Widerstand gegen BLT-Tramschlaufe «Die Wiederbelebung des Bottminger Dorfzentrums wird so unmöglich»
Mitten im Zentrum von Bottmingen, nahe dem barocken Weiherschloss, möchten die BLT und der Kanton Baselland eine Tramschlaufe bauen. Das sorgt für Ärger.

Die Verlautbarung des Kantons Baselland tönt harmlos: «Beim Bottminger Schloss muss der Bushof inklusive Tramhaltestelle entsprechend den Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes erneuert werden. Zudem benötigen die Tramlinien 10 und 17 eine neue Tramwendeschlaufe für den sicheren, flexiblen Betrieb – und für die Verbesserung der Anschlüsse in Bottmingen im Zusammenhang mit der Einführung des Expresstrams», so das von Andrea Bürki, Sprecherin des Bau- und Umweltschutzdepartements (BUD), übermittelte Communiqué.
«Ein neuer Bushof, zeitgemässe Tramhaltestellen, eine effiziente Tramwendeschlaufe und beste Verbindungen sollen den wichtigsten ÖV-Knotenpunkt im Leimental prägen», so das Communiqué. Mit Kosten von rund 20 Millionen Franken ist der neue Leimentaler Verkehrsknotenpunkt eines der grössten Baselbieter Infrastrukturprojekte. Allein die Tramschlaufe kostet fünf Millionen Franken.
Beim Kanton betont man, wie gut das Projekt für Bottmingen sei: «Die gemeinsame Planung von Kanton, Gemeinde und BLT soll für Bottmingen die Chance bieten, sichere Wege und attraktive Freiräume für die Stärkung des Dorfzentrums zu schaffen. Die Aufenthaltsqualität und das Dienstleistungsangebot sollen verbessert werden.»
Dorfentwicklung für Jahrzehnte erschwert
Doch genau mit Letzterem hapert es. Gegen das Projekt regt sich immer wie mehr Widerstand. Vor allem die Tramschlaufe ist umstritten. «Wer sich in Bottmingen auskennt, weiss, dass wir seit Jahrzehnten ein Problem haben. Wir haben kein Dorfzentrum, dafür ein Verkehrszentrum», sagt etwa Hanspeter Weibel, SVP-Landrat und Präsident der Bottminger Gemeindekommission. Bottmingen werde sowohl durch den Individualverkehr als auch durch Bus und Tram extrem stark belastet. Zu Stosszeiten sei das Dorf verstopft. «Die Aufenthaltsqualität ist eingeschränkt.»
Jetzt wolle man diese Verkehrsdrehscheibe mit einer Tramschlaufe zusätzlich erweitern. Dafür müssten Häuser abgerissen werden. «Das führt zu einer zusätzlichen Verunstaltung und schadet dem Dorf», sagt Weibel weiter.
Das Argument, es brauche die Bottminger Schlaufe, damit die BLT-Linie 17 öfter in die Stadt fahren könne und damit zum «Express-Tram» werde, lässt Weibel nicht gelten. «Es gibt beim BLT-Depot in der Hüslimatt, nur fünf Fahrminuten weiter, bereits eine existierende Tramschlaufe.» Der BLT gehe es hier nur ums Geld. «Sie will Rollmaterial sparen.» Man verunstalte Bottmingen wegen der Einsparung von fünf Fahrminuten, so Weibel. «Die Wiederbelebung des Dorfzentrums, als Ort mit hoher Aufenthaltsqualität, wird so unmöglich.»

Der Zustand des Dorfzentrums sei unhaltbar, betont auch der parteilose Gemeinderat Ernst Bringolf: Tausende von Fahrzeugen quälten sich seit bald 50 Jahren via die unsägliche Bruderholzstrasse durch Bottmingen. «Unser Dorfzentrum ist kaputt; wir haben es schon weitgehend zerstört und dürfen jetzt nicht so tatenlos wie in den 60er- und 70er-Jahren zusehen, wie die Zerstörung weitergeht.» Die Tramschlaufe sei zu viel des Guten. Der Präsident des Bottminger Bauausschusses betont, dass er sich als Privatperson äussere. «Es heisst immer, die Gemeinde Bottmingen stehe hinter dem Projekt. Das ist nicht ganz richtig. Der Gemeinderat hat bis jetzt noch nichts beschlossen.»
Alternative auf grüner Wiese
Neben der Tramschlaufe Hüslimatt hat es noch eine zweite Alternative gegeben. Zur Debatte stand der Bau einer Tramschlaufe auf der grünen Wiese im Gebiet Stallen bei Oberwil. Natur- und Gewässerschutzzonen hätten dann aber den Ausschlag für Bottmingen gegeben.
«Die Gemeinde, die BLT und der Kanton sind offenbar schon länger im Gespräch», sagt Bringolf. Es fanden auch Gespräche mit Landbesitzern statt. «Das wurde lange unter dem Deckel gehalten und kam nur zufällig ans Licht.»
Der Bottminger Gemeindesprecher Andreas Jahn bestätigt im Auftrag von Gemeindepräsidentin Melanie Krapp die Gespräche. «Der zuständige Bottminger Gemeinderat und seine Fachpersonen aus der Gemeindeverwaltung arbeiten aktiv in Projektsteuerung und Projektleitung mit», so Jahn. «Verschiedentlich wurde der Stand der Planung dem gesamten Gemeinderat und dem Bauausschuss vorgestellt und dort pro und kontra diskutiert.»
Für Weibel ist das nicht genug: «Es geht natürlich gar nicht, dass der Gemeinderat an der Bevölkerung vorbei politisiert.» Seit 20 Jahren lade der Gemeinderat regelmässig die Bevölkerung ein, sich dazu zu äussern, wie das Zentrum belebt werden kann. «Es ist nun ein grober Fehler des Gemeinderates, wenn er glaubt, er könne an der Bevölkerung vorbei planen.» Auch Ernst Bringolf fordert Mitbestimmung: «Die Bevölkerung soll sich nach Vorlage des Busbahnhof-Vorprojektes ein eigenes Bild schaffen und sich selbst ein Urteil bilden.»
Dies soll schon bald geschehen. Das Vorprojekt wird im Sommer abgeschlossen. Danach wird die Bevölkerung informiert und kann sich äussern. Dies sei dem Gemeinderat sehr wichtig, sagt Andreas Jahn. Nach der Auswertung der Rückmeldungen werde dann der Regierungsrat eine Landratsvorlage ausarbeiten. Ab 2024 könnten dann die konkreten Bauprojekte erarbeitet werden. Der Baubeginn ist 2026 vorgesehen.
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