Die UBS-Banker als Friedensstifter
Eine elitäre Kultur hat die UBS ruiniert und die Banken generell in Verruf gebracht. Doch man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Eine moderne Gesellschaft braucht einen funktionierenden Finanzkapitalismus.
Robert Shiller gehört zu den bedeutendsten Ökonomen der Gegenwart. Er ist Professor an der renommierten Yale University und ein offensichtlicher Kandidat für den Nobelpreis. Als einer der Ersten hat er immer wieder vor der amerikanische Immobilienblase gewarnt, sein Immobilienindex ist Standard geworden.
Shiller ist kein grundsätzlicher Kritiker der Finanzindustrie, Banken-Bashing nicht sein Ding. Im Gegenteil: Sein jüngstes Buch «Märkte für Menschen» ist ein Plädoyer für einen modernen Finanzkapitalismus. «Ein für die Zukunft richtig konfiguriertes Finanzwesen kann der stärkste Motor zur Förderung des Wohlergehens und eines erfüllten Daseins einer wachsenden Weltbevölkerung sein – zur Erzielung der übergeordneten Ziele der Gesellschaft freier Menschen», stellt Shiller fest.
Auch Banker haben in diesem Finanzkapitalismus ihre festen und begründeten Platz, selbst die vermeintlichen Bad Guys. «Investmentbanker sind in gewissem Sinne Diplomaten, die zwischen den widerstreitenden Parteien vermitteln und Übereinkünfte aushandeln, die am Ende eine Zusammenarbeit ermöglichen, damit das Geschäft weitergehen kann», schreibt Shiller. «In der Unternehmenswelt sind Investmentbanker in letzter Konsequenz Friedensstifter und Fortschrittförderer.»
Ein grössenwahnsinniger Albtraum
Investmentbanker als Friedenstifter und Fortschrittsförderer? Ist der Mann noch zu retten? Das ist wohl die erste Reaktion, wenn man die Begriffe Investmentbanker und UBS verbindet. Unter Marcel Ospel hat sich die Schweizer Bank zu einem grössenwahnsinnigen Albtraum entwickelt. Im Bestreben, mit den mächtigsten Masters of the Universe an der Wallstreet mithalten zu können, wurde die UBS zum Sinnbild einer elitären Kultur, die Gewinn über Gesetz, Gier über Anstand und Arroganz über Kompetenz setzte.
Seit der Finanzkrise folgte die Quittung auf dem Fuss. Heute ist jeder Tag, an dem wir nichts über neue Verwicklungen von UBS-Bankern in einen Skandal oder neue Milliardenverluste erfahren, ein guter Tag. Die UBS, noch zu Alinghis Zeiten Stolz der Nation, ist zum Schandfleck verkommen.
Zurück zum Stolz der Nation
Eine UBS à la Ospel kann sich die moderne Schweiz nicht mehr leisten. Wie bei Atomkraftwerken sind die Risiken zu gross geworden. Zum Glück ist die Macho-Krieger-Kultur nicht gottgegeben. «Wir haben ein Steuersystem und ein System zur Bereitstellung öffentlicher Güter, das menschlichen Aggressionen, die zu irritierender Ungleichheit führen, entgegenwirkt», stellt Shiller fest. Er fordert, dass das Finanzwesen sich weiterentwickeln soll, Innovationen sind erwünscht, auch die verpönten Derivate.
Bei kompetentem Einsatz haben sie nicht Millionenboni für Banker und Milliardenverluste für den Steuerzahler zur Folge, sondern sie ermöglichen allen Menschen mehr Sicherheit in finanziellen Angelegenheiten. «Das Finanzwesen soll die Zufälligkeit in unserem Leben verringern, nicht steigern», stellt Shiller fest. Folgt die UBS diesem Ziel, dann hat sie weiter Anspruch darauf, der Stolz der Nation zu sein. Und ihre Banker könnten dann tatsächlich zu Friedensstiftern werden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch