Die USA wagen sich nicht nach Somalia – und heuern Söldner an
Seit ihrer desaströsen Friedensmission 1993 wollen die USA keine Truppen mehr ins ostafrikanische Land schicken. Private Sicherheitsfirmen sollen nun für die Amerikaner die Arbeit verrichten.
Der Schock sitzt den USA offenbar noch immer tief in den Knochen: Die Bilder, die 1993 die Welt aus Somalia erreichten, wirken wohl bis heute traumatisierend. Damals kamen bei einer fehlgeschlagenen Kommandoaktion 18 US-Soldaten ums Leben, zwei von ihnen wurden vor laufenden Fernsehkameras durch die Strassen von Mogadiscio geschleift. Die USA zogen sich daraufhin aus Somalia zurück, wo sie seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 1991 eine Friedensmission stationiert hatten. Und so schnell wollen die Amerikaner nicht nach Somalia zurück – zumindest nicht offiziell.
«Wir wollen keinen Fuss auf somalischen Boden setzen», sagt Johnnie Carson, der Afrika-Beauftragte im US-Aussenministerium, gegenüber der «New York Times». Eine sichtbare Militärpräsenz der USA wäre eine Provokation – zumal «Somalia als Friedhof amerikanischer Missionen» gelte. Carson rechtfertigt mit diesen Worten das, was die amerikanische Zeitung heute in einer grossen Reportage publik gemacht hat: Da sich die Amerikaner nicht selber nach Somalia trauen, sollen Söldnerfirmen für sie die Arbeit verrichten.
Die grosse Angst vor den Shabab-Milizen
Denn Somalia, ein zerfallener Staat, seit Jahrzehnten praktisch unregierbar, ist eine Bedrohung für die USA. Das Land ist ein Nährboden für extremistische Gruppierungen, die eines Tages, so die Befürchtung der US-Regierung, einen Anschlag auf die Vereinigten Staaten verüben könnten. Vor allem die islamistische al-Shabab, die zurzeit den internationalen Hilfswerken die Bekämpfung der Hungersnot erschwert und Kontakte zum Terrornetzwerk al-Qaida unterhält, fürchten die USA. Ausländische Söldner sollen nun das Problem lösen. Private Sicherheitsfirmen wie die amerikanische Bancroft Global Development führen im Auftrag der USA und mit Legionären aus aller Welt militärische Operationen gegen Extremisten durch.
Unter dem militärischen Personal befinden sich illustre Gestalten. Die «New York Times» berichtet etwa von Richard Rouget, einem 51-jährigen Franzosen, der schon mehrere Kriegsschauplätze in Afrika gesehen hat. Als ehemaliger Offizier der französischen Armee kämpfte er 2003 im Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste. Ein südafrikanisches Gericht verurteilte ihn später, weil er im Land seine militärischen Dienste feilbot. Danach diente Rouget eine Weile in der Präsidenten-Leibgarde auf den Komoren, nun kämpft er zwischen den Ruinen der Hauptstadt Mogadiscio gegen die Shabab-Milizen. Finanziert wird sein Arbeitgeber, die Bancroft Global Development, vom US-Aussenministerium.
Bancroft-Leute sehen sich nicht als Söldner
Erstaunlicherweise ist Bancroft ein Non-Profit-Unternehmen, vom 34-jährigen Michael Stock gegründet. Dieser baute den Sicherheitsdienst mit seinem Familienvermögen auf. Das Unternehmen ist nicht nur in Somalia, sondern auch in anderen Ländern tätig. In Mogadiscio beschäftigt Bancroft rund 40 Männer, vor allem Skandinavier, Franzosen und Südafrikaner. «Es handle sich nicht um Söldner», sagt Stock, der den negativ besetzten Begriff offenbar nicht mag. Denn die Bancroft-Leute arbeiten zu einem grossen Teil als Berater internationaler Truppen, sie selbst bezeichnen sich als «Mentoren».
Erste Erfolge konnte Bancroft bereits feiern. Dass die Shabab-Milizen letzte Woche aus der somalischen Hauptstadt vertrieben werden konnten, geht gemäss der UNO und der Afrikanischen Union zu einem grossen Teil auf den privaten Sicherheitsdienst zurück. Bancroft erntet von den internationalen Organisationen viel Lob: Die afrikanischen Truppen seien dank den Söldnern professioneller geworden, und es gebe weniger zivile Opfer als früher, heisst es etwa.
Ohne Kritik verläuft die Operation von Bancroft allerdings nicht. Die USA können gar nicht genau überprüfen, wofür der Sicherheitsdienst das Geld genau ausgebe. Und auch bei Personalfragen könne der Staat nicht mitreden, kritisieren einige amerikanische Abgeordnete. Den Kampf gegen den Terrorismus könne man nicht einer Handvoll angeheuerter Männer von privaten Sicherheitsdiensten überlassen.
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