SC Binningen im Schweizer CupDie Wahl des Nationaltrainers hat alles verändert
Der SC Binningen trifft im Schweizer Cup auf den FC Schaffhausen. Damit wären an der Seitenlinie Ergün und Adnan Ercedogan auf Hakan und Murat Yakin getroffen. Nun kommt es zum Kräftemessen zwischen den Ercedogans und Hakan Yakin.

Der Schweizer Cup hat schon einige spezielle Geschichten geschrieben. Dieses Jahr wäre die bemerkenswerte Historie beinahe noch um ein Kapitel erweitert worden. Denn bei der Begegnung SC Binningen (2. Liga interregional) gegen FC Schaffhausen (Challenge League) wäre es zum Duell zwischen den SCB-Übungsleitern Ergün und Adnan Ercedogan und den FCS-Trainern Murat und Hakan Yakin gekommen (Freitag, 19.30 Uhr, Spiegelfeld). Ein doppeltes Brüderduell an der Seitenlinie also. Dies wäre wohl eine Premiere im Schweizer Cup gewesen.
Zwar sind Brüder als Trainer grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches. Es gibt mehrere prominente Beispiele: Da wären Nico und Robert Kovac, die 2013 für kurze Zeit die U-21-Nationalmannschaft Kroatiens trainierten. Oder Gary und Phil Neville, die 2015 beim FC Valencia an der Seitenlinie standen. Aber Aufeinandertreffen zwischen zwei Geschwisterduos auf der Trainerbank sind höchst selten.
Am Montag platzte jedoch das doppelte Bruderduell: Murat Yakin wurde zum Nationalmannschaftstrainer ernannt und verliess Schaffhausen per sofort. Sein Nachfolger wird zumindest interimistisch für das Spiel in Binningen Hakan. Interimistisch darf er 20 Tage lang die Munotstädter führen. Dem 44-Jährigen fehlen die notwendigen Trainerscheine, um den B-Ligisten bis auf weiteres coachen zu dürfen.
(Weniger) glorreiche Spielerkarrieren
Der jüngere der beiden Yakins wuchs zusammen mit seinem Bruder in Münchenstein auf, durchlief bei Concordia sämtliche Nachwuchsstufen, bevor er als Profis durchstartete. Allerdings verlief die Trainerkarriere von Hakan bisher weniger spektakulär als jene von Murat. Er war Übungsleiter der U-21 des FC St. Gallen, bevor er 2016 als Assistenztrainer zu seinem Bruder nach Schaffhausen wechselte. Das Duo ging gemeinsam zu GC und schliesslich nach einer vorübergehenden Trennung 2019 wieder zurück nach Schaffhausen.
Dagegen sind die Ercedogans nur regionalen Fussballkennern ein Begriff. Ergün und Adnan wurden beim SC Binningen gross und spielten ebenfalls bei den Junioren für Concordia. «Allerdings war Hakan, als wir zu Congeli kamen, schon nicht mehr dort», erzählt Ergün. Trotzdem kreuzten sich die Wege etwas später: «Gegen ihn habe ich bei den Senioren mehrmals gespielt», verrät der Binningen-Trainer.
Ergün und sein Bruder wechselten nach dem Karriereende rasch an die Seitenlinie. Nach Stationen bei Binningen, dem FCB-Nachwuchs, Bubendorf, Arlesheim, Timau und Aesch (Ergün) sowie Binningen, Bubendorf und Laufen (Adnan) übernahmen die beiden 2019 beim SC Binningen. Bei den Baselbietern trainierten sie bereits zu Beginn ihrer Laufbahn als Duo zusammen.
Etwas ganz Spezielles
Die Zusammenarbeit ist für Ergün ein Segen: « Es gibt nichts Besseres, als mit dem Bruder zu arbeiten. Man kann auch einmal streiten und sich dann wieder zusammensetzen», meint der 43-Jährige.
Für wenig Konfliktpotenzial sorgt auch die Rollenverteilung. Ergün ist zwar der Haupttrainer, sieht seinen Bruder Adnan aber als gleichwertig an. Die beiden besprechen und entscheiden eigentlich alles zusammen. «Die Aufstellung am Computer mache aber ich allein. Bei Unstimmigkeiten habe ich das letzte Wort», erzählt Ergün.
Die beiden türkischstämmigen Brüder unterteilen auch die Trainingsinhalte nicht in Offensive und Defensive, obwohl dies naheliegen würde. Denn Adnan war als Spieler Defensivspezialist und Ergün ein treffsicherer Stürmer. Vielmehr teilen die Ercedogans das Training insgesamt in zwei Teile auf, wobei Adnan meist den ersten (Technik und Kondition) übernimmt und Ergün sich um den zweiten (Taktik und Spielformen) kümmert. «In Einzelgesprächen mit den Spielern merkt man aber schon, wer früher der Stürmer und wer der Verteidiger war», merkt Ergün an.

Ungewisse Zukunft
Wie lange das Brüderduo noch zusammenbleibt, ist unklar. Die Ercedogans werden in Binningen sicher noch für zwei bis drei Jahre zusammenarbeiten. Aber Ergün sagt: «Eigentlich ist Adnan ja ein Haupttrainer. Irgendwann wird er wohl wieder die Hauptverantwortung haben wollen.»
Doch zunächst liegt der Fokus der Ercedogans ganz auf dem SC Binningen und dem Cupspiel gegen den FC Schaffhausen. Und diese Affiche ist für die Baselbieter und ihre Trainer eine ganz besondere: «Für mich ist es das erste Kräftemessen mit einem Profiteam», freut sich Ergün.
Für Hakan Yakin, der schon seit längerer Zeit in Zürich wohnt, ist das Spiel auf dem Spiegelfeld eine Rückkehr zu den Wurzeln. Doch einfach gestalten dürfte sich die Heimkehr nicht. Denn die Binninger wollen dem Oberklassigen das Leben so schwer wie möglich machen. Dabei können sie auch auf die Unterstützung der Zuschauer zählen. Das Spiel auf dem Sportplatz Spiegelfeld ist mit 500 verkauften Tickets bereits ausverkauft.
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