Diente Lörrach dem Täter von Riehen als Vorbild?
Der Täter des Familiendramas in Riehen ist möglicherweise vom Fall in Lörrach inspiriert worden. Der «Werther-Effekt» kann gemäss einem Experten auch bei erweitertem Selbstmord gelten.
Es passierte um sechs Uhr morgens. Ein Nachbar hörte in der Wohnung der Familie S. so etwas wie Schüsse. Von Unruhe getrieben, versucht er drei Stunden später, Corinne S. im Büro zu erreichen. Doch Corinne S. (49) war nicht zur Arbeit erschienen. Auch die Tochter Alessandra S. (13) war nicht in der Schule aufgetaucht. Sie liegen beide erschossen in der Wohnung, getötet von Claudio S. , der sich danach selbst richtete. Womöglich hatte der 59-Jährige die Schüsse mit einem Kissen abgedämpft.
Gefahr der Nachahmung ist gross
Wenige Tage zuvor hatte in Lörrach, das nur einige Kilometer von Riehen entfernt ist, eine 41-jährige Frau ihre Familie ausgelöscht. Diente diese jüngste Tragödie Claudio S. als Vorbild? Es sei höchstwahrscheinlich kein Zufall, dass sich der Fall Riehen fast unmittelbar nach der Tragödie in Lörrach ereignet habe, sagt Andreas Frei, Experte für forensische Psychiatrie, gegenüber dem «Blick am Abend». «Aus der Suizid-Forschung ist bekannt, dass bei einem Selbstmord die Gefahr der Nachahmung sehr gross ist.»
Gemeinhin spricht man vom Werther-Effekt. Aber auch bei erweitertem Selbstmord liege es nahe, dass ein solcher Effekt eine grosse Rolle spiele, so Frei. Es könne darum durchaus sein, dass das Drama von Riehen vom Fall Lörrach motiviert worden sei. Gemäss «Le Matin» glauben auch nicht wenige Nachbarn und Anwohner an diese Theorie.
Zumal es vorher wenig Anzeichen für eine solch verzweifelte Tat gab. «Es war eine sehr nette Familie. Sie waren miteinander immer sehr lieb», so ein Bekannter gegenüber «Le Matin». Claudio S. scheine aber berufliche Sorgen gehabt zu haben. Auch habe er lustlos gewirkt und nicht mehr gegrüsst.
«Dafür muss man psychisch stark sein»
Claudio S.' beruflicher Einsturz gilt derzeit als wahrscheinlichstes Motiv für die Tat. Jahrelang war er erfolgreich in der Transportbranche tätig, bis seine Karriere 2008 einen tiefen Einschnitt erlitt: Das Unternehmen, in dem Claudio S. arbeitete, wurde gekauft, die Filialen, die er leitete, geschlossen. Seitdem war er, dem «die Arbeit über alles ging» («Le Matin»), arbeitslos. Hat ihn das zu dieser Wahnsinnstat getrieben?
Die Mutter von Claudio S. kann nicht recht daran glauben: Ihr Sohn habe doch Karriere gemacht, sagt sie dem «Blick», «dafür muss man psychisch stark sein». Er habe seine Arbeit und die Verantwortung geliebt. «Seine Probleme schob er nicht vor sich her, er löste sie immer sofort.» Sie hoffe nur, dass alles schnell gegangen sei, «dass Alessandra nicht leiden musste.»
Heute Freitag hätte die Familie nach Ägypten in die Ferien fliegen wollen.
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