Galaxy S22 Ultra vs. Find X5 ProDie zwei teuersten Android-Handys im Duell
Je rund 1300 Franken kosten die neuen Top-Smartphones von Samsung und Herausforderer Oppo. Wir haben beide im Alltag getestet und wagen den Vergleich.
Wer das beste iPhone mit den meisten Superlativen sucht, braucht nur auf den Preis zu schauen. Je teurer, desto besser. So landet man schliesslich beim 13 Pro Max (ab 1230 Franken). Der Name verrät es schon: maximale Bildschirmgrösse und maximaler Akku. Ende der Diskussion.
Wer im Android-Lager auf Superlative aus ist, hat es nicht ganz so leicht und kann sich über mehr Auswahl freuen. Fast zeitgleich lancieren Samsung und der chinesische Herausforderer Oppo ihre Topgeräte des Jahres: das Galaxy S22 Ultra und das Find X5 Pro. Beide kosten rund 1300 Franken. Abgesehen vom Preis unterscheiden sich die Geräte aber in Sachen Technik, Philosophie und Design deutlich. Ideale Voraussetzungen für einen Direktvergleich.
Design und Äusserlichkeiten
Sahen Smartphones die letzten fünf Jahre alle mehr oder weniger gleich aus, gibt es inzwischen wieder deutliche Unterschiede. Das Galaxy ist ein nüchterner Alu-Klotz mit links und rechts abgerundeten Kanten. Die zahlreichen Kameras und Sensoren sind ohne Design-Elemente auf der Rückseite platziert. Nüchterner gehts nicht. Das Oppo dagegen ist mit seiner Keramikrückseite ein Hingucker. Die Kamera scheint regelrecht aus der Rückseite herauszuschmelzen oder -tropfen. Das X5 Pro liegt grossartig in der Hand und fühlt sich elegant und schnittig an.

Technische Innereien (Akku)
Technisch darf man sich in der Preiskategorie nicht lumpen lassen. Im Oppo steckt mit dem neusten Snapdragon-Prozessor, 5G, 16 GB Arbeitsspeicher und 256 GB Speicherplatz alles, was man aktuell bekommen kann. Bei Samsung kommt in Europa anders als in den USA kein Snapdragon, sondern ein eigener Prozessor zum Einsatz. Das sorgt bei Technikfans immer wieder für Kritik. Die Unterschiede fallen aber nur bei Direktvergleichen auf. Im Alltag merkt man es kaum. Auch dass das Galaxy mit 12 GB etwas weniger Arbeitsspeicher hat, dürfte kaum jemand bemerken. Löblich dafür: Beim Galaxy gibt es gegen einen Aufpreis auch 512 GB Speicherplatz. Insgesamt fühlen sich beide Geräte schnell und flink an. Diese technischen Top-Innereien werden sowieso erst in den kommenden Jahren wichtig, wenn neue Software und Betriebssysteme sie so richtig fordern.
Beim Akku haben beide Smartphones dieselbe Kapazität (5000 mAh). Das reichte bei beiden Geräten für einen Tag. Wunder darf man bei so stromhungrigen Geräten aber nicht erwarten. Kommt dazu, dass beide Hersteller ihre Geräte laufend per Updates noch verbessern. Darum ist es rund um den Verkaufsstart jeweils schwierig, Einschätzungen zu machen.
Kamera
Die Paradedisziplin eines jeden Premium-Smartphones ist die Kamera. Jahr für Jahr wird es aber schwieriger, einen merklichen Mehrwert gegenüber günstigeren Smartphones zu bieten. Hierzu haben Samsung und Oppo unterschiedliche Wege eingeschlagen. Samsung setzt auf die bewährte Strategie «Mehr ist besser!». So hat das Galaxy hinten vier Kameras: 0,6x, 1x, 3x und 10x. Damit deckt das Gerät eine kleine Objektivsammlung ab. Dank der teils astronomischen Auflösung von 108 Megapixel kann man mit dem Gerät bis zu 100x zoomen. Das gibt dann zwar weiterhin keine tollen Fotos, aber als Feldstecher ist es erstaunlich nützlich. Oppo zieht sich dagegen aus dem Zoom-Wettrüsten zurück. Das Find X5 Pro hat gerade mal ein 2x-Zoom. Sowieso konzentrieren sich Oppos drei Kameras (0,6x, 1x, 2x) auf das Wesentliche. Das zahlt sich im Direktvergleich fast immer aus. Das, was das Oppo kann, kann es sehr gut.
Ähnlich wie früher bei Huawei-Handys gelingen mit dem X5 Pro teilweise umwerfende Fotos, die man nicht von einem Handy erwarten würde. Während Oppo teils mutigere Bilder, aber gelegentlich auch einen Patzer liefert, ist das Galaxy (ähnlich wie das iPhone) zuverlässiger und dokumentarischer unterwegs. Aber beim Galaxy merkt man momentan besonders deutlich, dass die Kameras-Software noch nicht das Maximum aus der Hardware herausholen kann. Hier muss und wird Samsung noch nachbessern.
Einen ärgerlichen Schnitzer leistet sich das Oppo bei der Selfie-Kamera. Die hat zwar wuchtige 32 Megapixel. Allerdings kann sie nicht in 4K filmen.
Bildschirm
In dieser Kategorie kann Samsung als führender Bildschirmhersteller fast nur gewinnen. Aber da Oppo auch bei Samsung eingekauft hat, gibt es auch dort nichts zu reklamieren. Die Bildschirme sind hell, bunt und vor allem sehr schnell. Beide können ihre Bildwiederholfrequenz fliessend anpassen. Sodass das Bild sehr ruhig und flüssig wirkt, wenn man etwa schnell durch eine Liste scrollt. Schaut man sich ein Foto an, wird die Frequenz reduziert, um Storm zu sparen.
Zubehör
Hier unterscheiden sich die zwei grundsätzlich: Beim Galaxy Ultra findet man im Gehäuse auch einen Stift, wie man ihn von früheren Galaxy-Note-Handys kennt. Damit kann man unterwegs Notizen schreiben oder das Handy bedienen. Dazu gibts noch ein Ladekabel – und fertig. Bei Oppo ist die Box fast doppelt so dick. Einen Stift gibts zwar nicht, dafür gibts reichlich Zubehör: eine Gummihülle, ein Schnellladenetzteil mit Kabel, und eine Display-Schutzfolie ist auch schon aufgeklebt. Letztere lässt sich natürlich auch leicht entfernen, wenn man sie nicht möchte.
Software
Auf beiden Geräten läuft die neuste Android-Version 12. Aber auf beiden Geräten gibt es darüber eine eigene Benutzeroberfläche. Samsung hat sich hier in den letzten Jahren vom Saulus zum Paulus gewandelt. Die Samsung-Benutzeroberfläche wirkt inzwischen modern, flink und eigenständig. Bei Oppo ist man noch nicht ganz so weit. Die Benutzeroberfläche dürfte aber gerade Nutzerinnen und Nutzern, die von einem iPhone kommen, den Umstieg erleichtern. Die Oppo-Software erinnert an eine Mischung aus iPhone und Android und wirkt hin und wieder etwas überladen.
Rafael Zeier ist Redaktor für Digitales und Gesellschaft. Er berichtet über neue Webdienste, testet neue Geräte und schaut den Techkonzernen auf die Finger. Nebenher macht er Youtube-Videos.
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