Die Welt in Schwarz und Weiss
Alice Schwarzer, die ebenso bewunderte wie geschmähte Ikone der deutschen Frauenbewegung, legt ihren «Lebenslauf» vor. Er eröffnet überraschende Einblicke – ermüdet aber auch.
Man kann es als Coup bezeichnen: Jean-Paul Sartre gewährt Alice Schwarzer 1970, nach ein paar Begegnungen auf den Pariser Barrikaden, einen Interviewtermin. Die beiden unterhalten sich in seiner «karg eingerichteten Einzimmerwohnung», als sich unvermittelt ein Schlüssel im Türschloss dreht. Herein tritt Simone de Beauvoir – und erblickt «eine 28-jährige Blondine, die in einem sehr hochgerutschten sommerlichen Minikleid mit blossen Beinen» vor dem Philosophen sitzt. «Klar, was sie denkt!», schreibt Schwarzer: «Da hat der alte Trottel sich mal wieder von einem Mädchen zu einem Treffen beschwatzen lassen.» Entsprechend kühl fällt die erste Begegnung der beiden später befreundeten Feministinnen aus.