«Die Walliser Politik macht sich in der Schweiz lächerlich»
Alt-Bundesrat Pascal Couchepin rechnet mit der Walliser CVP ab – und kritisiert den SVP-Regierungskandidaten Oskar Freysinger.

Wie viele Freisinnige sind Ihnen diese Woche weggestorben?
Wie bitte?
Man weiss von Ihnen, dass Sie den «Nouvelliste», das CVP-Blatt, nur wegen der Todesanzeigen lesen. Und schon dem Familiennamen anmerken, wie der Verstorbene gewählt hat.
Inwiefern?
Vor etwa sieben Jahren las ich die Todesanzeige eines jungen Mannes aus einem abgeschiedenen Dorf im Val d'Hérens; er war nach Frankreich ausgewandert und dort gestorben. Seine Mutter erwähnte in der Anzeige seinen Freund. Das wäre vor zehn Jahren unmöglich gewesen: dass eine Frau aus einer so konservativen Gegend öffentlich zur Homosexualität ihres Sohnes stehen würde – und dass der «Nouvelliste» die Todesanzeige unkommentiert veröffentlicht hätte. Mir fällt auch auf, wie viele Paare unter den Trauernden nicht verheiratet sind. Auch das ist ungewöhnlich für diesen Kanton. Jedenfalls glaube ich, dass sich das Wallis in den letzten 15 Jahren sehr verändert hat. Und zwar zum Guten.