: Er will Kindergärten für alle, eine Gesundheitsversorgung für alle und einen Weg zur Staatsbürgerschaft für Immigranten, die ohne Papiere in den USA leben.
Knapp minus zehn Grad, starker Schneefall. Nicht das beste Wetter, um eine Präsidentschaftskandidatur anzukündigen. Amy Klobuchar aber lässt sich die Kälte kaum anmerken. Als sie – den Mississippi hinter und grauen Himmel über sich – endlich verkündet, dass sie antritt, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden, ist sie halb eingeschneit.
Klobuchar ist seit 2006 Senatorin, jetzt in ihrer dritten Amtszeit. Und sie ist die erste Frau, die die Menschen von Minnesota in den Senat geschickt haben. Anders als Elizabeth Warren und Kamala Harris, die beiden bisher prominentesten Frauen im Rennen, gehört Klobuchar nicht zum Lager der Progressiven. Sie ist eine Zentristin.
Die Tochter eines Zeitungskolumnisten und einer Lehrerin scheut die Zusammenarbeit mit den Republikanern nicht. Sie will den gesunden Menschenverstand ins Weisse Haus zurückbringen. Wenn sie ins Oval Office einzöge, dann will sie in ihrer ersten Amtshandlung den Austritt der USA aus dem Klimaabkommen von Paris rückgängig machen.
Im Senat gehört sie zu den Fleissigen, sie hat diverse Gesetze zu Themen wie Gesundheit und Privatsphäre auf den Weg gebracht. Dennoch blieb sie für weite Teile den Landes eine Unbekannte. Auch weil sie die Arbeit an hochumstrittenen und öffentlichkeitswirksamen Gesetzen eher scheute.
Klobuchar hat laut eigenen Angaben teils Schweizer Wurzeln. Ihre beiden Grosseltern mütterlicherseits – Margaret und Martin Heuberger – stammten demnach aus der Deutschschweiz und liessen sich in den 1920er-Jahren in Milwaukee nieder.
Im Herbst 2018 erlangte sie gewisse Berühmtheit für ein Wortgefecht mit Richter Brett Kavanaugh, den US-Präsident Donald Trump für das Oberste Gericht nominiert hatte. In den Anhörungen vor dem Senat stellte sich heraus, dass Kavanaugh in jungen Jahren offenbar ein erhebliches Alkoholproblem hatte. Klobuchar fragte ihn, ob er mal einen Blackout gehabt habe. Er umschiffte die Gefahrenzone mit einer Gegenfrage: «Haben Sie?» Klobuchar demaskierte Kavanaugh mit der Antwort: «Ich habe kein Alkoholproblem, Richter.»
So schnell wie er war keiner. Donald Trump war gerade ein halbes Jahr im Amt, da sagte John Delaney am 28. Juli 2017, dass er 2020 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden will. Zugleich verkündete er, sein Mandat als Abgeordneter im Repräsentantenhaus aufzugeben. Er war dort eher ein Hinterbänkler. Seit 2013 hatte er die Bürger im 6. Wahlbezirk von Maryland vertreten.
Zuvor war Delaney ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ein echter Selfmade-Man. Seine Eltern haben in einer Stifte-Fabrik gearbeitet und im Hafen malocht. Im Laufe seiner Karriere hat Delaney zwei Unternehmen mitgegründet, die es bis an die New Yorker Börse geschafft haben. Eines davon bietet Kredite für Unternehmen im Gesundheitssektor an. Er glaubt daran, dass es jeder – mit ein bisschen Hilfe – nach oben schaffen könne, schrieb der «Washington Post»-Kolumnist George Will über ihn.
Ein bisschen Hilfe hatte Delaney, als er in die Politik einstieg. Sein Wahlkreis im Westen von Maryland (dreimal so gross wie das Saarland, hat aber ähnlich viele Einwohner) wurde bis 2013 20 Jahre lang von einem Republikaner vertreten. Die Demokraten haben damals mit ihrer Mehrheit im Parlament von Maryland die Grenzen der Wahlbezirke zu ihren Gunsten verschoben. Gerrymandering nennt sich das Verfahren. Delaney hat davon profitiert. Im Kongress hat er allerdings Versuche unterstützt, das Gerrymandering abzuschaffen.
Delaneys Kandidatur ist bisher ziemlich unspektakulär verlaufen. Er gehört zum Parteiestablishment. Ein Kompromiss ist ihm immer lieber als das Beharren auf Maximalpositionen. Und er ist einer von den Demokraten im Repräsentantenhaus, die am häufigsten auch mal mit den Republikanern gestimmt haben. Was ihn etwas ungreifbar macht.
Das weiss er offenbar selbst: «Vielen Menschen fällt es schwer, mich einzuordnen», hat er vor einem Jahr gesagt. Manchmal sei er progressiv. Er unterstützt etwa die in den USA teilweise für radikal gehaltene Idee einer Krankenversicherung für alle. In anderen Dingen sei er «ein lösungsorientierter Pragmatiker, der will, dass die Dinge erledigt werden».
Tulsi Gabbard hätte auch einfach auf ihrem Platz als Abgeordnete im Landesparlament von Hawaii sitzen bleiben können, den sie erst zwei Jahre zuvor errungen hat. Im Alter von damals 21 übrigens. Sie war die jüngste Frau, die je in ein Landesparlament der USA gewählt wurde. Im Juli 2004 aber verzichtete sie auf eine weitere Amtszeit und meldete sich freiwillig zum Kriegseinsatz in den Irak. Mitten in eine Gefechtszone.
Ein Jahr dauerte der erste Einsatz. 2005 ging sie wieder für ein Jahr in den Irak. Bis heute dient sie in der Hawaii Army National Guard. Erst 2015 wurde sie vom Captain zum Major befördert. Immer wieder ging sie freiwillig in Krisengebiete.
Nach ihrer Rückkehr aus dem Irak 2006 aber kümmerte sie sich parallel um ihre politische Karriere. In Washington begann sie für den demokratischen Senator Daniel Akaka zu arbeiten. 2010 kandidierte sie erfolgreich für den Stadtrat von Honululu, 2013 ging sie als erste Kongressabgeordnete mit samoanischen Wurzeln und Hindu-Glauben nach Washington. Und heute sie ist immer noch erst 37.
Sie gilt als links, fordert eine Krankenversicherung für alle und schärfere Waffengesetze. Gabbard ist kritisch gegenüber Militäreinsätzen jeder Art, setzt sich für Umweltschutz und für das Abtreibungsrecht ein. Und sie tritt für eine Parteireform ein, die mehr innerparteiliche Demokratie zulassen würde. 2016 hat sie nicht Hillary Clinton, sondern Bernie Sanders unterstützt. Jetzt will sie es selbst wissen. Am 11. Januar 2019 kündigte sie auf CNN ihre Kandidatur an.
Ihre ansonsten blütenreine linke Weste hat allerdings einen kleinen Fleck. Bis 2012 war sie eine erbitterte Gegnerin gleichgeschlechtlicher Ehen. So wie ihr Vater Mike Gabbard, der als Senator im Kongress von Hawaii diente und als Aktivist gegen gleichgeschlechtliche Ehen kämpfte.
In einer Parlamentsdebatte riet sie ihrer Partei noch 2004 «den Willen des Volkes» statt den einer «kleinen Zahl von extremistischen Homosexuellen» zu achten. Der Satz tauchte bereits am Tag nach der Bekanntgabe ihrer Präsidentschafts-Kandidatur wieder auf. Sie bat in einem Video um Verzeihung für ihre damalige Sicht. Und wünschte allen «Aloha», Liebe.
Die Geschichte von Kirsten Gillibrand ist auch die einer rechts-links-Verschiebung. Die Senatorin aus dem Bundesstaat New York ist eigentlich das Paradebeispiel einer moderaten Demokratin, die in vielen Punkten von moderaten Republikanern kaum zu unterscheiden ist.
Ob Waffenrecht, Immigrations-Politik oder gleichgeschlechtliche Ehe – als Abgeordnete im Repräsentantenhaus hatte sie noch klar konservative Positionen. Was ihrem damaligen ländlich-konservativen Wahlkreis geschuldet war, den sie von 2003 bis 2009 vertrat. Der 20. Distrikt liegt auf halbem Weg von Manhattan zur kanadischen Grenze. Seit 2009 aber ist sie Senatorin. Und vertritt damit auch die Bürger im liberalen New York City. Heute steht sie auf der politischen linken Seite.
Eine durch-und-durch-Opportunistin ist Gillibrand deshalb nicht. In der «Me Too»-Debatte hat sie einen festen Standpunkt eingenommen: Wer sexueller Übergriffe bezichtigt wird, hat von ihr keine Gnade zu erwarten. Das bekam ihr überaus beliebter Senats-Kollege Al Franken zu spüren, der sein Amt in der Affäre niederlegen musste.
Aber auch der frühere Präsident Bill Clinton, der in der Debatte erkennbar Schwierigkeiten hatte, sein eigenes Fehlverhalten gegenüber seiner einstigen Praktikantin im Weissen Haus, Monica Lewinsky, richtig einzuordnen. Auf eine Reporterfrage, ob Bill Clinton damals hätte zurücktreten müssen, antwortete sie: «Ja, das wäre die angemessene Antwort gewesen.» Der Satz löste eine Schockwelle in der demokratischen Partei aus.
Es war keine kleine Sache für Gillibrand, Bill Clinton so anzugehen. Ihren Senatorensitz hatte sie nämlich von dessen Frau Hillary geerbt, als diese von Barack Obama zur Aussenministerin berufen wurde. Hillary Clinton und Gillibrand galten lange als Verbündete. Jetzt will Gillibrand das erreichen, was Clinton 2016 nicht geschafft hat: erste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden.
Mit Barack Obama hat sie nicht nur die Hautfarbe und juristische Ausbildung gemein. Sie ist auch gerade mal in ihrer ersten Amtszeit als Senatorin. Und schon tritt sie an, Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. So hat Obama es auch gemacht. Und gewonnen.
Kamala Harris hat in ihrer kurzen Zeit als Senatorin für grosses Aufsehen gesorgt. Bevor sie nach Washington kam, war sie gewählte oberste Staatsanwältin in ihrem Heimatstaat Kalifornien. Sie weiss Zeugen und Verdächtige in Bedrängnis zu bringen. Im Senat hat sie mit dieser Fähigkeit in diversen Anhörungen Minister, Behörden- und Firmenchefs sowie für hohe Ämter nominierte Kandidaten ins Schwitzen gebracht. Videos davon sind Hits in den sozialen Netzwerken.
Harris gehört unter den Demokraten zu den wortgewaltigsten Kritikern von US-Präsident Donald Trump. Sie lässt nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass sie Trump für den grössten Stümper aller Zeiten hält.
Sie gehört zum linken Flügel der Demokraten. 2016 unterstützte sie Bernie Sanders. Harris spricht sich auch für einen Gesetzesvorschlag von Sanders aus, der eine Krankenversicherung für alle fordert. Sie wirkt authentisch und geradeheraus. Auf einer Town Hall-Veranstaltung zum Waffenrecht gefragt, sagte sie, sie würde am liebsten alle Mitglieder des Kongresses in einen Raum einsperren, ohne Presse. Und dort wären sie dann gezwungen, «sich Autopsie-Bilder von Babys mit Schusswunden anzusehen». Danach sollten dann alle nach ihrem Gewissen über schärfere Waffengesetze entscheiden dürfen. Der Auftritt hatte eine Klarheit, die selten geworden ist in der übervorsichtigen US-Politik.
Im Kreis der bisherigen Kandidaten sehen politische Analysten in ihr nicht umsonst die Frau mit den besten Aussichten, die Nominierung der Demokraten zu gewinnen. Um dann gegen Trump anzutreten.
Elizabeth Warren ist fast schon so etwas eine Ikone der sozialen Bewegung in den USA. Und das hat einiges mit dem Jahr 2011 zu tun. Damals bewarb sich die Harvard-Professorin erstmals in ihrer Karriere um ein öffentliches Amt. Zuvor hatte sie Barack Obama in dessen Regierung als Beraterin gedient.
Jetzt wollte sie selbst Politik machen und als Senatorin ihres Heimatstaates Massachusetts in der Wahl 2012 nach Washington geschickt werden. Während ihrer Kampagne hielt sie eine Rede und machte etwas, was neue Kandidaten in der Regel tunlichst vermeiden: Sie erklärte ihre ökonomische Weltsicht, konkreter, sie erklärte, warum Reiche deutlich mehr Steuern zahlen sollen.
Ein No-Go-Thema. Denn es bedeutet, dass sie ihm Wahlkampf auf wichtige weil, reiche Geldgeber würde verzichten müssen. Und das in einem Rennen, das drei Jahre zuvor ein Republikaner in einer Sonderwahl gewonnen hatte. Ihr aber ist Umverteilung eine Herzensangelegenheit. Warren stammt aus einer Familie, die gerade noch genug hatte, um sich als Mittelklasse bezeichnen zu können, wo aber ständig der Schuh drückte. Sie war zwölf, als ihr Vater einen Herzinfarkt bekam und die Arztrechnungen die Familien in den Bankrott trieben. Als Professorin spezialisierte sie sich später auf Insolvenzrecht.
Über eine Million Views: Warren erklärt, warum Reiche mehr Steuern zahlen sollten. Video: Youtube
Das Video wurde über eine Million Mal abgerufen. Das ist viel, damals gingen knapp drei Millionen Menschen in dem Bundesstaat zur Wahl. Warren gewann 2012 und verteidigte ihren Sitz in den Midterm-Wahlen 2018.
Obama, der sich 2012 um seine zweite Amtszeit bewarb, übernahm in seinen Reden Teile ihrer Argumentation: Dass nämlich kein reicher Mensch aus sich heraus reich geworden ist. Für seine Waren benutze er Strassen, die vom Steuergeld bezahlt worden seien. Und stelle Menschen ein, die mit Hilfe des Steuergeldes zur Schule gegangen seien. Darum sollten Reiche mehr Steuern zahlen als andere. Für viele Demokraten war das damals ein verwegener Gedanke.
Warren macht es heute nicht anders. Nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur stellte sie die Forderung nach einer Reichensteuer auf. Das kann nur fordern, wem grosse Spender egal sind. Hillary Clinton etwa hat sich 2016 nicht auf eine solche Steuer festlegen wollen.
Warren wird leicht unterschätzt. Sie hat etwas verpeiltes. Aber sie weiss ziemlich genau was sie will. Als Vorbereitung hat sich nicht nur ein Buch geschrieben. Sie hat seit ihrem Amtsantritt als Senatorin vier Bücher geschrieben. Drei davon tragen das Wort «fight» im Titel, Kampf.
Es gibt sogar ein Kinderbuch über ihr Leben. Es heisst «Nevertheless, She Persisted», grob übersetzt: Trotz allem, sie blieb standhaft. Warren will nicht nur einfach Politikerin sein, sie will Vorbild für eine ganze Generation sein. Sie ist die erste Senatorin ihres Heimatstaates und will jetzt die erste Frau im Oval Office werden. Ein besseres Vorbild kann sie dann gar nicht mehr sein.
Der Bürgermeister der 100'000-Einwohner-Stadt South Bend, einer Auto- und Industrie-Stadt im Bundesstaat Indiana, ist nicht nur einer der jüngsten Kandidaten im Rennen. Pete Buttigieg ist vor allem der erste verheiratete homosexuelle Mann, der offiziell Präsident der Vereinigten Staaten werden will. Und dazu noch ein Veteran des Afghanistan-Krieges. Grosse Chancen werden ihm nicht eingeräumt.
Schon von der Verkündigung seiner Kandidatur Ende Januar hat kaum jemand Notiz genommen. Die «Washington Post» hat dennoch recht wohlwollend über ihn geschrieben, er sei «der interessanteste Bürgermeister, von dem Sie noch nie gehört haben». Auf die Frage, ob das Land bereit für einen schwulen Präsidenten sei, antwortet er: «Nun, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.»
Sie gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten im Kandidaten-Rennen. Marianne Williamson gilt als eine Freundin von TV-Superstar Oprah Winfrey (von der sich viele wünschten, sie würde ebenfalls antreten), hat mehrere «New York Times»-Bestseller geschrieben und ist selbst ein gern gesehener TV-Gast. Zudem ist Willamson spiritueller Guru und eine Gründerin. Nur eine Politikerin ist sie nicht.
Bevor sie Präsidentin werden wollte, kandidierte sie zwar 2014 bereits für einen Sitz im Abgeordnetenhaus. Zwei Millionen Dollar hat sie ausgegeben und hatte die Unterstützung der Sängerin Alanis Morissette und des früheren Abgeordneten Dennis Kucinich. Trotzdem landete sie nur auf dem vierten Platz. Nicht die beste Voraussetzung, um jetzt ernsthaft das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten dominieren zu können.
Barack Obama selbst hat Andrew Yang zwei Preise verliehen. Einmal wurde er zum «Champion of Change», Gewinner des Wandels, ausgerufen. Mit einem weiteren Preis durfte er sich «Botschafter des Präsidenten für globales Gründertum» nennen. Yang ist ein umtriebiger Geschäftsmann und Gründer diverser Startups. Ausserdem hat er die Organisation «Venture for America» ins Leben gerufen, die jungen Leuten helfen soll, ihre eigenen Unternehmen zu gründen.
Inhaltlich hat sich Yang vor allem einem Thema verschrieben: dem bedingungslosen Grundeinkommen für alle. Vermutlich will er seine Kandidatur nutzen, um für diese Idee zu werben. Humor jedenfalls hat er: «Das Gegenteil von Donald Trump ist ein Asiat, der Zahlen mag.»
Ein Veganer im Weissen Haus? Dann würde es jedenfalls keine Fast-Food-Gelage mehr geben, wie Donald Trump jüngst eines für eine Football-Mannschaft veranstaltet hat. Mit Cory Booker gäbe es wohl höchstens Tofu-Burger. Football hat der Senator aus New Jersey auch mal gespielt. Ziemlich gut sogar. Er ist auch heute noch eine imposante Erscheinung, einer mit Charisma, sagen manche. Breites Lächeln, strahlend weisse Zähne, und eine kernige Stimme, mit der er auch ohne Mikrofon ein Stadion unterhalten könnte.
Booker ist der erste afro-amerikanische Senator aus New Jersey. Seit 2013 dient er dort. Zuvor war er Bürgermeister von Newark, einer 290'000-Einwohner-Stadt, keine 40 Autominuten westlich von Manhattan. Er galt dort als Anpacker. Als er 2012 von einem Termin nach Hause kam, sah er, dass in einem Nachbarhaus ein Feuer ausgebrochen war. Er rannte hinein und rettete einer Frau das Leben. Booker wohnt immer noch in dem armen Viertel von Newark, in dem er aufgewachsen ist.
Drei Themen beschäftigen ihn besonders. Zum einen die Rassendiskriminierung, unter der auch er und seine Familie gelitten haben. Als seine Eltern in ein Viertel mit besseren öffentlichen Schulen umziehen wollten, wurde ihnen kein Haus verkauft oder vermietet, weil sie schwarz sind. Booker hat an einer umfangreichen Justizreform mitgearbeitet, die tatsächlich Gesetz geworden ist. Sie sorgt dafür, dass nicht jeder Drogenbesitz mit langen Gefängnisstrafen geahndet wird. Ausserdem setzt er sich für die Legalisierung von Marihuana ein.
Die Demokraten erleben einen Aufbruch der Progressiven. An der Stelle hat Booker einen wunden Punkt. Er hat sich in seinen Wahlkämpfen auch von finanzkräftigen Wall-Street-Haien unterstützen lassen. Um den Makel loszuwerden, unterstützt er Ideen wie eine Krankenversicherung für alle und lehnt für seinen Präsidentschaftswahlkampf die Unterstützung von Konzernen ab.
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