Rheinfelden blüht aufDie Zauberformel der City-Managerin
Corinne Caracuta ist mit viel Herzblut daran, Rheinfelden für das Gewerbe und die Anwohner attraktiver zu machen. Für ihre Arbeit erhält sie Lob aus allen Ecken.

Lächelnd zieht sie vorbei an den drei Königen, die sich tief vor ihr verbeugen. Die 38-jährige Corinne Caracuta hat einen vorzüglichen Ruf in Rheinfelden. Sie ist die City-Managerin, und ihr scheint der Job auf den Leib geschneidert. Die gebürtige Aargauerin, aufgewachsen in Reinach AG und im fricktalischen Gansingen, ist zart von Gestalt, doch zäh wie Leder. Und das ist ihre Zauberformel. Denn sie ist, im Spannungsfeld zwischen Gewerbe, Vereinen und Stadt, Drehscheibe dieser Institutionen und darauf angewiesen, nie das Gleichgewicht zu verlieren.
Der Job ist nicht leicht, das zeigt das Beispiel der Vorgängerin von Caracuta, die nur ein Jahr im Amt war. «Das war auch eine ganz flotte Frau, doch zu viele Leute haben ihr dreingeredet, sie konnte sich nicht durchsetzen», sagt Jürg Christoffel, Rheinfelder Urgestein und jahrzehntelang Lieferant von kulinarischen Köstlichkeiten für Gourmets von nah und fern.
Wir stehen im Knusperhäuschen seiner Frau Mariangela am Albrechtsplatz. Der Tisch im Dock 11 ist belegt von einer Gruppe fröhlicher Menschen vor einem Gläschen Prosecco, die angeregt plaudern. Regale aus alten Zeiten stehen an den Wänden, vollgefüllt mit speziellen Weinen, Grappa, einem Gin mit 120 Ingredienzen, Panettoni und vielem mehr.
«Sie setzt sich extrem gut durch, ja, das muss man, sonst geht es nicht.»
Als Christoffel auf Corinne Caracuta zu sprechen kommt, beginnen seine Augen zu leuchten: «Sie ist etwas anderes als diese Büromenschen, die keine Ahnung haben, was draussen vor sich geht. Sie setzt sich extrem gut durch, ja, das muss man, sonst geht es nicht. Sie ist hartnäckig wie eine Bazille. Sie ist eine ganz Gute, und jeder im Städtchen weiss, dass ich nicht so schnell Komplimente verteile.»
Der grosse Mann mit dem guten Gesicht möchte fast nicht mehr aufhören mit Reden. Jeder wolle Caracuta dreinreden. Ja, und der Franco Mazzi, der Stadtpräsident, sei ja zwar ein ganz Netter, aber ein hundertprozentiger Vollblutpolitiker, einer der unangreifbaren Sorte, der nicht gern experimentelle Entscheidungen treffe, dafür brauche es Menschen wie ihn und Caracuta, jawohl.
«Immer mehr Leute kommen in unser Städtchen, weil sie etwas erleben wollen.»
Der direkte Kontakt mit den Obrigkeiten wie mit den Gewerbetreibenden ist jedoch genau das, was Corinne Caracuta herausfordert, beflügelt, ja fast berauscht. Da kann sie schon mal die Zeit vergessen, sodass sie zur Kinderkrippe rennen muss, um ihre dreijährige Tochter abzuholen.
Überhaupt vermischt sich ihre Freizeit ab und zu mit der Arbeit, und das ist auch gewollt so. Sie zeigt mit Stolz das Weihnachtsfunkeln im Stadtpark, aus Energiespargründen etwas abgespeckt, dafür umso heimeliger, mit dem Lebkuchenhaus, von Pro Altstadt gesponsert, wo Märli-Vorlesungen und Bastelnachmittage stattfinden, und der weihnachtlichen Bar.
Ihr ganz eigenes Werk ist jedoch der Fotorahmen, der sogenannte Selfie-Spot, am Eingang des Städtchens, durch den man die Marktgasse bis zum Rathaus in ihrem Weihnachtskleid fotografieren kann. Seit fast zwei Jahren legt Caracuta ihr Herzblut und ihre Arbeitskraft in dieses Städtchen, hier hat sie massgeblich dazu beigetragen, dass mehr Läden und kleine Beizen eröffnet wurden.
Mehr Angebote
Nur 15 Franken kostet der Quadratmeter Allmend pro Jahr, eine Baubewilligung verlangt Rheinfelden nicht. Anträge auf Nutzung von Allmendfläche werden zügig, in der Regel innerhalb von zwei Wochen, abgewickelt. Diese Sitz- und Konsumiergelegenheiten im Freien haben denn auch während ihrer Tätigkeit um zehn Prozent zugenommen. Entstanden sind auch kleine Angebote, wie etwa das Mundrad oder ein Foodbike aus dem Hause Mundart, einem Café in der Marktgasse. Das Foodbike ist seit vergangenem Sommer neu als mobiler Stand unter anderem auf dem Inseli anzutreffen. Neu ist auch das Tipi vor dem Storks in der Kupfergasse, wo man ein Fondue geniessen kann.
«Immer mehr Leute kommen in unser Städtchen, weil sie etwas erleben wollen», sagt Caracuta. Auf dem Zähringerplatz kurbelt gerade ein Mann das handbetriebene Kinderkarussell an: «Wir mussten lange suchen, um so eines zu finden», sagt Caracuta und grüsst eine Frau, deren Kinder soeben ein Pferdchen des Karussells bestiegen haben. Es ist Ulrike Sammarchi, Inhaberin des Kinderkleiderladens und Mitglied von Pro Altstadt: «Ja, die Frequenz hat sich gesteigert», sagt Sammarchi. Die City-Managerin habe das Geschehen sehr belebt. «Vor allem jedoch ist es sehr angenehm für uns, dass wir jetzt eine direkte Ansprechpartnerin haben.»
Jawohl, es habe sich vieles verändert, in der inneren wie der äusseren Wahrnehmung, sagt auch Marco Veronesi, Präsident von Pro Altstadt und Inhaber von Veronesi Optik. Caracuta sei eine Meisterin im Netzwerken. Man habe jetzt eine Struktur und kaum mehr Leerstände.
Mehr kulturelles Leben
Dies schlägt sich in Zahlen nieder: Seit 2020 hat die Gastroszene 16 zusätzliche Objekte, ausserdem sind neun zusätzliche Läden und zehn neue Dienstleistungsangebote zu verzeichnen. Geschlossen haben lediglich drei Gastronomiebetriebe, zwei Läden und ein Dienstleistungsbetrieb.
In der Nacht, wenn die Läden geschlossen sind und kein Event stattfindet, liegt Rheinfelden still da, dann ist das Leben ausgehaucht – kein Wunder, denn oberhalb der Geschäfte wird gewohnt, von den 13’500 Einwohnern leben 1000 in der Altstadt, und diese stören sich am Lärm in der Nacht. Andererseits, so klagen unternehmungslustige Rheinfelder, hätte der Stadtrat viel mehr Möglichkeiten, um trotzdem mehr kulturelles Leben ins Städtchen zu holen. Vielleicht, wer weiss, wäre noch eine ebenso umtriebige Kultur-Managerin fällig wie Corinne Caracuta.
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