«Diese Aktie hat Schiffbruch erlitten»
Nach dem gestrigen Aktieneinsturz von Facebook machen sich Verunsicherung und Spott breit. Die Schuldigen scheinen bereits ausgemacht: Drei Protagonisten stehen im Fokus.

Nun dürfen sich all jene bestätigt fühlen, die den Hype um den Börsengang von Facebook von Anfang an nicht verstanden haben: Der Aktienkurs fiel gestern – dem erst zweiten Handelstag – bis zu Börsenschluss um 11 Prozent. Damit lag das Papier gestern Abend bei nur noch 34 Dollar, der ursprüngliche Ausgabepreis lag bei 38 Dollar (Redaktion Tamedia berichtete).
Gestern Morgen kostete die Aktie gar nur noch 33 Dollar. Berücksichtigt man das Zwischenhoch, als das Papier am Freitag an der 45-Dollar-Marke kratzte, so bedeutet dies einen Kursverlust von fast 30 Prozent. Milliarden Dollars lösten sich so in Luft auf. «Diese Aktie hat Schiffbruch erlitten», lässt sich ein New Yorker Hedgefonds-Manager vom «Wall Street Journal» zitieren.
«Wir halten die derzeitige Bewertung von Facebook für unattraktiv»
Die Schuldigen des «Facebook-Fiaskos» wie «Spiegel online» den Börsengang des Sozialen Netzwerks nennt, sind für die Kritiker schnell ausgemacht. Börsen-Analysten und die Presse schiessen sich primär auf drei Gruppen ein:
Die Banken: Grosse Geldinstitute wie Morgan Stanley waren für den Börsengang verantwortlich. Sie legten letztlich auch den Ausgabepreis von 38 Dollar fest, den viele als zu hoch empfinden. US-Analyst Richard Greenfield sagt gegenüber der «Forbes»: «Wir halten die derzeitige Bewertung von Facebook für unattraktiv». Ein anderer Analyst äussert sich gegenüber dem «Wall Street Journal» noch unmissverständlicher: Die Konsortialführer hätten diesen Börsengang völlig vergeigt. «Die ganze Sache hätte nur halb so gross sein dürfen». Um den Aktienkurs zu stützen, haben Geldinstitute am Freitag künstlich eingegriffen und im grossen Stil Aktien gekauft. Am Montag liessen sie «dem Schicksal offenbar freien Lauf», schreibt «Spiegel online».
Nasdaq: Der Börsenstart ist von einem Systemzusammenbruch des Börsenbetreibers Nasdaq überschattet worden. Dies hatte etwa zur Folge, dass Anleger teilweise Stunden lang nicht wussten, ob ihre Kauforder durchgeführt worden waren. Ausserdem hatte sich der Start des Börsengangs am Freitag um rund eine halbe Stunde verspätet. Dies führte bei den Anlegern zu einer Verunsicherung, die offenbar bis jetzt anhält. Auf Twitterkursiert zurzeit ein Witz auf Kosten der elektronischen Börse: «Nun gibt es den Dislike-Button auf Facebook – er nennt sich Nasdaq». Der Börsenbetreiber gab sich nach der Facebook-Panne entsprechend selbstkritisch: Dies war nicht unsere beste Stunde, sagte Nasdaq-Chef Robert Greifeld am Sonntag vor versammelten Medien. Aufgrund der versagenden Elektronik wünschen sich viele zurück in ältere, bessere Zeiten. Jared White – ein Broker von Great Point Capital – sagte gegenüber dem «Wall Street Journal»: «Ich will die Parkett-Broker zurück. Menschen können so was einfach besser».
Facebook: Die Strategie von Facebook schien für viele von Anfang an unklar. Mit was möchte das Portal genau sein Geld verdienen? Vor allem betreffend Werbemöglichkeiten bestehen beim Sozialen Netzwerk noch viele Fragezeichen. Dieser Umstand verunsicherte Grossanleger wie General Motors, die kurz vor dem Börsengang absprangen und ihre 10 Millionen Dollar zurückzogen, weil sie die Investition als wirkungslos betrachteten (Redaktion Tamedia berichtete). 10 Millionen Dollar ist zwar ein verhältnismässig kleiner Betrag, jedoch mit einer grossen Signalwirkung. Manche Börsianer fühlten sich offenbar durch die Abwesenheit der Facebook-Führungsriege verunsichert, als das Börsendebakel seinen Lauf nahm: «Keine Interviews, keine Statements, und auch Zuckerberg verschwand sofort wieder. Das Einzige, was die Welt danach zu sehen bekam, waren die Fotos von seiner Überraschungshochzeit», schreibt «Spiegel online».
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch