Die überraschende Mission einer Spätberufenen
Ihre Eltern mussten als Juden vor den Nazis flüchten. Achtzig Jahre später arbeitet die Zürcher Historikerin Hanna Zweig an der Rehabilitierung des als Antisemit verrufenen Heinrich Rothmund.
Es ist nicht so, dass Hanna Zweig allein aus aufklärerischer Pflicht tagelang in Archiven «wühlt», wie es die 82-Jährige nennt. Nein, da ist auch viel Freude dabei – Entdeckungsfreude, Spass am offenen Disput mit Fakten und Argumenten. Dabei wurde Zweig erst kurz vor der Pensionierung Historikerin. «Als Ärztin kannst du auch als jüdische Frau unabhängig leben», hatte ihr nach der Matura der Vater geraten, der 1931 mit seiner Familie aus Frankfurt in die Schweiz geflüchtet war, nachdem er sich mit einem Nazi geprügelt und die Wut der Braunhemden auf sich gezogen hatte.