Die «Wonder Woman» hat es allen gezeigt
Die Comicverfilmung von Patty Jenkins spielte bereits über 100 Millionen ein – noch nie hatte ein Film, bei dem eine Frau Regie führte, einen erfolgreicheren Kinostart.
Comicverfilmungen mit einer Heldin in der Hauptrolle sind ein sicherer Flop, lautete bisher eine Devise der Hollywood-Bosse. Und: Frauen können in diesem Genre sowieso keine Regie führen. Falsch., ganz falsch. Der Film von Patty Jenkins hat an Pfingsten in den USA über 100 Millionen Dollar eingespielt. Es war der dritterfolgreichste Start des Jahres.
Noch erstaunlicher: «Wonder Woman» ist tatsächlich der allererste Superheldenfilm einer Regisseurin. Es ist darüber hinaus erst der zweite Film einer Frau mit einem Budget von über 100 Millionen Dollar (der erste war Kathryn Bigelows U-Boot-Taucher «K-19: The Widowmaker»). Und es ist selbstverständlich der erfolgreichste Filmstart einer Regisseurin – womit schon jetzt klar ist, dass dieses Abenteuer mit der Lasso werfenden Wunderfrau am Ende zu den einspielstärksten Filmen des Jahres zählen wird. Und sich ganz an die Spitze der erfolgreichsten Filme von Regisseurinnen hieven kann.
Patty Jenkins (45) hatte 2003 mit ihrem Spielfilmdebüt «Monster» schon einmal für Schlagzeilen gesorgt: Charlize Theron gewann für ihre Interpretation einer mordenden Prostituierten einen Oscar. Nach diesem Erfolg arbeitete die Regisseurin hauptsächlich fürs Fernsehen, bevor sie vor ein paar Jahren die Wahl erhielt: einen Superheldenfilm mit einem Mann in der Hauptrolle zu inszenieren («Thor: The Dark World») oder eben diese «Wonder Woman», an die niemand richtig glauben wollte. Sie setzte auf die Frau und gewann.
Superheldinnen galten als Kassengift, seit Filme wie «Catwoman» (2004) und «Elektra» (2005) floppten. Marvel-Boss Isaac Perlmutter nannte diese als Beispiele, als er in einer geleakten Mail von 2015 vor weiteren solchen Abenteuern mit Frauen warnte (und dabei übersah, dass auch zahlreiche Comicverfilmungen von und mit Männern durchfielen). Inzwischen hat er an direkter Macht verloren, und die Türen für Frauen stehen ein bisschen offener.
Mehr Zuschauerinnen als Zuschauer
Natürlich ist es beschämend (und bezeichnend) für Hollywood, dass dies 2017 überhaupt noch ein Thema ist. Aber inzwischen wird mit dem Geschlechter-Argument sogar Werbung gemacht für «Wonder Woman»: Eine Kinokette bot «Keine Männer zugelassen»-Vorführungen an, was einige Jungs so aufregte, dass die Geschichte extrem werbeträchtig in den sozialen Medien drehte. Diese Rechnung scheint aufzugehen: Nach ersten Umfragen waren am Startwochenende 52 Prozent der Zuschauer weiblich und 48 Prozent männlich – und das in einem klassisch männerdominierten Genre.

Die nächste Superheldin kommt 2019: Brie Larson als Captain Marvel
Wie geht es jetzt weiter? 2019 präsentiert auch Marvel – «Wonder Woman» ist aus dem DC-Verlag – eine Superheldin: «Captain Marvel» mit Oscargewinnerin Brie Larson in der Titelrolle. Und auch hier ist eine Regisseurin beteiligt: Anna Boden inszeniert gemeinsam mit Ryan Fleck, die beiden drehten zusammen die Independent-Filme «Half Nelson» und «Sugar». Und im nächsten Frühling startet der dritte Film einer Frau mit einem Budget von über 100 Millionen Dollar: Disneys Fantasiefilm «A Wrinkle in Time», inszeniert von Ava DuVernay.
Ava DuVernay? Das ist doch die Regisseurin, die mit ihrem Hit «Selma» als eine der Favoritinnen für den Regie-Oscar 2015 galt, aber dann schon bei der Nominierung schnöde übergangen worden war. Das allerdings ist eine andere Geschichte (bisher hat mit Kathryn Bigelow eine einzige Frau diese Auszeichnung gewonnen). Oder?
«Wonder Woman» startet in der Deutschschweiz am 15. Juni
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